Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

sind.«
    »Das ist bald vorbei, wenn die Übelkeit weg ist«, krächzte Costello. »Morgen bin ich wieder auf dem Damm.«
    Anderson klappte ihr Mobiltelefon auf. »Anderson am Handy von DS Costello, hallo?«
    »Seit wann nehmen Sie Costellos Anrufe entgegen?«, fauchte DCI Quinn.
    Um fünf nach zwei hatte sich erst die Hälfte der Beamten zur Besprechung versammelt. Neben dem neuen Foto von Luca mit dem Polizeipferd hing nun ein Bild von einem zweiten Jungen mit Ohrstecker. Troy McEwen war irgendwann am gestrigen Abend von dem Spielplatz an der Horselethill Road verschwunden. An der Wandtafel hing nun auch seine Geschichte.
    DCI Quinn hatte erneut roten Lippenstift aufgetragen, sie hatte den Blazer ausgezogen und die Ärmel ihrer weißen Bluse hochgekrempelt. Sie war bereit, ging auf einem abgewetzten Klemmbrett eine Liste durch und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Sind das alle? Wo stecken die anderen?«
    PC Gail Irvine las die Liste über Quinns Schulter hinweg. »Ja, das sind im Augenblick alle. Halsentzündung, Weihnachtsurlaub …«
    »Hat sich DS Costello krankgemeldet?« Niemand antwortete. »DI Anderson? Hat sich DS Costello krankgemeldet?«
    »Das wissen Sie doch«, knurrte Anderson. Er bemerkte, dass Kate Lewis ihn anlächelte, und er lächelte zurück, einfach nur, um sie zu verwirren. »Und das Gleiche gilt für DC Burns, falls Sie das auch nicht mitbekommen haben.«
    »Dann können wir also anfangen.« Quinn tippte auf das Foto. »Zuerst einmal möchte ich eines klarstellen: Gleichgültig, was mit den vermissten Kindern geschehen ist oder was Rogan O’Neill planen sollte, diese Wache muss sich darum kümmern. Wir bekommen weder einen höheren Etat noch zusätzliches Personal. Also, was haben wir, womit wir arbeiten können? Seit der letzten Besprechung haben wir nicht sehr viel Neues erfahren, doch wir sollten vielleicht für die Spätschicht noch einmal alles zusammenfassen. Die Ähnlichkeiten zwischen Troy McEwens und Luca Scotts Verschwinden sind viel zu groß, als dass es sich um Zufall handeln könnte. Mir sieht es nach einer Entführung aus. Und zwar einer Entführung, die Planung und vorheriges Ausspionieren des Opfers voraussetzt. Also«, fuhr Quinn fort und bemühte sich nicht im Mindesten, ihren Ärger zu verbergen, »schauen wir doch mal gemeinsam, ob uns nicht eine Übereinstimmung oder ein Berührungspunkt zwischen den beiden auffällt. Mulholland und Costello haben Lucas Tag bis in die Spielhalle an der Byres Road rekonstruieren können, und wir wissen, was geschah, als die Mutter den Anfall bekam. Draußen wehte ein beißender Wind an diesem Nachmittag, es war dunkel, und die Straße war belebt. Der Krankenwagen musste in zweiter Reihe parken, auf dem Bürgersteig hatte sich die gewohnte Schar von Schaulustigen versammelt. In dem Durcheinander wurde Luca hinausgedrängt, oder vielleicht ist er auch freiwillig nach draußen gegangen. Alle haben in die entgegengesetzte Richtung geschaut. Kate organisiert gerade eine Nachstellung der Abläufe, die morgen um vier Uhr nachmittags stattfinden soll, und zwar in Anwesenheit der Presse.« DS Kate Lewis winkte den anderen Kollegen albern zu und grinste dazu strahlend. Quinn fuhr fort: »Wir verkleiden einen Jungen, der ungefähr die gleiche Größe hat, und fotografieren ihn. Hoffentlich hilft das dem Gedächtnis einiger Leute auf die Sprünge.«
    Anderson erwischte Gail Irvine dabei, wie sie Kate Lewis anstarrte und etwas vor sich hinmurmelte, das doch stark an dumme Kuh erinnerte.
    »Welche Kleidung hat Luca getragen?«, fragte er, um das Gespräch voranzubringen.
    »Einen Parka von Primark. Mit fellbesetzter Kapuze. Und, ja, das Gesicht wird verhüllt. Für die Anonymität des Doubles ist also gesorgt.« Quinn fuhr fort: »Die Mutter, Lorraine, liegt zur Beobachtung im Leverndale und kann sich eigentlich an gar nichts erinnern. Und überhaupt, ihr Arzt lässt uns nicht zu ihr. Von ihr werden wir wohl kaum brauchbare Informationen erhalten. Niemand weiß, wer der Vater ist, es gibt keinen schwelenden Sorgerechtsstreit, und Luca ist nicht an seinen bekannten Lieblingsplätzen aufgetaucht … Es sieht schlicht so aus, als wäre er auf die Straße gegangen und hätte sich in Luft aufgelöst. DI Anderson?«
    Anderson zuckte mit den Schultern. »Alle Standardermittlungen nach einem vermissten Kind haben nichts ergeben, deshalb betrachten wir es jetzt als Entführung. Die Überwachungskameras bestätigen die Aussage von Patsy McKinnon, aber