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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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einem Schlag in die Wirklichkeit zurück. Ich blickte durch die Windschutzscheibe zum Eingang des Wohnblocks hinüber. Beängstigend ruhig und einsam lag er da, ein Dutzend Sally Durkes hätten inzwischen herauskommen und fortgehen können, ohne daß ich auch nur das geringste gemerkt hätte.
    »Sie wird doch nicht etwa schon fort sein?« fragte Alma.
    »Ich weiß es nicht, hoffentlich nicht!«
    Sie lachte ein wenig heiser. »Hoffentlich nicht!« wiederholte sie. »Mir ist aber entschieden besser. Ich... Ich habe es gern, wenn du mich küßt, Donald.«
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Es war mir, als sah ich, als hörte ich sie zum erstenmal. Kleine rhythmische Schwingungen in ihrer Stimme, kleine Nuancen im Ausdruck - alles das kam mir jetzt zum erstenmal zum Bewußtsein. Ich mußte vor den Kopf geschlagen gewesen sein, aß ich das nicht eher entdeckt hatte. Stundenlang war ich mit
    r zusammen gewesen, und trotzdem sah ich sie erst jetzt zum erstenmal mit Bewußtsein.
    Sie schien sich wieder völlig in der Gewalt zu haben, machte ihr Make-up zurecht und zog sich mit der Fingerspitze die Lippen nach.
    Noch einmal setzte ich zum Sprechen an und brachte nichts heraus. Ich wußte nicht einmal, was ich hatte sagen wollen. Es war, als wolle man singen, hätte aber nicht die Stimme dazu.
    Ich beobachtete jetzt den Wohnblock wieder und versuchte, mich auf Sally Durke zu konzentrieren. Hätte ich doch nur eine Möglichkeit gehabt, festzustellen, ob sie inzwischen ausgegangen war. Ich wollte schon zurückgehen und nochmals an ihrer Tür klingeln. Dann hätte ich zwar gewußt, was los war, aber mir fiel nichts ein, was ich ihr hätte sagen können, wenn sie aufgemacht hätte; sie würde dann sofort wissen, daß ich ihr nachspionierte oder mich jedenfalls noch in der Nachbarschaft herumtrieb.
    »Willst du mir jetzt die Geschichte erzählen?« fragte ich Alma.
    »Ja«, antwortete sie. Kurz darauf sagte sie noch: »Ich habe solche Angst, Donald. Ich glaube, ich bin eine richtige dumme Göre.«
    »Wovor hast du denn Angst?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Glaubst du nicht, daß durch die Rückkehr von Sandras Bruder manches anders werden wird?«
    »Nein - oder eigentlich sollte ich das nicht sagen... Ich weiß es einfach nicht.«
    »Was weist du von ihm, Alma?«
    »Nicht viel. Wenn Sandra ihn erwähnt, sagt sie nur immer, daß sie sich nicht besonders verstehen.«
    »Du meinst, in letzter Zeit?«
    »Ich glaube.«
    »Was sagt sie denn über ihn?«
    »Nur, daß er ein sonderbarer Mensch ist und sehr eigenwillig; die Tatsache, daß Sandra seine Schwester ist, ist ihm völlig unwichtig.«
    »Und trotzdem, als sie Hilfe brauchte, wandte sie sich an ihn?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube eher, daß er zu ihr gekommen ist. Er hat sie, glaube ich, von irgendwoher angerufen, genau weiß ich das nicht. Da kommt mir übrigens ein Gedanke. Hör mal, Donald, hälst du es für möglich, daß er Morgans Partner ist?«
    »Wie? In dieser Spielautomatensache?«
    »Ja.«
    »Möglich ist alles. Wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß nicht... So, wie er sich benimmt, und von einer Bemerkung, die Sandra fallenließ, und... Als du bei ihm im Zimmer warst, habe ich einen Teil der Unterhaltung mitgekriegt, nicht alles, aber hier und da ein paar Worte, und die haben mir die Idee eingegeben.«
    »Morgen ist ein verheirateter Mann, gegen den ein Scheidungsprozeß läuft. Die Vorladung wird ihm zugestellt, und dann muß er entweder vor Gericht erscheinen, oder aber er erscheint nicht, dann verliert er so und wird geschieden. Warum sich also noch lange den Kopf darüber zerbrechen?«
    »Weil ich nicht glaube, daß man ihn so einfach loswerden wird, ich bin davon überzeugt, daß er gefährlich ist.«
    »Aha, damit kommen wir endlich zu dem Punkt, über den ich mit dir reden wollte.«
    »Was ist das?«
    »Diese Stellen an deinem Hals.«
    »Oh, mit denen hat er nichts zu tun.«
    »Dann erzähl jetzt mal. Wer war es?«
    »Ein... ein... Einbrecher.«
    »Wo war das?«
    »In die Wohnung ist jemand eingebrochen.«
    »Wann?«
    »Letzte Nacht.«
    »Wart ihr beiden Mädchen allein?«
    »Ja.«
    »Wo war Sandra?«
    »Sie schlief in dem andern Zimmer.«
    »Und du schliefst in dem Zimmer mit dem Doppelbett?«
    »Ja.«
    »Sandra schlief in dem Zimmer, wo Bleatie jetzt ist?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ach, ich sollte dir das überhaupt nicht erzählen. Ich habe Sandra versprochen, niemand etwas davon zu

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