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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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und las die Uhrzeit von ihrem Handy ab. Halb eins: Sie sollte sich wieder an die Arbeit machen und nach dem Jungen suchen, aber sie war inzwischen nahezu blind auf einem Auge, und der Schmerz in ihrer Schläfe nahm an Heftigkeit zu. Die Sandomigran-Tablette hatte sie zu spät geschluckt, außerdem war die Dosis zu gering.
    Sie stand am Bordstein, das feuchte Haar klebte ihr am Kopf, die Weihnachtsmusik bohrte sich ihr in den Schädel wie ein Korkenzieher. Auf der Byres Road staute sich der Verkehr bis zur Ampel am Queen Margaret Drive. Die Scheinwerfer tanzten paarweise unter den Girlanden der Weihnachtsbeleuchtung, verschmolzen und lösten sich wieder voneinander. Sie konnte nicht richtig sehen, und in diesem Zustand war Fahren ausgeschlossen. Sie fror, da ihre Kleidung durchgeschwitzt war und sie nun extrem auskühlte. Also ging sie ein Stück, um sich aufzuwärmen, setzte einen Fuß vor den anderen, einen Fuß … vor den anderen …
    »Hey, Costello?«, sagte jemand. Sie legte die Hand über das schmerzende Auge und sah eine Gestalt … Anorak, blondes Haar, groß … »Sie sind es doch, oder?«
    Ja, ich bin’s. Wer auch sonst? »Colin?« Sie fühlte, wie das Blut aus ihrem Kopf wich, wie ihre Knie weich wurden, und sie verzichtete darauf, weiterhin vorzugeben, dass es ihr gutging. Ein kräftiger Arm legte sich um sie und schob sie auf den Beifahrersitz eines verbeulten blauen Astra, doch zunächst zog noch jemand einen felligen Drachen unter ihr hervor, ehe sie sich daraufsetzen konnte.
    »Sie sehen so entsetzlich aus, wie ich mich fühle.«
    Der Sicherheitsgurt rastete ein. Costello lehnte den Kopf an die kühle Kopfstütze und schloss die Augen. »Was ist denn passiert?«
    »Quinn hat sich mich vorgeknöpft. Und Sie sind morgen dran. Ich schätze, sie wird Ihnen einen Peilsender verpassen«, sagte Anderson und zupfte Costellos Jacke unter dem Sicherheitsgurt glatt.
    Costello fiel auf, dass sie das Fell des Drachen streichelte, der jetzt auf ihrem Schoß saß. »Na und?«
    »Wollen Sie zurück auf die Wache?«
    »Nein, nach Hause. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis ich durch den Tunnel war, und deshalb habe ich meine Migränetablette nicht rechtzeitig genommen.«
    »Unfall auf der Kingston Bridge. Deshalb ist hier so viel Verkehr.«
    »Im Moment kann ich kaum sehen und schon gar nicht fahren. Ich wollte mir ein Taxi suchen.« Sie schwankte leicht auf dem Sitz. »Ich habe es Irvine gesagt. Und Wyngate bestimmt auch. Aber da könnte ich genauso gut gegen die Wand reden. Morgen bin ich wieder in Ordnung. Alles nur Übermüdung.«
    »Wem sagen Sie das?« Anderson schloss die Beifahrertür, ging hinüber auf die Fahrerseite und entschuldigte sich mit erhobener Hand bei der Autoschlange, die sich gebildet hatte. Der Schlag, mit dem sich die Wagentür schloss, knallte in ihrem Schädel hin und her wie eine Kugel im Flipper. Sie beugte sich mit geschlossenen Augen vor, hielt sich den Kopf mit beiden Händen und konzentrierte sich darauf, die Übelkeit zu unterdrücken. »Das Problem im Dezernat ist«, fuhr Anderson fort, »dass die rechte Hand keine Ahnung hat, was die linke tut. Kate Lewis ist dabei …«
    »Wer?« Costello verzog das Gesicht.
    »So eine Karrieretussi – zu lange Beine und zu kurzer Rock. Sie organisiert eine Fotosession mit einem blonden Jungen, der auf der Straße im Regen steht und …«
    »Also, die Mutter darstellen und wie ein Affe rumzappeln werde ich ganz bestimmt nicht.«
    »Einfühlsam wie immer. Meine Güte, diese Frau hatte einen epileptischen Anfall! Den wird Lewis hoffentlich nicht nachstellen lassen«, fügte er hinzu. »Und ja, genau das bereiten wir vor. Costello, darf ich Ihnen sagen, wie beschissen Sie aussehen?«
    »Klar …«
    Eine Minute lang dachte Anderson, Costello würde anfangen zu heulen. »Die letzten Wochen waren fürchterlich. Wirklich heftig.«
    Anderson nahm die Hand vom Schaltknüppel und legte sie auf die von Costello. »Wie war es bei Sarah McGuire?«
    »So richtig glücklich bin ich mit der Sache nicht. Ich kann nur nicht genau sagen, warum. Bei McAlpine hätte ich einfach gesagt: Ich kann sie nicht leiden, die führt irgendwas im Schilde, und er hätte mich verstanden. Bei Quinn wird das wohl kaum so funktionieren, oder? Ich muss ihr einen Scheißbericht in dreifacher Ausfertigung vorlegen.«
    »Uns bleibt noch bis morgen Zeit, um uns etwas zu überlegen. Aber anscheinend hat Sarah McGuire schon angerufen, um sich nach dem Untersuchungsbericht über den Brand

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