Sein erster Fall
sagen.«
»Warum all die Geheimniskrämerei?«
»Weil sie ohnehin schon genug Unannehmlichkeiten mit der Polizei hat. Sie suchen doch Morgan und kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit angerückt, um die unmöglichsten Fragen zu stellen. Es ist furchtbar lästig.«
»Kann ich mir vorstellen, aber das ist noch lange kein Grund, daß man dich würgt.«
»Ich hab’ ihn ja vertrieben.«
»Jetzt erzähl mal den ganzen Hergang.«
»Es war eine furchtbare heiße Nacht, ich hatte nur sehr wenig an. Plötzlich wachte ich auf und merkte, wie ein Mann sich über mein Bett beugte. Ich fuhr hoch und schrie. Der Mann packte mich am Hals, und ich trat um mich. Ich versetzte ihm einen Tritt gegen den Leib, stemmte dann meine Knie gegen seine Schultern und stieß ihn zurück. Wäre ich nur eine Sekunde später erwacht und er etwas näher an mich ’rangekommen, hätte er mich bestimmt erwürgt. Dadurch, daß ich meine Knie hochbekam, konnte ich um mich treten und mich schließlich befreien.«
»Und dann?«
»Dann rannte er weg.«
»Wohin?«
»’rüber ins Nebenzimmer.«
»Was geschah weiter?«
»Dann weckte ich Sandra. Wir machten Licht und durchsuchten die Wohnung. Alles war in bester Ordnung.«
»Konntet ihr feststellen, wie er ’reingekommen war?«
»Er muß über die Feuerleiter gekommen sein, denn die Haustür war verschlossen.«
»Hatte der Mann einen Mantel an?« fragte ich.
»Das kann ich nicht sagen, ich konnte ihn nicht sehen.«
»Aber fühlen konntest du das doch.«
»Nun ja, in etwa schon.«
»Und gesehen hast du überhaupt nichts von ihm? Du würdest ihn also nicht wiedererkennen?«
»Nein. Es war eine zu dunkle Nacht.«
»Jetzt will ich dir mal was sagen, Alma: Du bist sehr aufgeregt. Diese Sache hat mehr auf sich, als du mich wissen lassen willst. Warum gibst du mir keine Möglichkeit, dir zu helfen?«
»Nein«, erwiderte sie. »Ich kann nicht... Ich meine, da ist nichts anderes... Ich habe dir nichts verheimlicht.«
Ich lehnte mich zurück und rauchte schweigend eine Zigarette. Nach einer Weile sagte sie: »Du bist also doch ein richtiger Detektiv, nicht wahr? Ich meine, mit Lizenz?«
»Klar!«
»Und du darfst eine Waffe tragen?«
»Ich denke doch.«
»Könntest du... Könntest du mir eine Pistole besorgen?«
»Wozu?«
»Als Schutz.«
»Warum eine Pistole?«
»Warum keine Pistole? Mein Gott, wach du mal mitten in der Nacht auf und jemand beugt sich über dein Bett und packt dich plötzlich an der Kehle...«
»Dann glaubst du also, es wird noch mal passieren?«
»Das weiß ich nicht, aber ich will bei Sandra bleiben. Ich glaube, ihr droht Gefahr.«
»Was für eine Gefahr?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube, jemand will sie umbringen.«
»Wieso sie?«
»Weil ich nämlich in ihrem Bett schlief.«
»Ihr Mann vielleicht?«
»Das glaube ich nicht, oder... Er kann es auch gewesen sein.«
»Geh weg aus dieser Wohnung«, sagte ich, »miete dir anderswo ein Zimmer und...«
»Nein, das kann ich nicht. Sie ist meine Freundin. Ich kann sie nicht im Stich lassen. Sie hat mich auch nicht im Stich gelassen.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Ihr Bruder sagt, sie denkt nur an sich, sie...«
»Stimmt gar nicht«, unterbrach sie mich. »Was weiß denn ihr Bruder schon von ihr? Der Lümmel hat sich nie im geringsten um sie gekümmert. In den letzten fünf Jahren hat er ihr, soviel 'eh weiß, nicht einmal geschrieben.«
»Er scheint aber genau über sie Bescheid zu wissen.«
»Deshalb gerade nehme ich an, daß er mit Morgan unter einer Decke steckt. Morgan hat ihm diese Ideen sicher in den Kopf gesetzt. Morgan hat mit ihm über sie gesprochen und sie furchtbar bei ihm schlechtgemacht, sie sei mannstoll und habe immer neue Männer am Bändel und all solches Zeug, das kein anständiger Mann über seine Frau sagt, am allerwenigsten über seine eigene.«
»Sehr glücklich war diese Ehe wohl nicht?«
»Natürlich nicht. Aber das ist noch lange kein Grund, die Frau, der er Liebe und Treue geschworen hat, überall zu verleumden... Manchmal können einen die Männer tatsächlich anwidern.«
»Ich möchte noch einmal auf dein Interesse an Mrs. Cools ehelichen Abenteuern zu sprechen kommen. Woher kommt das?«
»Was willst du damit sagen?«
»Du warst so auffallend daran interessiert.«
»Es war doch auch interessant genug.«
»Doppelt interessant natürlich für jemanden, der sich selbst mit Heiratsgedanken trägt.«
»Oder davor wegläuft«, erwiderte sie und lächelte mich an.
»Tust du das
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