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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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geschlagene Minute so stehen. Als er sich von ihr löste, waren ihre Augen nass.
    »Also Toast und Tee für die Dame«, sagte Reeve.
    Er versuchte gerade, ein Liedchen zu summen, während er das Frühstück vorbereitete, als sie in die Küche kam. Sie hatte Notizblock und Stift in der Hand. Jetzt, wo sie angezogen war und Zeit gehabt hatte nachzudenken, sah sie gefasster aus. Sie hielt ihm den Notizblock vor die Nase.
    WAS ZUM TEUFEL SOLL DIE SCHEISSE?
    Er nahm ihr den Block aus der Hand und legte ihn auf die Arbeitsfläche.
    DAS WÜRD JETZT ZU LANGE DAUERN. ICH ERKLÄR ES DIR AM TELEFON.
    Er schaute zu ihr auf, fügte dann ein letztes Wort hinzu.
    BITTE.
    DAS IST UNFAIR, schrieb sie mit zornrotem Gesicht.
    »Ich weiß«, artikulierte er lautlos und fügte dann noch »Tut mir leid« hinzu.
    »Schon geduscht?«, fragte er.
    »Wasser war nicht warm genug.« Für einen Moment sah sie so aus, als würde sie gleich wegen der Absurdität des Ganzen loslachen. Aber sie war zu wütend, um lachen zu können.
    »Willst du Tee oder Kaffee?«, fragte er.
    »Tee. Soll ich Brot schneiden?«
    »Ja, bitte. Was macht Allan?«
    »Weigert sich aufzustehen.«
    »Er hat keine Ahnung, wie gut es ihm geht«, sagte Reeve. Er beobachtete Joan, die mit dem Messer so auf das Brot losging, als sei es der Feind.
    Als Allan herunterkam, wurde es einfacher. Beide redeten mehr als sonst mit ihm, stellten ihm Fragen, entlockten ihm Antworten. Jetzt befanden sie sich auf sicherem Boden; sie brauchten nicht mehr so sehr auf der Hut zu sein. Als Joan sagte, dass sie jetzt vielleicht doch noch unter die Dusche gehen würde, wusste Reeve, dass sie packen wollte. Er sagte Allan, dass er das Auto aus der Garage holen würde, und ging, tief ein- und geräuschvoll ausatmend, hinaus auf den Hof.
    »Herrjesus«, sagte er. Er machte wieder einen Rundgang um das Anwesen. Er konnte einen Traktor hören, drüben bei Buchanans Hof, und hoch oben das Summen eines Leichtflugzeugs, das er allerdings, weil die Wolken an dem Morgen tief hingen, nicht sehen konnte. Er nahm nicht an, dass jemand das Haus beobachtete. Er fragte sich, wie groß die Reichweite der Minisender sein mochte. Nicht allzu groß, so wie sie aussahen. Es musste also irgendwo in der Nähe ein Aufnahmegerät geben, im Boden vergraben oder unter irgendwelchen Steinen versteckt. Er fragte sich, wie oft die Kassetten wohl ausgetauscht und abgehört wurden. Der Recorder war wahrscheinlich stimmaktiviert, und wer immer die Kassetten abhörte, war nur an Telefongesprächen interessiert.
    Oder vielleicht hatte derjenige auch nur nicht genügend Zeit gehabt, das Haus ordentlich zu verwanzen.
    »Mistkerle«, sagte er laut. Dann ging er ins Haus zurück. Joan kam gerade mit zwei Reisetaschen in den Händen die Treppe herunter. Sie ging damit direkt zum Auto und stellte sie in den Heckraum. Sie winkte Reeve zu sich. Als er kam, starrte sie ihn lediglich an, als erwartete sie, dass er etwas sagte.
    »Ich glaube, hier draußen können wir«, sagte er.
    »Gut. Und was hast du vor, Gordon?«
    »Mit ein paar Leuten reden.«
    »Was für Leute? Und worüber willst du mit denen reden?«
    Er sah sich im Hof um, bis sein Blick an der Tür zum Geiselraum hängenblieb. »Ich weiß auch nicht genau. Ich möchte einfach herausfinden, warum jemand unsere Telefone verwanzt hat. Ich muss mir ein Gerät beschaffen, mit dem ich das Haus gründlich absuchen und dann wirklich sicher sein kann, dass es abgesehen von den zwei Wanzen, die ich gefunden habe, sauber ist.«
    »Wie lange werden wir wegbleiben müssen?«
    »Vielleicht nur ein paar Tage. Ich weiß es noch nicht. Ich melde mich so bald wie möglich.«
    »Tu nichts …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    »Tu ich nicht«, sagte er und strich ihr über das Haar.
    Sie holte etwas aus ihrer Tasche. »Hier, nimm die mit.« Sie reichte ihm ein Röhrchen mit kleinen blauen Pillen – die Pillen, die er eigentlich nehmen sollte, wenn sich der rosafarbene Nebel senkte.
    Der Psychiater hatte sich über seine Farbangabe gewundert. »Nicht rot?«, hatte er gefragt.
    »Nein, rosa.«
    »Hmm. Was assoziieren Sie mit der Farbe Rosa, Mr. Reeve?«
    »Rosa?«
    »Ja.«
    »Schwule, Schwänze, Zungen, Schamlippen, Kleinmädchen-Lippenstift … Reicht das für den Anfang, Doc?«
    »Ich hab das Gefühl, dass Sie sich über mich lustig machen, Mr. Reeve.«
    »Wenn ich mich über Sie lustig machen wollte, dann hätte ich ›roter Nebel‹ gesagt, und Sie wären zufrieden gewesen. Aber ich habe

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