Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Krankenhaus besuchte. Warum also nur war die Tür verschlossen?
Sein Blick fiel auf die große Holztür. Sie war alt, das Holz war trocken und zerkratzt, und es tat ihm an den Händen weh, wenn er sich mit ihnen dagegenstemmte. Aber das Schloss glänzte.
Über sich hörte er Schritte, eine Tür ging zu und dann eine zweite. Die Schritte hörten auf.
»Gute Nacht, Troy«, flüsterte Luca. Aber er bekam keine Antwort.
Miss Stella McCorkindale saß in der verlassenen Kantine in ihrem dunkelblauen Mantel mit einem Squidgy McMidge am Revers. Sie wirkte ein wenig aufgeregt, als sie ihnen in den Verhörraum folgte, und schob sich die Brille auf der Nase nach oben, als habe sie Schwierigkeiten, mit ihren hervortretenden Augen nahe Gegenstände klar zu erkennen.
Stella hatte ihr Alter mit sechsundfünfzig angegeben und sagte, sie sei als Anwaltsgehilfin in einer Firma angestellt, die sich inzwischen auf Immobiliengeschäfte spezialisiert hatte. Sie wohnte am Horselethill Circus. Troy war aus dem Park vor ihrer Wohnung verschwunden. Littlewood hatte diese Stelle unterstrichen. Er hatte gesagt, sie sei eine gute, zuverlässige Zeugin, nicht übermäßig hilfreich, aber nachdenklich und wohlüberlegt.
Quinn und die Zeugin saßen einander gegenüber; Costello hatte ihren Platz ein wenig weiter hinten eingenommen und befolgte die Anweisung, sich wie eine zufällige Beobachterin zu benehmen und sich ein klares Bild von Miss Stella McCorkindale zu machen.
Ihre Geschichte war sehr exakt, und sie wich nicht im Geringsten von der ersten Version ab.
»Ich bin am Dienstag von der Arbeit nach Hause gekommen, und ich war ein bisschen früher als sonst …«
»Wissen Sie zufällig die genaue Zeit?«, fragte Quinn.
Stella schüttelte langsam den Kopf. »Irgendwann kurz vor fünf, vielleicht ein wenig später. Tut mir leid, genauer weiß ich es nicht. Verstehen Sie, ich kam aus der U-Bahn am Hillhead, dann war ich noch kurz bei Marks & Spencer und bin anschließend die Observatory Road entlanggegangen. Da habe ich ihn gesehen.«
»Warum haben Sie sich erst jetzt bei uns gemeldet?«
»Ich habe nicht sofort begriffen, wer er ist.« Sie schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hand. »Ich meine, ich habe ihn gesehen, aber ich wusste nicht, dass er der Junge war, der vermisst wird. Als ich heute nach Hause gekommen bin, lag eine Visitenkarte von Ihnen hinter meiner Tür; bei Ihrer ersten Befragung haben Sie mich wohl nicht erwischt.«
»Kennen Sie Troy?«, fragte Quinn ruhig.
»Ein dünner Junge in einer Kapuze ist ein dünner Junge in einer Kapuze. Aber als ich die Beschreibung der Mutter sah … also, ich musste einmal die Polizei anrufen, damit sie aus der Grünanlage vor meinem Haus verschwand. Da hatte sie diesen schrecklichen Mantel an, und der ist mir immer aufgefallen.«
Quinn nickte. »Und der Junge? Wann am Dienstag haben Sie den Jungen gesehen?«
»Na ja, wenn es tatsächlich dieser Junge ist, hat er ein bisschen gehumpelt. Er wirkte irgendwie frech.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch klarer denken. »Ich bin sicher, dass er es war.«
»Wie war er gekleidet?«
»Das habe ich in der Zeitung gelesen. Fleece-Oberteil.« Sie nickte. »Er hatte dünne Beine, richtig dürre Beinchen. Ganz bestimmt war er es.«
Quinn blickte sie fragend an, als versuche sie, sich die Sache vorzustellen. Das machte sie nicht schlecht, dachte Costello. »War er allein?«
Stella hob die Brille auf ihrer Nase hoch. »Zu der Zeit waren noch ein paar andere Leute auf der Observatory Road unterwegs. Es war dunkel, ich kann nicht sagen, ob er allein war oder nicht.« Stella redete weiter. »Es war sehr dunkel, und es gab Schneeregen, wenn auch nicht so starken. Das Pflaster auf der Observatory Road ist wegen der Baumwurzeln holprig, deshalb habe ich auf meine Füße geachtet. Ich bin da schon einmal gestürzt.«
»Aber war er bedrückt? Wirkte er denn nicht in sich gekehrt?«
Stella schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Er hat gehumpelt und ist trotzdem … irgendwie gehüpft, nehme ich an.«
Quinn bedankte sich und winkte Costello mit sich nach draußen. Auf dem Gang sagte sie: »Das bringt uns auch nicht besonders viel weiter, oder? Glauben Sie, dass es tatsächlich Troy war? Das ist doch überwiegend Einbildung. Die Mutter hätte sie erkannt, aber nicht den Jungen.«
»Ich werde Gail bitten, sich zu ihr zu setzen und ihr ein paar Fotos zu zeigen. Aber es würde schon Sinn ergeben, mit ihm in diese Richtung zu gehen,
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