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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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Medikamente zu besorgen.« Die Ärztin traf eine Entscheidung. »Wir intubieren.« Sie wandte sich der Schwester zu und rasselte Zahlen herunter. Sofort wurde ein dünner Plastikschlauch aus seiner sterilen Verpackung genommen, dann wurde Claires Kopf in den Nacken gelegt, ihr Mund eingesprüht und der Schlauch vom Mundwinkel aus eingeführt. Kurz darauf entspannte sich seine Tochter mit einem Seufzen. Die Ärztin sah die Schwester an, und Anderson las ihr vom Gesicht ab: Keine Sekunde zu früh.
    »Das wird schon wieder.« Die Ärztin trat zurück, sie hatte ihre Arbeit getan und zog sich die Handschuhe aus. »Sie hat die Antibiotika zu spät bekommen. Ich verabreiche ihr jetzt eine Dosis Antibiotika intravenös, und die übrigen muss sie alle vier Stunden nehmen. Und zwar pünktlich alle vier Stunden. Wenn sie schläft, muss sie geweckt werden; wir können uns keine Verzögerung erlauben. Mit dieser Infektion wird das Immunsystem eines Kindes nicht fertig. Das kann ziemlich schlimm enden, sogar tödlich.«
    Anderson schaute zu, wie sie die Spritze aufzog. Draußen auf dem Gang sang ein Betrunkener. Die Ärztin wandte sich an die Schwester. »Können Sie nicht jemanden schicken, der den Kerl erschießt?« Die beiden wechselten einen Blick, als auf die lauten Pöbeleien ein Klatschen und Krachen folgte.
    Sie drückte auf ihren Kugelschreiber und schob ihn in die Brusttasche ihres weißen Kittels, während das Fluchen und Krachen draußen auf dem Gang noch lauter wurde. »Können Sie die Wachleute rufen?«, rief sie jemandem draußen zu.
    »Machen Sie sich keine Mühe, darum kümmere ich mich.« Anderson ging in den Flur. »Ich bin genau in der richtigen Stimmung dafür.«

Donnerstag,
21. Dezember

7
     
    Das Orchester in Costellos Kopf hatte endlich Ruhe gegeben, aber stattdessen übte nun ein Glöckner Wechselläuten. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn, wie er am Seil auf und ab schwang, wie der Klöppel in ihrem Kopf hin und her flog, und mit jedem Schlag wurde es unerträglicher. Sie drehte sich um, zog sich das Federbett über die Ohren, versuchte, den Lärm auszublenden, aber der hallte beharrlich weiter durch ihren Schädel, und der Schmerz war auch nicht viel besser als gestern.
    Und es brummte. Als hätte sich eine Wespe in ihr Ohr verflogen. Stechend drang das Brummen in ihr Gehirn vor, doch dann hörte es auf und schenkte ihr einen Moment Erlösung. Sie seufzte und zog das Federbett wieder nach unten.
    Das Brummen ging weiter.
    Hörte auf.
    Ging wieder weiter.
    »Costello?«
    Ihr Name echote durch ihren Kopf.
    »Costello? Sind Sie da?«
    Sie hörte die Briefkastenklappe rappeln, wälzte sich auf die andere Seite und hielt sich die Augen zu, weil ihr das trübe Licht des Dezembertages hineinschien.
    »Costello!«
    Der Bettbezug war durchnässt, sie stank nach Schweiß, und im Raum hing der süßlich abgestandene Geruch von Krankheit. Die Hose von gestern hatte sie noch nicht ausgezogen, jedoch wenigstens den Pullover mit den Teeflecken, und der lag dort, wo sie ihn auf den Boden hatte fallen lassen. Das rosa T-Shirt trug sie ebenfalls noch. Kurz erinnerte sie sich an Colin Anderson, der sie mit dem Wagen aufgelesen hatte, und daran, dass sie sich in den Rinnstein übergeben hatte. Aber das strich sie lieber sofort aus dem Gedächtnis.
    Wieder klingelte es.
    »Augenblick«, murmelte sie geistesabwesend und versuchte, die unkooperativen Füße aus dem Wirrwarr der Bettdecke zu befreien.
    Eine bekannte Stimme sagte: »Leben Sie noch?«
    Sie öffnete die Tür, die eine Hand auf der Klinke, die andere am Kopf. »Gerade so eben.«
    Vik Mulholland trat unaufgefordert ein.
    »Warum kommen Sie nicht herein?« Sie schloss die Tür hinter ihm und zuckte zusammen, als diese zuknallte. »Nicht, dass ich mich nicht über Ihren Besuch freuen würde, bloß warum zum Teufel kreuzen Sie hier auf?«
    »Es ist Donnerstagmorgen. John Campbells Obduktion. Sie sollten um acht zum Dienst erscheinen. Colins Tochter ist gestern Nacht krank geworden, er hat sich verspätet, und unser Eskimo Quinn tobt.« Er sah zu ihrem Anrufbeantworter; das rote Licht blinkte unentwegt. »Haben Sie die Nachrichten nicht abgehört?«
    »Donnerstag«, wiederholte Costello langsam, als hätte sie das Wort schon einmal gehört, wisse jedoch nicht, was es bedeute. »Donnerstag?« Sie ging zum Kaminsims und nahm die Uhr in die Hand. »Wie spät ist es?«
    »Halb zehn.«
    »Ich bin gerade erst aufgewacht. Was hat Claire denn?«
    »Sie hat diese

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