Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
Vom Netzwerk:
warf verstohlen einen Blick hinüber. »Groß, leicht ergraut? Mit einer Frau, die ein totes Kaninchen oder so um den Hals geschlungen hat.«
    »Ich sehe den Mann mit der alten Frau – ja, die ist in tote Tiere gewickelt.«
    Helena verzog sich noch weiter hinter die Säule und zupfte sanft an Colins Jacke. »Gott bewahre, jedes Mal, wenn der mich siehst, will er mir mein Haus abschwatzen.«
    »Warum?«
    »Weil seiner Mutter das drei Eingänge weiter gehört. Der lässt keine Gelegenheit aus. Er würde am liebsten die ganze Straße aufkaufen und in Mietwohnungen umwandeln.« Flüsternd fügte sie hinzu: »Drei Tage nach Alans Beerdigung stand er vor meiner Haustür. Drei Tage!«
    Colin spähte vorsichtig um die Säule. »Sagen Sie mir sein Nummernschild, dann sorge ich dafür, dass er eine Parkkralle bekommt.«
    »Nicht nötig. Wie man hört, steckt er in finanziellen Schwierigkeiten; zumindest seine Firma – Munro-Immobilien – müssten Sie eigentlich kennen.« Helena legte verschwörerisch den Zeigefinger an die Lippen. »Aber Mummy darf nicht wissen, dass die Firma kurz vor dem Bankrott steht.«
    »Ist das seine Mutter bei ihm?«
    »Ja, Mrs. Eleanor Munro, Doktor der Rechtswissenschaft und ausgestattet mit dem sozialen Gewissen von Attila, dem Hunnenkönig. Und er hat einen Abschluss in Schleimscheißerei.«
    »Also, wenn ich das nächste Mal Informationen brauche, wende ich mich an Sie: Sie haben ein besseres Netzwerk, was Tratsch angeht, als wir.«
    »Ist ja auch nicht schwierig«, erwiderte Helena. »Jedenfalls lässt er sich nirgends ohne seine verfluchte Mutter blicken. Die wohnen sogar zusammen, können Sie sich das vorstellen? Ich habe gehört, er tue nach außen so, als sei er verheiratet. Ich meine, andere Männer stellen sich wie Singles dar! Er könnte ein Perv… Ach, hallo, Douglas, wie geht es Ihnen?«
    »Danke, gut, Helena. Und selbst?« Der Mann ergriff Helenas feingliedrige Hand und schüttelte sie schlaff, wobei sein Goldarmband laut klirrte. Er wirkte nervös.
    »Bestens, danke. Und wie geht es Ihnen, Mrs. Munro?«
    Helena wandte sich Anderson zu und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Douglas Munro lächelte nervös und steuerte seine Mutter weiter. »Wir sehen uns … später.«
    »So, Sie sind mir noch ein paar Informationen schuldig, Mrs. McAlpine. Könnten wir gehen?«
    »Ich erzähle es Ihnen im Wagen«, sagte Helena und warf eine Fünfzig-Pfund-Note in den Sammelkorb der Spendenaktion für Andy, als sie das Theatre Royal verließen.
    Anderson fuhr Helena in ihrem BMW nach Hause, und sie saß auf dem Beifahrersitz und betrachtete einen Schnipsel von Peters Drachen-Comic, den sie in ihrer Manteltasche gefunden hatte. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Sie vielleicht?«
    »Was denn?«, fragte Anderson und blickte auf die Straße. Der BMW ließ sich ungewohnt angenehm lenken, während sie auf Charing Cross zufuhren.
    Sie antwortete nicht; sie schien sich in der warmen Stille des Wagens zu entspannen, und dann begann sie leise zu sprechen. Sie erzählte vom Basar, von Weihnachten, von der Schule – sie redete, sagte jedoch eigentlich nichts. Anderson ließ sie einfach weitersprechen, denn er wusste, sie musste sich erst aufwärmen.
    Als sie Charing Cross hinter sich ließen, sagte sie beiläufig: »Ihre Kinder sind so wunderbar, Colin.«
    »Das glaube ich auch, aber ich bin parteiisch.« Er lachte und spielte es damit herunter.
    »Sie sind Ihr Vermächtnis«, sagte Helena ausdruckslos und schaute aus dem Fenster. Über das Summen des Wagens hinweg konnte er sie kaum verstehen. »Damit sind sie ein bleibender Beweis für Ihre Existenz.« Sie legte ihren Zeigefinger auf die Lippen, einen Moment lang, während ihr Gesicht von den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Wagens erleuchtet wurde; sie wirkte selbst fast wie ein Kind. »Aber wenn ich sterbe, sind Alan und ich einfach wie ausgelöscht. Eigentlich hätten wir irgendwann einmal daran denken sollen, eine Familie zu gründen, aber ich hatte immer eine wichtige Ausstellung vorzubereiten und er einen großen Fall zu lösen. Ich war unterwegs, er betrunken. Die Zeit zieht an einem vorbei, und man kann sie nicht zurückholen, und plötzlich ist es zu spät.« Sie verstummte, und das Schweigen hing in der Luft, während Anderson den BMW vor ihrem Haus parkte.
    So offen hatte sie noch nie mit ihm gesprochen. Er stieg aus dem Wagen, brachte sie zur Tür und schaltete sein Handy an, um einen Augenblick Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.

Weitere Kostenlose Bücher