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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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die man nicht finden kann und ohne die der Staatsanwalt machtlos ist?«
    »Das ist Humbug«, antwortete ich. »Ich rede hier von einem Loch im Gesetz, das man sich zunutze machen kann, wenn man einen Mord begangen hat.«
    »Das müssen Sie mir verraten, Donald.«
    Ich lachte. »Vergessen Sie nicht, daß mir das Reden schon einmal übel bekommen ist.«
    »Wann ist das Jahr um?«
    »War schon vor zwei Monaten um.«
    »Warum arbeiten Sie dann nicht wieder als Anwalt?«
    »Ein Büro kostet Geld, man braucht Möbel, Gesetzbücher, und man muß auf Klienten warten können.«
    »Könnten Sie denn nicht in einem Anwaltsbüro Arbeit bekommen?«
    »Völlig aussichtslos.«
    »Was wollen Sie denn dann mit all Ihren juristischen Kenntnissen anfangen, Donald?«
    »Vorladungen zustellen«, sagte ich; damit drehte ich mich auf dem Absatz um und ging ins Vorzimmer. Elsie Brand war zum Essen gegangen.
    Unten wartete Alma Hunter im Wagen. »Ich mußte inzwischen bei einem Verkehrspolizisten meinen ganzen Sex-Appeal spielen lassen«, sagte sie.
    »Recht so«, antwortete ich. »Wir wollen jetzt zu den Milestone Apartments fahren, ich will mir diese Sally Durke mal vorknöpfen.«
    Sie drehte sich um nach dem Verkehr hinter mir. Als sich ihr Hals aus dem hohen Kragen der Seidenbluse reckte, fiel mein Blick wieder auf die merkwürdigen dunklen Flecken, diese Spuren, die ein Daumen und Finger an ihrem Hals hinterlassen hatten. Ich sagte aber nichts. Ich hatte reichlich genug mit meinen eigenen Gedanken zu tun.
    Sie fädelte den Wagen geschickt in den Verkehrsstrom ein, und bald kamen wir bei den Milestone Apartments an.
    »’ran an den Speck«, sagte ich.
    »Hals- und Beinbruch!« erwiderte sie lächelnd.
    »Danke.«
    Ich ging über die Straße, las die Namen an den Klingelschildern neben der Tür durch und drückte bei Durke auf den Knopf. Ich überlegte, was ein gewiegter Detektiv wohl tun würde, wenn Miss Durke nicht zu Hause wäre. Ehe ich zu einem Ergebnis gekommen war, tat mir der Summer jedoch kund, daß sie zu Hause war und Besucher ohne vorheriges Palaver durch den Sprechapparat annahm. Ich stieß die Tür auf und ging einen Korridor entlang, auf dem es nicht sehr gut roch. Ein schwacher Lichtschimmer verriet mir den Lift, ich drückte auf den Knopf und schoß nach oben.
    Als ich gerade an die Tür von 314 klopfen wollte, wurde diese von einem Mädchen in dunkelblauem seidenem Pyjama geöffnet.
    »Was wünschen Sie?«
    Das Mädchen war blond; wie mir schien, war das Blond künstlich. Sie war noch unter Dreißig, ihre Figur wölbte sich mir m üppigen Kurven unter der Seide ihres Pyjamas entgegen.
    »Was wünschen Sie denn?« wiederholte sie ungeduldig.
    Diese Stimme war das einzige an ihr, was der Weichheit entbehrte.
    »Ich möchte ’reinkommen.«
    »Warum?«
    »Ich möchte Sie sprechen.«
    »Also bitte.«
    Sie war gerade dabei, ihre Fingernägel zu polieren. Das Kissen lag auf einem Tisch neben der Couch. Sie setzte sich bequem ln> nahm das Polierkissen wieder zur Hand, betrachtete kritisch ihre Fingernägel und fragte, ohne aufzublicken: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Detektiv«, klärte ich sie auf.
    Jäh blickte sie zu mir hin. Einen Augenblick malte sich Schrecken in ihren Zügen, dann fing sie an zu lachen. Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wurde sie ernst und fragte: »Sie? Tatsächlich?«
    Ich nickte.
    »Ansehen kann man Ihnen das aber gar nicht«, bemerkte sie, als ob sie die Wirkung ihres Lachens abschwächen wolle.
    »Sie sehen aus wie ein furchtbar netter Junge mit Idealen und einer guten Mutter. Ich hoffe, ich habe Sie mit meinem Lachen nicht gekränkt.«
    »Nein. Daran bin ich gewöhnt.«
    »Prima. Sie sind also Detektiv. Weiter!«
    »Ich arbeite für Sandra Birks. Sagt Ihnen das was?«
    Sie bearbeitete unentwegt ihre Nägel, offensichtlich nur von dem einen Interesse beseelt, diesen den gewünschten leuchtenden Glanz zu verleihen.
    »Was hat denn Sandra Birks damit zu tun?« fragte sie schließlich.
    »Möglicherweise eine ganze Menge.«
    »Ich kenne die Dame nicht.«
    »Sie ist die Frau von Morgan Birks.«
    »Wer ist Morgan Birks?«
    »Lesen Sie nicht die Zeitung?«
    »Und wenn schon. Was habe ich damit zu tun?«
    »Wissen Sie«, sagte ich, »Mrs. Birks könnte ziemlich unangenehm werden, wenn sie es darauf anlegte.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Sie wissen ganz gut darüber Bescheid!«
    »Woher, wenn ich fragen darf?«
    »Sie brauchen nur Ihr Gewissen zu fragen.«
    Sie sah mich an und lachte

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