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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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»Entschuldigung, Prof«, weil er sie missbilligend ansah. »Gibt es da einen Zusammenhang? Irgendetwas Vererbtes? Sie ist erst Mitte vierzig, und sie hat nichts dergleichen erwähnt. Sie wirkte auch nicht allzu bekümmert wegen ihres alten Herrn.«
    »Es passiert zu nahe beieinander, um Zufall zu sein«, sagte O’Hare. »Ich habe bereits mit Rebecca darüber gesprochen.«
    Mit Rebecca! Costello öffnete den Mund und wollte nachhaken, doch O’Hare hatte längst in den professionellen Modus geschaltet. »Jedenfalls sieht John Campbells Herz nicht schlecht aus; den Röntgenbildern zufolge gab es keine besonderen Anomalien. Wir finden vielleicht eine plötzlich Verstopfung der Kranzarterien, was ich allerdings bezweifle …« Er ging zum unteren Ende des Tisches. Costello folgte ihm. Mulholland starrte gelangweilt an die Decke. »Sein linker Fuß ist den Flammen überwiegend entgangen, er kam wohl unter dem Körper zum Liegen, als der Mann stürzte.« Er berührte John Campbells Zeh, und die Haut ähnelte dem Latexhandschuh in Farbe und Oberfläche.
    »Der andere Fuß sieht aus wie ein Brathähnchen«, meinte Mulholland.
    »Fleisch ist eben Fleisch, gleichgültig ob Huhn oder Mensch, und es sieht eben ähnlich aus, wenn es gekocht wird.« O’Hare zog eine Lupenlampe zurecht und betrachtete durch sie den Zeh. »Die Nägel sind in gutem Zustand, und er hat noch Haare auf dem großen Zeh.«
    »Und, was sagt uns das?«, fragte Mulholland und richtete den Blick auf die Uhr, überallhin, nur nicht auf die Leiche.
    »Es sagt uns, junger Mann, dass sein Kreislauf für einen Mann seines Alters hervorragend war. Vermutlich besser als Ihrer.«
    »Definitiv besser«, sagte Costello. »Mr. Campbell hatte ein Herz – Vik hat nur einen Stein in der Brust.«
    Dr. Cathie trat durch die Tür. Sie trug einen OP-Kittel, und ihr kurzes braunes Haar spross wie eine Distel in alle Richtungen aus der Spange. Sie klammerte sich an ein Glas Wasser, als ginge es um ihr Leben. »Tut mir leid.«
    »Heftige Nacht gehabt, wie?«, fragte Mulholland.
    »Ich musste die Abteilung bei der Weihnachtsfeier vertreten«, krächzte sie. »Das war ein großes Opfer.«
    »Also los, Kinder, wir sollten mal anfangen«, sagte O’Hare und reichte Cathie die Akte. »Ich hoffe, Sie können noch schreiben.«
    Costello sah zu, wie seine Finger das äußere Ende der Clavicula packten und die Haut stramm zogen, während er die Klinge des Skalpells entschlossen und mit der Präzision eines Bildhauers einstach. Dies war der einzige Zeitpunkt, an dem Costello nicht hinschaute; der erste Stich der Klinge war der Schnitt, bei dem ihr übel wurde. Obwohl kein Blut hervortrat und das Fleisch absolut leblos war, hatte sie, gleichgültig, wie verwest, wie blau, wie aufgedunsen die Leiche war, das Gefühl, es müsste noch immer wehtun, wenn das Metall die Haut zum ersten Mal durchdrang.
    Sie war froh, dass O’Hares Hand die Klinge verdeckte, während sie zuschauten, wie sich zunächst die Brust und dann der Bauch unter dem Skalpell öffneten. Die beiden Polizeibeamten schwiegen respektvoll und lauschten O’Hares gemurmeltem Fachchinesisch, von dem sie nur jedes zweite Wort verstanden.
    O’Hares Finger gruben sich wie in Gummi gehüllte Oktopustentakel in die Brusthöhle und hielten inne; er blickte Costello an. »Alles in Ordnung?«
    »Alles super.«
    »Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?«
    »Etwas, das ich bei mir behalten habe? Dienstagabend.«
    Aber O’Hare achtete schon nicht mehr auf sie; er betrachtete John Campbells Brust und schob die Rippen auseinander. »Wissen Sie, hier drin ist es sehr rot. Das ist ungewöhnlich.«
    »Und es riecht entsetzlich, schlimmer als sonst«, sagte Costello und rümpfte die Nase. »Bitter und süßlich. Ich weiß nicht. Nicht wie sonst.«
    »Leiden Sie unter Hypersensibilität, wenn Sie Migräne haben, DS Costello?«
    »Nein, ich habe dann entsetzliche Kopfschmerzen und erbreche mich bis zum Umfallen.«
    »Ich meine«, versuchte er es geduldig erneut, »sind Sie dann empfindlicher Licht, Gerüchen und Geräuschen gegenüber?«
    »O ja, sicher. Deshalb wird mir ja so schlecht.«
    Vorsichtig sagte O’Hare: »Für mich riecht es wie eine ganz normale verbrannte Leiche, für Sie nicht?«
    Costello schüttelte zaghaft den Kopf.
    »Und Sie, Dr. Cathie?«
    »Augenblick, ich habe mir gerade die Zähne geputzt und rieche nur Zahnpasta.« Sie trat vor und schnüffelte. »Aber DS Costello hat nicht unrecht«, sagte sie und sah O’Hare

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