Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
zerschellte. Igelkopf richtete sich schon wieder auf, als Reeve einem der erstarrten Spieler einen Dartpfeil aus der Hand riss und ihn gegen Igelkopfs Oberschenkel schleuderte. Der rosafarbene Nebel erschwerte ihm das Zielen, aber es wurde doch ein ganz ordentlicher Treffer. Igelkopf schnappte nach Luft und ließ sich auf ein Knie fallen. Reeve griff sich ein leeres Pintglas, zerschlug es an einem Tischbein und reckte es dann in Fettfresses Richtung, der, alle viere von sich gestreckt, mit zerschmetterter, blut- und rotzblubbernder Nase auf dem Fußboden lag.
»Durch den Mund atmen«, empfahl ihm Reeve. Sie nahmen kaum noch Notiz davon, dass der Rest des Pubs in völliges Schweigen verfallen war. Selbst Manny fiel auf die Schnelle nichts ein. Reeve ging zu Igelkopf hinüber, der sich den Pfeil aus dem Oberschenkel gezogen hatte. Er sah so aus, als wollte er damit auf Reeve einstechen – als Reeve ihm das splittrige Glas quer über das Gesicht zog. Igelkopf ließ den Pfeil fallen.
»Herrjesus«, keuchte Manny, »das wär doch nicht nötig ge…«
Aber Reeve konzentrierte sich ganz auf den Mann, durchsuchte seine Taschen nach Waffen und Ausweis. »Wer sind Sie?«, schrie er. »Wer hat Sie geschickt?«
Er warf einen Blick zurück und sah, dass Fettfresse dabei war, sich wieder aufzurappeln. Reeve ging ein paar Schritte vor und verpasste dem Mann einen Schwinger, der ihm vielleicht den Unterkiefer ausrenkte. Dann ging er zu Igelkopf zurück.
»Ich ruf die Bullen«, sagte Manny.
Reeve streckte ihm einen Finger entgegen. »Das tust du nicht.«
Manny kuschte. Reeve fuhr fort, die stöhnende Gestalt zu filzen und fand schließlich etwas, das er nicht erwartet hatte: eine Geschäftskarte, die den Träger als privaten Ermittler auswies, angestellt bei der Firma Charles & Charles Associates, London.
Er packte den Mann am Revers und schüttelte ihn. »Wer hat Sie angeheuert?«
Der Mann schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihm über das Gesicht.
»Schauen Sie«, sagte Reeve ruhig, »ich habe bislang keinen bleibenden Schaden angerichtet. Der Schnitt ist zum Nähen gar nicht tief genug. Blutet nur ein bisschen, das ist alles.« Er hob das Glas. »Der nächste Schmiss wird ein paar Stiche erforderlich machen. Es könnte sogar ein Auge dabei draufgehen. Also sagen Sie mir jetzt, wer Sie geschickt hat!«
»Ich kenn den Klienten nicht«, stieß der Mann hervor. Ihm war Blut in den Mund geflossen. Er spie es zusammen mit den Worten aus. »Das ist ein Firmenauftrag. Wir arbeiten für eine amerikanische Gesellschaft.«
»Was für eine Gesellschaft?«
»Eine andere Detektei. Eine große Firma in Washington, DC.«
»Und die heißt?«
»Alliance Investigative.«
»Wer ist Ihre Kontaktperson?«
»Ein gewisser Dulwater. Wir telefonieren manchmal mit ihm.«
»Sie haben mein Haus verwanzt?«
»Was?«
»Haben Sie mein Haus verwanzt?«
Der Mann blinzelte und artikulierte lautlos das Wort »nein«. Reeve ließ ihn fallen. Fettfresse war bewusstlos. Reeve gewann allmählich seine Selbstbeherrschung wieder und ließ die Szene auf sich einwirken – die liegenden Körper, die Totenstille, das Entsetzen in Mannys Gesicht … und etwas wie Anbetung in dem des Jünglings.
»Ich wär mit denen schon fertiggeworden«, sagte der Jüngling. »Aber trotzdem danke.«
»Die Polizei …«, sagte Manny, aber leise, und so, dass es eher wie eine Frage klang.
Reeve wandte sich ihm zu. »Ich komme für alle Schäden auf«, sagte er. Er sah zu Igelkopf hinunter. »Ich glaube nicht, dass unsere Freunde hier Anzeige erstatten werden. Sie hatten einen Autounfall, das ist alles. Du kannst ihnen den Weg zum nächsten Arzt beschreiben, aber danach wirst du von der ganzen Sache nichts mehr hören.« Er lächelte. »Versprochen.«
Er fuhr in südlicher Richtung, bis er eine Telefonzelle erreichte, und rief dann Joan an, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Sie war wohlbehalten bei ihrer Schwester angekommen, wollte aber nach wie vor wissen, was er vorhatte. Er blieb vage, und sie wurde immer ärgerlicher.
»Es geht hier nicht nur um dich, Gordon!«, schrie sie. »Jetzt nicht mehr. Jetzt geht’s auch um Allan und mich. Ich habe ein Recht , Bescheid zu wissen!«
»Und ich sage dir, je weniger du weißt, desto besser. Vertrau mir, bitte.« Er zitterte noch immer vom Adrenalin, das durch seinen Körper strömte. Er mochte gar nicht daran zurückdenken, was für ein tolles Gefühl es gewesen war, die zwei Privatschnüffler
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