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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Betreffende einem genau ansah, dass man es ernst meinte. Und ernst konnte man es nur meinen, wenn die Pistole geladen war …
    Und wozu war eine geladene Pistole auch gut, wenn man nicht beabsichtigte, sie abzufeuern?
    »Scheiß drauf«, sagte er und wickelte die Beretta wieder in ihr Tuch ein. Er kramte hinter den anderen Paketen – er hatte da auch Sprengstoff: Fast jeder Soldat nahm irgendein Andenken ins Zivilleben mit -, bis er ein weiteres geöltes Päckchen fand. Darin lag ein schwarz blinkender Dolch, sein Lucky 13: zwölfeinhalb Zentimeter gummierter Griff und zwanzig Zentimeter brünierter Stahl, eine Klinge, die so scharf war, dass man damit am offenen Herzen hätte operieren können. Er hatte den Dolch in Deutschland gekauft, als er einmal mit seiner Einheit dort zu einem Trainingseinsatz gewesen war. (Er lag absolut perfekt in der Hand.) Es hatte sich fast wie ein Wunder angefühlt, wie sich der Griff in seine Hand schmiegte. Die zwei Männer, mit denen er sein dienstfreies Wochenende verbrachte, hatten ihn überredet, ihn zu kaufen. Der Preis des Dolches hatte fast einem Wochensold entsprochen.
    »In Erinnerung an die alten Zeiten«, sagte er und steckte die Waffe in seine Reisetasche.
     
    Er setzte mit der Fähre nach Oban über, und dort hängten sich die Verfolger an ihn.
    Nur das eine Auto, vermutete er. Um sich zu vergewissern, führte er es auf eine muntere Polonaise bis nach Inveraray. Unmittelbar nördlich des Städtchens riss er den Landrover plötzlich auf den Seitenstreifen, stieg aus und ging zur Hecktür, als wollte er nachsehen, ob er etwas vergessen hatte. Das Verfolgerauto war ihm zu dicht auf den Fersen gewesen, um noch stoppen zu können; es musste wohl oder übel an ihm vorbeifahren. Als es auf seiner Höhe war, hob Reeve die Augen und musterte die unbewegten Gesichter der zwei Männer, die darin saßen.
    »Und tschüss«, sagte er, während er die Hecktür wieder zuschlug und dem Wagen nachsah. Er hatte den Männern nicht ansehen können, wer sie waren oder für wen sie arbeiteten, aber er war verdammt sicher, dass sie ihm, seit er das Festland erreicht hatte, gefolgt waren: Die meisten Autos nahmen die Schnellstraße, die durch Dalmally führte und dann kurz dahinter nach Süden abbog, hinunter nach Glasgow; aber als Reeve die weit weniger befahrene Route über Inveraray gewählt hatte, war ihm dieses eine gefolgt.
    Er fuhr wieder los. Er wusste nicht, ob sie in der Zwischenzeit ein zweites Auto organisiert hatten oder ob sie jemanden anrufen mussten, damit der für Verstärkung sorgte. Aber eines wusste er: Jetzt, wo sie ihm im Genick saßen, hatte er keine Lust, sich auf einsamen Highland-Straßen herumzutreiben. Also fuhr er in den Ort hinein. Nahkampf, dachte er, als er sein neues Ziel ansteuerte.
    Das Thirty Arms hatte einen eigenen Gästeparkplatz, aber Reeve ließ den Landrover draußen an der Straße stehen. Nach sechs Uhr abends wurden keine Knöllchen mehr verteilt. Die Einheimischen nannten das Pub das Thirsty Arms, aber sein wirklicher Name hatte nichts mit einem Wappen (oder dreißig Waffen) zu tun, sondern meinte die fünfzehn Spieler einer Rugbymannschaft. Das Thirty Arms war das, was in dem friedlichen Städtchen am Ufer des Loch Fyne noch am ehesten die Bezeichnung »üble Pinte« verdiente, was bedeutete, dass darin grundsätzlich ein raues Klima herrschte und sich nur selten weibliche Gäste dorthin verirrten. Reeve wusste das, weil er da manchmal reinschaute, wenn er, wie er es meistens tat, die Strecke über Inveraray der stärker befahrenen Hauptroute nach Glasgow vorzog. Der Wirt hatte eine Zunge, auf der man hätte Streichhölzer anreißen können.
    »Geh den roten Teppich holen«, sagte er zu jemandem, als Reeve die Kneipe betrat. »Der Mistkerl hat sich so lang hier nicht blicken lassen, dass ich schon mit dem Gedanken spielte, den Laden dichtzumachen.«
    »’n Abend, Manny«, sagte Reeve. »Ein Halbes vom Dunkelsten, das du auf Lager hast, bitte.«
    »Ein treuloser Scheißgast wie du«, sagte Manny, »- wirst gefälligst trinken, was ich dir vorsetze.« Er begann, das Bier zu zapfen. Reeve schaute sich um, sah bekannte Gesichter. Sie lächelten ihn nicht an, und er lächelte auch nicht zurück. Ihr kollektives Starren hatte den Zweck, Fremde und Auswärtige zu vertreiben, und Reeve war ganz eindeutig ein Auswärtiger. Das abschreckendste Exemplar der örtlichen Jugend spielte gerade Pool. Reeve waren draußen ein paar seiner Kumpel aufgefallen. Sie

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