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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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hustete. »Aber darunter schimmert es, und ihre Seele ist, wie wenn die Morgensonne das Wasser küsst.«
    Laura saß da mit offenem Mund. »Oh mein Gott. Wir müssen sie finden! Coralie, wir müssen dieses Wunderwesen finden!«
    Jasper legte die Gitarre weg. Seine Stirn glänzte feucht, obwohl er gar nicht im Regen war. »Sie wird mich finden. Irgendwann. Sorry, mir ist nicht gut.«
    Er stand auf, schwankte, geriet ins Taumeln. Coralie konnte nicht schnell genug aufspringen. Jasper fiel die Treppe hinunter und blieb regungslos auf dem Boden liegen.
    Â»Jasper!«
    Coralie stürzte zu ihm. Er hatte eine Platzwunde am Kopf. Blut sickerte in die Pfütze. Sie versuchte, ihn in die Seitenlage zu drehen, so, wie sie es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. Laura half ihr dabei und telefonierte gleichzeitig völlig aufgelöst mit der Feuerwehr.
    Â»S-Bahnhof Grunewald, in der Unterführung. Ein junger Mann. Er ist die Treppe heruntergefallen. Oh mein Gott!«
    Jasper atmete kaum noch. Er war totenbleich. Coralie nahm seinen Kopf in ihren Schoß. Die nächste S-Bahn fuhr ein, Menschen kamen die Treppe herunter. Eine Frau stürzte zu ihnen.
    Â»Was ist passiert? Ich bin Ärztin.«
    Â»Ich weiß es nicht …«, stammelte Coralie. »Ich weiß es nicht.«

21.
    Laura und Coralie fuhren im Krankenwagen mit. Jasper kam unterwegs zu sich, aber er erkannte sie nicht.
    Als sie im Krankenhaus angekommen waren, versprachen die Schwestern hoch und heilig, sofort seine Familie zu informieren. Ratlos und geschockt warteten die beiden Mädchen, bis ein Arzt zu ihnen kam.
    Â»Sind Sie verwandt?«, fragte er Laura, die als Erste aufgesprungen war.
    Â»Nein. Wir sind Freunde.«
    Â»Dann kann ich Ihnen nicht viel sagen. Nur, dass wir seinen Zustand stabilisiert haben. Morgen können Sie vielleicht schon ein paar Minuten zu ihm.«
    Â»Wie ist denn sein Zustand?«, fragte Coralie. »Was hat er?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Aber er hatte großes Glück, dass Sie bei ihm waren. Wäre er woanders zusammengebrochen, und dann auch noch mit einer Gitarre und einem Hut … wer weiß, wie lange es gedauert hätte, bis Hilfe gekommen wäre?«
    Laura nickte. »Wir würden die Sachen gerne dalassen. Vielleicht will er ein bisschen spielen, wenn er aufwacht.«
    Sie reichte dem Arzt Jaspers Tasche und das Instrument.
    Â»Ja«, sagte der. Aber es klang nicht sehr zuversichtlich.
    Schon auf dem Weg hinaus aus der Klinik zerbrach sich Coralie den Kopf, wie es weitergehen sollte. »Ich muss morgen nach London. Aber ich habe so ein schlechtes Gefühl, Jasper jetzt alleine zu lassen!«
    Laura nickte. Auch sie sah besorgt aus. Die mageren Worte des Arztes hatten ihre Befürchtungen nicht zerstreut. Im Gegenteil: Sie hatten sie eher verstärkt.
    Â»Du fährst. Er hat dir das Lied geschenkt. Es ist deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, das jetzt durchzuziehen. Ich bleibe bei ihm. Ist das okay?«
    Coralie nahm Laura in den Arm. »Danke. Es ist so schön, dass es dich gibt.«
    Â»Nervig«, stöhnte Laura. »Gib es doch zu. Es ist nervig.«
    Â»Schön nervig.«
    Laura befreite sich. »Brauchst du noch Hilfe beim Packen?«

22.
    London!
    London! London! London! Am liebsten hätte Coralie nur dieses eine Wort in die Welt gebrüllt, als sie endlich am Bahnhof Kings Cross angekommen war und von einer Rolltreppe nach oben, ans Licht der Stadt, getragen wurde. Die Luft roch so anders. Irgendwie dichter, salziger. Und sofort war alles da, was sie so oft im Fernsehen oder auf Bildern gesehen hatte: Doppeldeckerbusse bogen um die Ecke, der Verkehr wälzte sich über die Kreuzung, und Menschenmassen waren unterwegs. Coralie hatte im Internet ein kleines Hostel in Bahnhofsnähe gefunden, und als sie ihre Tasche im Zimmer abgestellt hatte, gab es kein Halten mehr.
    Bis zu ihrem ersten Termin am Nachmittag hatte sie noch zwei Stunden Zeit. Das reichte, um zum Brick Lane Market zu fahren – aber leider nicht, um in alle Secondhandläden, in alle Pubs, auf alle Flohmärkte zu gehen, die sich in den engen Gassen drängten. Viel zu brav war sie angezogen. Die London Girls waren entweder völlig crazy oder absolut hip, genau konnte Coralie sich nicht entscheiden. Doc Martens zu Spitzenkleidchen, knallbunte Perücken zu durchlöcherten Strumpfhosen, Klamotten wie aus der

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