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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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jeden Morgen.«
    Coralie setzte sich neben ihn. »Das ist meine Freundin Laura. Und das ist … Ich kenne noch nicht mal deinen Namen.«
    Â»Jasper.«
    Â»Jasper«, wiederholte sie. Laura setzte sich dazu. »Ich hab oft an dich gedacht.«
    Â»Ach ja?«, fragte er. Sein Lächeln sah angestrengt aus. Coralie musterte ihn besorgt.
    Â»Was ist los mit dir?«
    Â»Nichts.« Er legte die Hut wieder vor sich auf die Stufen und griff zur Gitarre. »Sie kommt nicht.«
    Coralie schwieg. Laura, die keine Ahnung hatte, worum es ging, auch.
    Â»Wann hast du sie denn zum letzten Mal gesehen?«
    Â»Vor ein paar Wochen. Das hab ich dir doch schon erzählt.«
    Â»Dann bist du ihr hier nur ein einziges Mal begegnet? Und hoffst jedes Mal aufs Neue, dass sie vorbeikommt?«
    Â»Ja«, sagte er. Seine Augen glänzten. Vielleicht hatte er Fieber. Es war aber auch ein Scheißwetter im Moment.
    Laura beugte sich vor. »Du singst deine Lieder wegen einem Mädchen, dem du nur einmal begegnet bist?«
    Â»Es war hier. Sie hat sich zu mir gesetzt. Es war früher Morgen, so wie heute. Sie muss aus der Disco gekommen sein, sie war müde. Sie wollte sich nur einen Moment ausruhen. Aber dann ist sie fast eine Stunde geblieben, und ich habe ihr alle Lieder vorgespielt, die mir in den Sinn kamen.«
    Coralie spürte, dass in ihrem Herzen etwas wehtat. Das musste die Sehnsucht sein nach jemandem, bei dem man sich geborgen fühlte, obwohl man ihn nicht kannte.
    Â»Sie hat versprochen, wiederzukommen. Deshalb bin ich hier.«
    Â»Krass«, flüsterte Laura. »Würde ich auch tun, wenn es mich so richtig erwischt hätte.«
    Â»Du?« Coralie musste lächeln. »Du würdest dich doch am liebsten unsichtbar machen.«
    Er spielte ein paar Takte.
    Â»Ich bin halt nicht so mutig«, sagte Laura leise.
    Jasper beugte sich vor und sah sie an. »Was hat Liebe denn mit Mut zu tun?«
    Laura zuckte hilflos mit den Schultern. »Wenn man Angst hat, sich zu blamieren?«
    Â»Angst? Auch die hat in der Liebe nichts verloren. Schau mal, jeden Morgen mache ich mich lächerlich und warte auf ein Mädchen, das nur eine einzige Stunde an meiner Seite gesessen hat. Vielleicht lacht sie mich aus, wenn sie wiederkommt. Vielleicht erkennt sie mich gar nicht mehr. Vielleicht aber …« Er spielte verträumt weiter. »… setzt sie sich noch mal. Ich würde es nie herausfinden, wenn ich zulassen würde, Angst zu haben. Für Angst habe ich keine Zeit mehr.«
    Coralie erkannte die Seifenblasen-Melodie und das Herz zog sich ihr zusammen. Sie wusste nicht, warum, aber etwas lag in dieser Musik, das unendlich schön und unendlich traurig zugleich war.
    Â»Schenkst du mir das Lied? Für sie?«
    Jasper sah sie an und spielte gedankenverloren weiter, a ls wäre er mit seinem Herzen ganz woanders. »Wie meinst du das?«
    Â»Als ich es zum ersten Mal gehört habe, hatte ich Bilder im Kopf. Ich möchte sie tanzen. Ich habe das Gefühl, dass es genau dieses Lied ist, das ich zum Leben erwecken will. Wenn du es mir schenkst, nehme ich es mit nach London. Es würde mir sehr viel bedeuten. Ich würde dazu tanzen. Für dich und für deine unbekannte große Liebe.«
    Er lächelte. »Das wäre schön. Hast du was zum Aufnehmen?«
    Coralie holte ihr Handy heraus. Jasper fing an zu spielen, und wieder geschah etwas Zauberhaftes: Die Leute blieben stehen und hörten zu. Zwischendurch fuhr eine S-Bahn ein und Geld fiel in Jaspers Mütze. Hastige Schritte von Pendlern kamen die Treppe hinauf und hinab, die Bremsen quietschten, Leute redeten, Autos fuhren draußen vorbei. Aber es machte nichts. Im Gegenteil: Es war, als ob das Lied dadurch noch ein wenig einmaliger wurde.
    Als Jasper fertig war, klatschten alle Beifall.
    Laura hatte wieder ihre kugelrunden Augen. »Das ist von dir? Für sie?«
    Er nickte, aber er schien Mühe zu haben, überhaupt noch aufrecht zu sitzen.
    Â»Du solltest nach Hause«, sagte Coralie.
    Â»Nein. Vielleicht kommt sie noch.«
    Laura beugte sich vor. »Was um alles in der Welt hat sie denn an sich, dass sie dich so beeindruckt hat?«
    Er dachte nach. »Sie ist der schönste Mensch, den ich je gesehen habe. Nicht nur von außen, auch von innen. Sie zeigt es nicht vielen. Sie muss oft verletzt worden sein. Sie trägt einen Panzer aus Eitelkeit und schönem Schein. Aber …« Er

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