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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sahen noch nicht alt genug aus, um Manny reinlegen zu können, also warteten sie vor der Tür wie Hunde vor einer Metzgerei darauf, dass Herrchen wieder herauskam. Der ihn umgebende Alkoholgeruch würde ihnen dann ein bescheidenes Ersatzvergnügen verschaffen. Viel mehr hatte Inveraray in Sachen Freizeitgestaltung nicht zu bieten.
    Reeve ging an die Spieltafel und schrieb seinen Namen hin. Der Jüngling grinste ihn feindselig an, als wollte er sagen: » Wem ich Geld abknöpfe, ist mir scheißegal.« Reeve stellte sich wieder an den Tresen.
    Zwei neue Gäste drückten die knarrende Tür auf. Ihr Touristenlächeln verflüchtigte sich in dem Moment, als sie sahen, wo sie hineingeraten waren. Auch andere Touristen vor ihnen hatten schon diesen Fehler begangen, waren aber selten lang genug geblieben, um auch nur den Tresen zu erreichen. Vielleicht waren diese beiden hier ganz besonders dumm. Vielleicht waren sie blind.
    Vielleicht, dachte Reeve. Er stand noch immer mit dem Rücken zu ihnen. Er brauchte sie nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie die zwei aus dem Auto waren. Sie stellten sich neben ihn und warteten darauf, dass Manny mit einer Geschichte fertig wurde, die er gerade einem anderen Gast erzählte. Manny ließ sich Zeit, nur damit sie Bescheid wussten. Es kam gelegentlich vor, dass er Leute, deren Nase ihm nicht passte, überhaupt nicht bediente.
    Reeve bemühte sich, so viel wie möglich aus dem Augenwinkel mitzubekommen. Nach dem verzerrten Spiegelbild zu urteilen, das er in der gehämmerten Kupferplatte sah, die hinter den Flaschen über die ganze Rückwand der Bar verlief, warteten die zwei Männer, ohne eine Miene zu verziehen.
    Schließlich gab es Manny auf. »Ja, die Herren?«
    »Wir wollten eigentlich was zu trinken«, sagte derjenige, der Reeve am nächsten stand. Der Mann war offenbar nicht daran gewöhnt, dass man ihn warten ließ, und schon entsprechend sauer. Er klang nach Engländer; Reeve wusste nicht, welche Nationalität er erwartet hatte.
    »Das ist hier keine Frittenbude«, nahm Manny die Herausforderung an. »Es gibt hier nix anderes als was zu trinken.« Und hatte dabei ein starres Lächeln auf den Lippen, das den zwei Fremden verriet, dass sie ganz und gar nicht willkommen waren.
    »Für mich einen doppelten Scotch«, sagte der zweite Mann. Er war ebenfalls Engländer. Reeve wusste nicht, ob es Absicht gewesen war, aber die Art, wie er »Scotch« zischte, kam bei mehr als nur zwei, drei Gästen ziemlich schlecht an. Der Mann tat so, als merkte er nichts, vielleicht war es ihm auch einfach egal. Er starrte auf die Tür, auf die gerahmten Fotos von schottischen Nationalspielern und Lokalmatadoren – Letztere signiert – und auf die Wimpel und Fahnen.
    »Da scheint jemand auf Rugby zu stehen«, sagte er, an niemand im Besonderen gewandt. Niemand im Besonderen würdigte die Bemerkung einer Reaktion. Der Mann, der neben Reeve stand, der, der als Erster gesprochen hatte, bestellte für sich ein Lager & Lime. Vom Pooltisch her ertönte ein leiser bewundernder Pfiff, unmittelbar gefolgt von einem harten Klacken von Kugeln.
    Der Mann drehte sich nach dem Urheber des Pfiffs um. »Hast du Probleme?«
    Ohne einen Ton zu sagen, versenkte der Junge seinen nächsten Ball und kreidete den Stock nach, während er langsam um den Tisch herumging. Plötzlich fand Reeve ihn ganz sympathisch.
    »Lass das«, zischte der Begleiter des Unbekannten. Dann, als die Gläser vor sie hingestellt wurden: »Das ist ein Dreifacher.« Er meinte den Whisky.
    »Ein Doppelter«, kläffte Manny zurück. »Ihr seid an Sechstelgill gewöhnt; hier oben haben wir Viertel.« Er nahm das Geld und ging zurück zur Registrierkasse.
    Reeve wandte sich wie in Plauderlaune den zwei Männern zu. »Cheers«, sagte er.
    »Ja, Cheers.« Sie waren beide sehr daran interessiert, ihn sich gründlich aus der Nähe anzusehen, genauso wie er daran interessiert war, sie sich anzusehen. Der eine, der ihm näher stand, war kleiner, dafür aber breiter. Er hätte einen brauchbaren Angriffsspieler abgegeben. Er trug billige Klamotten und hatte eine billige, schmierige Visage. Wenn man nach dem aussah, was man aß, dann war das ein Fritten-und-Fett-Typ. Sein Begleiter hatte ein gefährliches Gesicht, ein Gesicht, das schon so viel eingesteckt hatte, dass es jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Möglich, dass er eine Zeitlang gedient hatte – dass Fettfresse dazu jemals fit genug gewesen wäre, konnte sich Reeve nicht vorstellen -, aber seitdem war er

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