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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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weiterer Grund, warum Allerdyce ihn mochte: Ihm war alles scheißegal.
    Allerdyce fiel partout keine elegante Überleitung zu dem Thema ein, das er eigentlich anschneiden wollte – und zweifellos hätte ihn Cal ohnehin durchschaut. »Sie sind in Südkalifornien aufgewachsen?«
    »Verdammt, das wissen Sie doch.«
    »In der Nähe von San Diego, richtig?«
    »Richtig. Da hab ich die Schule besucht.«
    »Bevor Sie nach Harvard gingen.«
    »Bevor ich nach Harvard ging«, bestätigte Waits. Dann schmunzelte er wieder. »Was soll das, Jeffrey? Sie wissen, dass ich in Harvard war, tun aber so, als wüssten Sie nicht, wo ich geboren und aufgewachsen bin?«
    Allerdyce senkte den Kopf und gestand damit sein Ertapptsein ein. »Ich wollte Sie nur etwas über San Diego fragen.«
    »Ich werde mich in der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates, den ich repräsentiere, ja wohl auskennen.«
    Allerdyce beobachtete Waits dabei, wie er sich ein großes Stück Wurst in den Mund schaufelte. Waits trug einen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug, ein zitronengelbes Hemd und einen blauen Seidenschlips. Über dem Ganzen thronte sein rundes Gesicht mit den Hängebacken, die Karikaturzeichner so gern übertrieben, und den kleinen tiefliegenden Schweinsäuglein, die immer vor Vergnügen über die eine oder andere witzige Situation funkelten. Sie funkelten auch jetzt.
    »Hatten Sie jemals mit CWC zu tun?«
    »Co-World Chemicals, klar.« Waits nickte. »Ich war auf ein paar Empfängen.«
    »Kennen Sie Kosigin?«
    Waits sah jetzt reservierter aus. Das Funkeln verschwand allmählich aus seinen Augen. »Oberflächlich.« Er griff nach einem weiteren Brötchen und riss es entzwei.
    »Was halten Sie von ihm?«
    Während er kaute, ließ sich Waits die Frage durch den Kopf gehen. »Das ist nicht das, was Sie eigentlich wissen wollen, stimmt’s?«
    »Stimmt«, gestand Allerdyce ruhig.
    Waits’ Stimme wurde untypisch leise. Sein Organ war der Grund, warum Allerdyce einen eher abseits gelegenen Tisch verlangt hatte. »Ich hab das Gefühl, dass Sie auf etwas hinmanövrieren, Jeffrey. Wird’s mir da gefallen, wenn wir erst mal angekommen sind?«
    »Es ist nichts Schlimmes, Cal, das versichere ich Ihnen.« Allerdyce’ gebratene Gänsebrust lag praktisch unberührt da. »Es ist nur, dass Kosigin zur Zeit die Dienste der Alliance in Anspruch nimmt, und ich weiß immer gern über meine Auftraggeber Bescheid.«
    »Klar, ohne sie selbst zu fragen.«
    »Ich möchte gern wissen, was die Leute von ihnen halten, nicht, was ich ihrer Ansicht nach von ihnen halten sollte.«
    »Schon verstanden. Essen Sie Ihre Gans, Jeffrey, sie wird kalt.«
    Allerdyce gehorchte und kaute eine Zeitlang schweigend. Waits schluckte mehr Wein und betupfte sich das Kinn mit der Serviette.
    »Ich weiß ein paar Dinge über Kosigin«, sagte Waits mit einer Stimme, die wie ein leises Donnergrollen aus seinem Brustkorb zu dringen schien. »Es hat eine Untersuchung gegeben, keine große Sache, aber immerhin …«
    Allerdyce fragte nicht, was für eine Untersuchung. Er begnügte sich mit einem: »Und?«
    »Und nichts weiter, nur ein ungutes Gefühl in Bezug auf die ganze Untersuchung. Oder besser gesagt, in Bezug auf den Kurs, den Kosigin verfolgt. Es sieht so aus, als würde er sich innerhalb des Unternehmens selbstständig machen. Er scheint niemandem als sich selbst Rechenschaft schuldig zu sein. Und die Leute, die er anheuert … tja, sagen wir einfach, die sind nicht immer so respektabel wie Sie, Jeffrey. Dieser Kosigin scheint sich gern mit Kleingangstern und zwielichtigen Nullen zu umgeben.«
    »Sie glauben, CWC steckt in Schwierigkeiten?«
    »Was?«
    »Sie glauben, demnächst könnte eine Bombe platzen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Waits lächelte. »Jeffrey, CWC ist eines der größten Chemieunternehmen der Welt. Und es ist ein amerikanisches Unternehmen. Glauben Sie mir, da wird nichts platzen.«
    Allerdyce nickte; er hatte verstanden. »Aber warum dann die Untersuchung?«
    Waits beugte sich über den Tisch nach vorn. »Wie können die verantwortlichen Stellen amerikanische Interessen schützen, solange sie nicht wissen, was für Probleme auftauchen könnten?« Er lehnte sich wieder zurück.
    Allerdyce nickte noch immer. Cal hatte ihm ziemlich deutlich gesagt, dass die Behörden – das FBI, vielleicht die CIA – CWC im Allgemeinen und Kosigin im Besonderen überwachten; und zwar nicht, um Gesetzwidrigkeiten zu unterbinden, sondern um zu garantieren, dass diese

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