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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Weile dreht sich Elvira um:
    »Na, Liebling, und wenn wir zu anderen Dingen übergehen würden?«
    Johnny antwortet nicht, und ich bemerke einen beunruhigten Schimmer in Elviras Augen. Er beugt sich über sie, drückt ihren Kopf aufs Kissen und stößt ihr den Stil der Peitsche zwischen die Schenkel. Sie setzt sich wütend zur Wehr. Ich konzentriere mich auf die Betrachtung des Teppichbodens. Ich wusste, dass die Sache schief gehen würde. Er lässt sie los, und rot vor Zorn richtet sie sich auf.
    »Was ist das denn für eine Masche?«
    Keine Antwort. Er untersucht die vorhandenen Utensilien, vor allem eine Zange, die offenbar ganz neu ist.
    »Nimm dein Geld zurück und verschwinde, du bist zu blöd!«
    Noch ehe sie ausgesprochen hat, schnellt Johnnys Faust vor. Mit blutender Nase fällt sie hintenüber. Jetzt hat sie wirklich Angst. Johnny wiegt die nagelbeschlagene Zange in der Hand und zwinkert mir zu. Ich verstehe nicht, worauf er hinaus will. Doch als er sich Elvira zuwendet, hat diese eine kleine schwarze Pistole auf seinen Kopf gerichtet.
    »Que pasa?«, erkundigt sich Johnny und lässt die Zange in seiner Hand auf und zu schnappen.
    »Verschwinde!«
    Sie wirft mir einen schnellen Blick zu, der Revolver ist noch immer auf Johnny gerichtet.
    »Bo, sag ihm, er soll abhauen! Kranke bediene ich nicht.«
    Johnny breitet die Arme aus, eine zugleich versöhnliche und bedrohliche Geste.
    »Du solltest dich zur Kinderschwester umschulen lassen. Ich dachte, all das wäre ernst gemeint.«
    Er deutet auf die Instrumente und fährt fort:
    »Leiden ist eine ernsthafte Sache .«
    »Ich habe keine Lust zu diskutieren, ich sage dir, du sollst abhauen.«
    Ich halte den Atem an. Ich höre schon den Schuss, der losgehen wird, wenn er sich auf sie stürzt. Aber nein. Er legt die Zange hin, zuckt die Schultern und geht hinaus. Und sein Hund Bo folgt ihm.
    »Bo, warte!«, ruft mir Elvira zu, ohne ihren Revolver auch nur einen Millimeter zu senken.
    Ich antworte nicht und folge Johnny über die Treppe, die nach Desinfektionsmittel riecht.
    »Geh nicht mit diesem Kerl«, ruft sie mir nach, »er ist verrückt! Bo! Hast du seine Augen gesehen?«
    Ja, Elvira, ich habe sie gesehen. Hell und schlammig zugleich. Durchscheinend und undurchdringlich. Die Augen einer wundervollen Leiche. Eben jetzt sind sie auf mich gerichtet.
    »Deine Freundin ist eine dumme Kuh«, sagt er.
    »Ich glaube nicht. Sie spürt den Gestank, das ist alles.«
    »Willst du damit sagen, dass ich stinke?«
    »Das Böse stinkt.«
    Er sieht mich neugierig an.
    »Und du liebst diesen Geruch?«
    »Ich bin daran gewöhnt. Ich habe keine Angst vor der Scheiße, weder vor der richtigen noch vor der, die die Leute im Kopf haben.«
    »Bo, das wandelnde Klo! Also, ciao, ich verschwinde.«
    »Warte!«
    Doch er ist schon weg. Ich versuche, ihm zu folgen, aber ich stoße mit der alten Miranda zusammen, die mich an den Schultern fasst.
    »Hast du schon gehört? Das mit Marlene?«
    Sie ist noch bei Marlene? Du solltest die Fernsehserie besser verfolgen, Muttchen, denke ich boshaft, während sie mich ansieht. Ihr mit einer dicken Make-up-Schicht zugekleistertes Gesicht wirkt fassungslos, der alte Mund ist vor Empörung verzogen. Ich versuche, mich loszumachen, doch sie klammert sich fest und quakt:
    »Wir kommen alle dran, hörst du? Alle!«
    Ich sehe ihr in die Augen und begreife, dass sie sich ein kleines Beruhigungsmittel genehmigt hat. Jetzt gesellt sich auch noch die in einen rot-schwarzen Kimono gehüllte Elvira zu uns. Verdammte Scheiße!
    Mit zitternden Händen zündet sie sich eine Zigarette an.
    »Wer war der Typ?«
    »Ein Freund.«
    »Ein Freund? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kerl Freunde hat! Der ist ja total verrückt.«
    »Es war ein Scherz.«
    Ungläubig sieht sie mich an.
    »Ein Scherz? Verflucht noch mal, Bo, du bist wirklich zu blöd!«
    Ich lasse Mirandas Gejammer und ihre Prophezeiungen sowie Elviras hochmütiges Gelächter hinter mir, laufe ziellos durch die Menschenmenge und versuche, Johnny zu finden. Ich habe nichts gegessen, habe Kopfschmerzen und bin moralisch auf dem Nullpunkt. Der Abend ist ohnehin versaut.
    Sobald ich die Kneipe betrete, ergreift Linda meinen Arm und befiehlt mir, ihr alles über Maeva zu erzählen. Mit leiser Stimme gehorche ich. Schließlich lässt sie mich in Ruhe, um sich um einen Sechsertisch zu kümmern, an dem »regionale Spezialitäten« verlangt werden. Laszlo kratzt sich hinterm Ohr und fragt sich, ob Couscous wohl in

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