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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zusammenzuschlagen.
    Es war ein herrliches Gefühl gewesen.
    Er diskutierte noch ein paar Minuten lang mit Joan und war schon dabei zu sagen, dass ihm das Kleingeld ausging, als ihr noch etwas einfiel.
    »Ich hab vor ein, zwei Stunden angerufen«, sagte sie. »Der AB ist drangegangen, also habe ich gecheckt, ob es Nachrichten gab.«
    »Und?«
    »Es gab eine von einer Frau. Sie klang ausländisch.«
    Marie Villambard! Er hatte sie völlig vergessen. Er hatte auf ihrem Anrufbeantworter seine Privatnummer hinterlassen.
    »Sie hat eine Nummer angegeben, unter der du sie erreichen kannst«, sagte Joan.
    Reeve fluchte lautlos. Das bedeutete, dass derjenige, der sein Telefon angezapft hatte, jetzt wahrscheinlich auch ihre Nummer hatte. Er notierte sich, was Joan ihm durchgab, sagte dann, er müsse auflegen, und kramte in seinen Taschen nach weiterem Kleingeld.
    » Alló? «
    »Hier spricht Gordon Reeve, Madame Villambard. Danke, dass Sie zurückgerufen haben, aber es gibt ein Problem.«
    »Ja?«
    »Die Leitung war kompromittiert.« Zwei Autos fuhren schnell vorbei. Reeve sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren.
    » Was war sie?«
    »Sie wurde abgehört.« Er drehte sich um und schaute die dunkle Straße entlang. Keinerlei Lichter. Nichts. Das einzige Licht weit und breit, ging ihm jetzt auf, kam von der nackten Birne in der altmodischen Telefonzelle. Er zog sein Taschentuch hervor und löste mit dessen Hilfe die Birne aus der Fassung.
    »Ist das ein militärischer Ausdruck, ›kompromittiert‹?«
    »Wahrscheinlich, ja. Ich war bei der Army.« Im Dunkeln fühlte er sich besser. »Hören Sie, können wir uns treffen?«
    »In Frankreich?«
    »Ich könnte die Nacht durchfahren und in Dover die Fähre nehmen.«
    »Ich wohne in der Nähe von Limoges. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Ich kauf mir eine Straßenkarte. Ist Ihr Telefon …?«
    »›Kompromittiert‹? Ich glaub nicht. Wir können unbesorgt ein Rendezvous vereinbaren.«
    »Dann tun wir das doch.«
    »Okay, fahren Sie ins Zentrum von Limoges, und folgen Sie den Schildern ›Gare SNCF‹, der Bahnhof heißt Bénédictins.«
    »Hab ich. Wie lang muss ich von Calais aus wohl fahren?«
    »Das hängt davon ab, wie oft Sie zwischendurch halten. Wenn Sie sich beeilen … sechs Stunden.«
    Reeve stellte eine rasche Kopfrechnung an. Wenn er auf keine Staus oder Baustellen stieß, konnte er die Südküste in acht bis neun Stunden erreichen. Schlafen konnte er auf der Fähre, dann weitere sechs Stunden Fahrt. Dazu knapp zwei Stunden für die Überfahrt selbst, plus eine Stunde, weil es in Frankreich eine Stunde später war … siebzehn, achtzehn Stunden. Nach Los Angeles hatte er halb so lang gebraucht. Die Leuchtzeiger seiner Armbanduhr verrieten ihm, dass es kurz nach acht war.
    »Später Nachmittag«, sagte er zur Sicherheit.
    »Ich bin dann ab vier im Bahnhof«, sagte sie. »Ich werde zwei Stunden warten, am besten suchen Sie mich in der Bar.«
    »Hören Sie, da wär noch was. Die haben Ihren Anruf aufgezeichnet, sie wissen jetzt Ihren Namen.«
    »Ja?«
    »Ich will damit sagen: Seien Sie vorsichtig.«
    »Danke, Mr. Reeve. Bis morgen.«
    Sein Geld war sowieso alle. Er legte auf und fragte sich, wie sie sich wohl erkennen sollten. Dann lachte er. Er würde gut fünfzehnhundert Kilometer runtergerissen haben: Sie würde ihn problemlos an den blutunterlaufenen Augen und den zitternden Händen erkennen.
    Aber es machte ihm schon Sorgen, dass »sie« inzwischen wussten, dass sie angerufen hatte. Er hätte die Minisender direkt, nachdem er sie gefunden hatte, zerstören sollen. Stattdessen hatte er versucht, Spielchen zu spielen, auf Zeit zu spielen. Aber diese Leute hatten für Spielchen nichts übrig. Er drehte die Glühbirne wieder fest und drückte die eisengerahmte Tür auf.
    Es gab noch etwas, das ihm Sorgen machte. Die Privatschnüffler. Sie arbeiteten für eine Firma namens Alliance, eine amerikanische Firma, aber er hatte keine Ahnung, von wem Alliance den Auftrag bekommen hatte.
    Und schließlich – wenn Fettfresse und Igelkopf diese Wanzen nicht platziert hatten … wer dann?

12
    Jeffrey Allerdyce lunchte mit einem der wenigen US-Senatoren, denen er etwas anderes als Abscheu und Verachtung entgegenbrachte. Das lag daran, dass Senator Cal Waits der einzige saubere Senator war, mit dem er jemals zu tun gehabt hatte. Waits hatte es noch nie nötig gehabt, die Dienste der Alliance in Anspruch zu nehmen, und war auch selbst nie von der Detektei unter die Lupe genommen worden.

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