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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Aber hast du mir das nicht schon gestern erzählt?«
    »Nein, gestern das war Marlene.«
    »Ganz schönes Blutbad! Vielleicht haben sie ja die Jagd auf euch eröffnet, ohne es euch zu sagen!«, höhnt er.
    Er geht wieder schneller und sagt leise über die Schulter zurück:
    »Da wir schon von Mord reden, Bull solltest du lieber aus dem Weg gehen .«
    »Ich weiß. Youssef hat mir erzählt, du hättest ihn ins Bettchen gebracht.«
    »Youssef, der kriegt was mit seiner Pizzarolle auf den Hintern! Ich habe Bull nach Hause gebracht. Er konnte nicht mehr laufen, der arme Kerl!«
    Hinterhältig bemerke ich:
    »Da bist du dann ja wohl zu spät zu deiner Verabredung gekommen .«
    Er bleibt kurz stehen. Seine rechte Hand holt aus und packt mich bei den Haaren. Seine strahlend blauen Augen versenken sich in meine tief schwarzen. Seine Oberlippe bebt. Brutal dreht er die Hand, die mein Haar umklammert, ich klappe zusammen.
    »Weißt du, Bo«, säuselt er, »wenn du mich ärgerst, werde ich dir ernsthaft wehtun.«
    Er lässt mich los, und ich wäre beinahe hingefallen. Er geht weiter. Wir erreichen die Hurenstraße. Das war es also . Er bleibt stehen und fährt sich über das Kinn wie eine Hausfrau, die sich fragt, ob sie lieber die sechs 300g-Dosen Tunfisch zu 22,40 Franc nehmen soll oder die fünf 350g-Dosen zu 22,25 Franc. Die Mädchen verrenken sich vor ihm und erzählen ihren üblichen Unsinn. Lieber Gott, bitte mach, dass er nicht Elvira wählt. Er lässt seinen Blick schweifen und geht auf sie zu. Sie zappelt auf der Stelle, ihr dicker Hintern steckt in einem hautengen violetten Latexrock.
    Er wartet, bis ich bei ihm bin, und mustert inzwischen träge ihre Reize.
    »Na, Bo, soll ich mit ihr raufgehen oder willst du raufgehen?«, fragt er mit einem betörenden Lächeln.
    Bei der Vorstellung, ich könnte mit ihr nach oben gehen, bricht Elvira in schallendes Gelächter aus. Mir wird davon eher übel.
    Johnny sieht sie streng an, und sie verstummt. Er erkundigt sich nach dem Preis. Sie sagt ihm ihre Tarife. Er entscheidet sich für eine Spezialbehandlung. Ich wappne mich innerlich. Von mir aus kann er es ruhig vor meinen Augen mit Elvira treiben, mir ist das egal. Wenn das alles ist, was ihm einfällt, um mich zu verletzen, beweist das nur, dass er heute nicht in Form ist. Elvira protestiert, als er ihr erklärt, dass ich mitkomme. »Entweder so oder gar nicht«, beharrt Johnny, die Hände lässig in den Taschen. Es gefällt ihr nicht, mich als Zuschauer dabei zu haben, aber schließlich willigt sie ein.
    Wir betreten ein eher schäbiges Zimmer mit schwarz tapezierten Wänden - schließlich macht Elvira auf Sado-Maso. Rote Spots; großes, durchgelegenes Bett mit schwarzer Decke; roter Teppichboden, an einigen Stellen abgetreten und mit Brandlöchern. An den Wänden hängen Peitschen, Ketten, Handschellen, Zangen und anderes Werkzeug; mit Nägeln besetzte Halsbänder und Mieder, Kapuzen mit Augenschlitzen - die Ausstattung ist perfekt. Aber das alles ist nichts im Vergleich zu dem Club, in dem ich gearbeitet habe, nachdem ich mich von zu Hause abgesetzt hatte: harte Technomusik, piercing, fist fucking usw. und das alles in einer Umgebung wie in einem Operationssaal. Und all diese Typen mit Schnauzbart … Wie bei der Armee. Spezialkommando X.
    Zu jener Zeit war mir mein Wunsch, mein Geschlecht zu wechseln, noch nicht wirklich bewusst. Ich war überzeugt, eine Frau zu sein, und das reichte mir. Doch der Blick der anderen machte mir jeden Tag aufs Neue klar, dass ich mich belog. Und damals entschloss ich mich, den entscheidenden Schritt zu tun: eine medizinische Behandlung zu beginnen und zu sparen, um mich dann auf die große Reise ohne Wiederkehr zu machen. Willkommen im no man's land!
    Johnny schnüffelt wie ein Hund: Es riecht nach Weihrauch, Gleitmitteln und Wasserstoffperoxyd: damit kann Elvira sowohl die Wunden ihrer Kunden versorgen als auch ihr Schamhaar bleichen, sehr praktisch. Johnny streicht über ein Paar Handschellen, über die Ketten. Elvira hat sich schon ausgekleidet, sie trägt nur noch einen schwarzen Stringtanga und ein dazu passendes Lackmieder, das ihren Busen einzwängt. Sie nimmt eine Peitsche von der Wand und reicht sie Johnny mit lüsternem Lächeln. Dieser wiegt sie prüfend in der Hand, lässt sie in der Luft knallen und dann auf Elviras nackten Hintern niedersausen. Sie wälzt sich auf dem Bett und verdreht verzückt die Augen, einfach lächerlich. Johnny schlägt sie automatisch weiter. Nach einer

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