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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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abgesehen.
    Â»Was dagegen?«
    Â»Nein. Ich mag es, wenn ich Publikum habe.«
    Eine junge Frau – Coralie erkannte in ihr eine der Trainer, die eben noch mit Khaled zusammengestanden hatten, erschien in der Tür.
    Â» Come on !«, rief sie und erklärte, dass sie sich jetzt im Loft warmtanzen konnten.
    Coralie schnappte ihre Wasserflasche und ihr Smartphone und folgte ihr.
    Â» My name is Sarah «, stellte die Trainerin sich vor und trat in die Mitte des Raumes.
    Jeder bekam ein paar Minuten Zeit, seinen Song vorzustellen und ein paar Moves zu zeigen. Während Coralie an der Stange ihre Dehnübungen machte, beobachtete sie mit steigender Aufregung, was die anderen im Gepäck hatten. Bei einigen war gleich klar, dass sie nicht viel weiterkommen würden. Bei anderen aber fühlte Coralie sich ziemlich schlecht. Am schlimmsten war es, als Jasmin an die Reihe kam. Es war nicht einfach, die Musik zu hören, mit der Coralie monatelang ins Bett gegangen und wieder aufgewacht war. Noch schlimmer war, Jasmin zuzusehen, wie sie sich dazu bewegte.
    Die anderen hörten mit ihren Aufwärmübungen auf. Alle Augen richteten sich auf Jasmin. Es war klar, dass hier die erste Favoritin tanzte.
    Â» Great !«, lobte Sara und sah auf ihr Klemmbrett. »Du bist Jasmin?«
    Jasmin nickte. Sie lief zu ihrer Tasche und holte ein Handtuch heraus, das sie sich um die Schulter legte.
    Â»Du startest nachher auf dem vierzehnten Platz. Warum hast du dieses Lied ausgesucht?«
    Jasmin strahlte, als wäre sie auf einem Casting für Zahnpasta, Joghurt-Schokolade und Abnehm-Suppen, und das alles auch noch gleichzeitig. »Weil es heiß ist, einfach das, was gerade läuft. Ich arbeite immer mit der neuesten Musik. Die meiste ziehe ich mir noch aus dem Netz, bevor sie veröffentlicht wird.«
    Â»Das habe ich nicht gehört«, tadelte Sarah. »Coralie?«
    Coralie trat in die Mitte. Jasmin machte ihr Platz wie eine Raubkatze, die ihrem zukünftigen Opfer noch ein paar Minuten Zeit zum Spielen lässt.
    Â»Was hast du uns mitgebracht?«
    Coralie verkabelte ihr Telefon mit der Anlage. »Ein Lied, das ich in der S-Bahn aufgenommen habe. Eine Art subway in Berlin.«
    Â»Wow!« Sarah war tatsächlich beeindruckt. »Etwas Neues?«
    Â»Nein. Eigentlich etwas ganz ganz Altes. Ein Liebeslied. Der Sänger heißt Jasper. Er hat es für ein Mädchen geschrieben, das er nur ein einziges Mal gesehen hat. Seitdem sitzt er jeden Morgen dort und wartet auf sie. Im Moment liegt er im Krankenhaus. Ich weiß nicht, was er hat. Aber er hat mir dieses Lied für diesen Tag geschenkt.«
    Die ersten Takte klangen aus den Boxen. Schlagartig veränderte sich die Stimmung im Raum, fast so wie in der S-Bahn-Unterführung. Die Leute hörten zu. Coralie atmete tief durch, wartete auf Jaspers erste Worte, hob die Arme …
    Â»Stop!«
    Khaled erschien in der Tür. » Sorry, we need the room! Just ten minutes !«
    Coralie brach ab und sah sich ratlos um.
    Â»Zehn Minuten Pause«, sagte Sarah. »Khaled braucht noch einmal den Raum.«
    Alle gingen zurück in die Umkleidekabine.
    Â»Was ist das denn für eine Scheiße?«, zischte Jasmin. »Machst du jetzt einen auf Casting Show? Dieses Lied ist für meine krebskranke Mama! Und diesen Song habe ich geschrieben, während ich auf den Babystrich ging? Diese Rühr- und Tränen-Nummer?«
    Â»Du bist so unglaublich zynisch«, erwiderte Coralie. »Bist du schon so weit weg von allem Menschlichen?«
    Â»Nein.« Jasmin kam noch einen Schritt näher. Die anderen interessierten sich nicht dafür, was die beiden Girls aus Germany miteinander zu besprechen hatten. »Aber ich will durch Leistung überzeugen und nicht durch irgendwelche Tränendrüsen-Märchen.«
    Coralies Handy vibrierte. Eine SMS von Laura.
    Â»Du bist nicht gerade bekannt für deine Moral«, gab Coralie zurück und wandte sich ab, um die Nachricht zu lesen. Sie begriff sie nicht und las sie noch mal. Dann erst verstand sie. Es war ein Gefühl, als ob jemand einen Baseballschläger in ihre Kniekehlen gerammt hätte. Sie taumelte zur Bank und setzte sich.
    Â»Was ist?« Jasmin folgte ihr. »Neue Märchen?«
    Â»Jasper …«, flüsterte Coralie. »Er wird gerade operiert. Oh mein Gott. Seine Mutter ist bei ihm. Sie hat mit mir gesprochen. Er hat einen Gehirntumor. Er wusste das. Und er war

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