Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Essen herumliegen lässt; sag du es ihr, Douglas, auf mich hört sie nicht.«
Lynne kippte die Krümel kunstvoll von einer Hand in die andere.
Eve grinste Douglas an. »Lynne lockt eher Ratten an.«
»Nimm deine Medikamente, Eve«, sagte Lynne gehässig. »Wir gehen gleich.«
Eve nahm die Kapseln, schluckte sie mit einem Mund voll Wasser und setzte eine Reihe von Mienen auf, die Quasimodo alle Ehre gemacht hätten.
»An Ihnen ist eine große Schauspielerin verloren gegangen, als Sie mit dem Zeichnen angefangen haben.« Douglas sah sich einen Druck an der Wand an, ehe er unschuldig fragte: »Wie geht es Squidgy?«
»Wie geht es Ihrer Goldmine, meinen Sie?« Sie rollte näher an Douglas heran. »Würde es Ihnen wirklich so viel ausmachen, wenn ich diesen dummen Vertrag nicht unterschreibe, meiner künstlerischen Integrität wegen und so. Ich meine …« Sie lächelte ihn schief an und spielte die Höflichkeit in Person. Eigentlich war sie ein hübsches Mädchen, wenn sie nur wollte. »Ich meine, es geht doch um die Integrität meiner Person – und um diese vielen wunderbaren kleinen Kinder, die glauben, die Bücher würden von meiner geizigen, kaltherzigen Schwester, diesem Kontrollfreak, geschrieben, obwohl sie eigentlich der Feder meiner liebenswürdigen Wenigkeit entspringen.«
Douglas beugte sich vor und sprach ihr ins Ohr. »Glauben Sie wirklich, Sie haben auch nur noch eine Spur von persönlicher Integrität aufzuweisen, Eve? Genau dieses verquere Denken zwingt uns doch, Sie aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. Wenn Sie nicht unterschreiben, werden Sie Ihr Leben lang auf Lynnes guten Willen angewiesen sein und in ihrem Haus festsitzen. Sie sind doch nicht dumm. Sie werden unterschreiben. Von da an werden Sie und Ihre Schwester eine einzige juristische Person sein. Wir haben Lynne schließlich von Anfang an als das offizielle Gesicht von Squidgy eingeführt.«
Lynne fauchte: »Und das mussten wir ja, bei deiner Vergangenheit …«
»Ganz genau, Lynne«, unterbrach Douglas sie, ehe er mit einem langen und nur allzu vertrauten Vortrag begann. »Aber Sie müssen unterschreiben, Eve, um diese juristische Person zu erschaffen; wir haben doch schon hundertmal darüber gesprochen.«
Eve sah ihn ruhig an und genoss ihr Wissen wie ein Glas guten Wein. Sie hatte die Lüge gehört und nichts dagegen eingewandt. Natürlich würde Lynne gegenüber Douglas Munro von Munro-Immobilien lügen. Sie würde alles für Geld tun, alles, damit man sie für jemand Besseres hielt. Eve nahm sich das Bonjour -Magazin von der Armlehne des Sofas. Sie schlug die Doppelseite in der Mitte über Rogan O’Neill auf. »Wussten Sie, dass meine Schwester mal ein großer Fan von ihm war? Ehe sie angefangen hat, sich mit jämmerlichen alten Säcken einzulassen, die sich die Haare färben. Wie Sie.« Sie hielt ihm das Magazin hin. »Abgesehen von Ihrem kahlen Fleck – ist das Natur?«
Douglas blinzelte und wollte die Bilder von Rogan betrachten, dabei bewegte er die Zeitschrift vor und zurück, um scharf zu sehen. »Was hat er in seinem heutigen Interview gesagt? Gestern wollte er den Planeten und zusätzlich die Kinder in Pakistan retten und überhaupt Harmonie auf dem Globus herstellen. Und heute sind die Boulevardblätter voll von seinen Sexaffären, als würde das irgendwen interessieren.«
»Er sagt, er nimmt keine Drogen. Na ja, als ich ihn kannte, nahm er welche – und er war damals schon nicht mehr der Jüngste –, aber heute reichen ihm als Drogen wahrscheinlich Botox und Viagra.«
Douglas sah Lynne an. »Wann haben Sie ihn denn gekannt?«
»Tja, wir waren mal zusammen.« Eve legte sich eine ihrer dicken Hände aufs Herz und klimperte mit den Wimpern. »Ich könnte für ein paar Tausender Geschichten über ihn verkaufen, das sag ich Ihnen. Vielleicht mache ich es sogar.«
»Und dieser dubiose Teil Ihrer Vergangenheit ist genau der Grund, weshalb Sie niemals das öffentliche Konterfei von Evelynne Calloway werden dürfen«, sagte Douglas ernst. »Und ich will ja nicht gemein werden, aber sehen Sie sich mal seine gegenwärtige Freundin an.«
»Ja, er ist nicht mehr so anspruchsvoll wie früher, aber so sind die Männer eben, wenn sie älter werden«, erwiderte Eve und deutete mit den Augen auf ihre Schwester.
»Hör auf, Eve«, fauchte Lynne, die zurück ins Zimmer kam und Douglas ein Glas Wasser reichte.
»Sie ist ein Supermodel; in dieser BH-Werbung ist sie umwerfend.«
»Wenn Sie Ihre Brille aufsetzen würden,
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