Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Nacken einreiben... So ist’s recht. Noch ein bißchen auf die Brust... O weh, die Brust schmerzt wohl ziemlich, wie? Schlimm, schlimm! Aber es ist ja nichts kaputt, war ja nur ein leichter Schlag... Sie hätten nicht auf mich losschlagen sollen, Lam. Ich will Ihnen ein paar gute Tips geben. Wenn Sie dem anderen eine Rechte verabfolgen wollen, dann schlagen Sie direkt zu, holen Sie nicht erst lange aus. Auch dürfen Sie die Hand nicht zurückziehen, ehe Sie punchen. Schade, daß Sie im Moment so wund sind überall, sonst gäbe ich Ihnen eine kleine Privatstunde. Ich könnte Ihnen genau vormachen, wie man einen Haken landet und wie die Faust zu wandern hat. In zehn Minuten hätte ich Sie mindestens achtzig Prozent verbessert für den Hausgebrauch. Sie haben’s in sich. Sie haben Mumm, aber Sie sind zu leicht, um gut nehmen zu können. Sie müssen deshalb lernen auszuweichen, und das verlangt gute Beinarbeit. So, jetzt noch ein bißchen Franzbranntwein hierhin... So ist’s recht. Es blutet schon nicht mehr. Beste, was es gibt, kaltes Wasser. Ihr Haar ist noch ein bißchen naß, aber das schadet ja weiter nichts. Und jetzt ’rein ins Hemd... So, prima. Nun noch die Krawatte.«
    »Gib ihm einen Whisky, Fred«, sagte die Frau.
    »Lieber einen Kognak«, antwortete Fred, »Kognak möbelt ihn gleich wieder auf. Hol doch mal ’nen Doppelten. Keine Sorge, es wird ihm nicht zuviel. Wir sind ganz schön mit ihm umgesprungen, und er braucht ordentlich was. Er ist für solche harten Schläge nicht gebaut. Der eine, den ich ihm aufs Kinn verpaßt habe, war nicht von schlechten Eltern. Na, Kleiner, Zähne noch alle da?... Prima. Wund ist der Kiefer natürlich. Das bleibt auch noch ’ne Weile so.«
    Madge kam mit einem zünftigen Kognak zurück. »Dem Chef sein Lieblingsschnaps«, erläuterte Fred. »Er nippt gern nach dem Essen daran. Aber kippen Sie ihn nur ruhig auf einmal ’runter. Der Chef behauptet zwar, das sei ein Sakrileg, aber Sie haben ihn nötig. Also, ’runter damit, Bruderherz.«
    Ich trank den Kognak, er war sanft wie Sirup, er rann mir wie ein heißer Strom die Kehle hinunter und verteilte sich dann in kleinen wärmenden Rinnsalen durch meinen ganzen Körper, was meinen Nerven unendlich wohltat.
    Dann sagte Fred: »So, jetzt schnell noch das Jackett und dann nichts wie los. Irgendwelche besonderen Wünsche, Kleiner, wo ich Sie hinfahren soll?«
    Ich fühlte mich elend und zerschlagen. Ich gab ihm die Adresse meiner Pension.
    »Was ist denn das?« erkundigte er sich.
    »Meine Pension.«
    »Prima. Wir bringen Sie da hin.«
    Er tauschte mit der Frau Blicke aus, dann half er mir hoch, und ich wankte ins Nebenzimmer. Der Chef kam mir entgegen, sein Gesicht war ein einziges breites, öliges Lächeln.
    »Ei, ei«, empfing er mich, »jetzt sehen Sie aber tausendmal besser aus. Und so eine schöne Krawatte, die steht Ihnen wahrhaftig ausgezeichnet, wirklich ganz ausgezeichnet. Meine Frau hat sie mir voriges Jahr zu Weihnachten geschenkt.«
    Er warf den Kopf zurück und gluckste dauernd vor sich hin. Dann wurde er plötzlich ernst, ergriff meine Hand und schüttelte sie lebhaft. »Lam, Sie waren großartig!« sagte er. »Sie sind ein schneidiger Bursche, sehr, sehr schneidig sind Sie! Sie sind ein Teufelskerl. Ich wollte, ich hätte ein paar von Ihrer Sorte. Sie sind also noch immer nicht bereit, uns ein bißchen was zu erzählen?«
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Kann ich verstehen, mein Junge. Kann ich voll und ganz verstehen.«
    Immer noch schüttelte er mir die Hand. »Fahr ihn, wo er gern hin will, Fred«, sagte er, »und sei vorsichtig mit ihm. Fahr nicht zu schnell. Vergiß nicht, daß ihm alles weh tut. Also, Lam, mein Junge, vielleicht sehen wir uns später noch mal. Kann man nie wissen. Und nichts für ungut, Lam! Kommen Sie, sagen Sie mir, daß Sie nicht böse sind.«
    »Bin ich nicht«, versicherte ich. »Sie haben mich verprügeln lassen, und verdammt noch mal, finde ich je Gelegenheit, Ihnen das heimzuzahlen, dann können Sie sich auf was gefaßt machen.«
    Ein harter Ausdruck trat in seine Augen, dann brach er in ein schallendes Gelächter aus. »Das ist der richtige Geist, mein Junge, der alte, bewährte Kampfgeist! Blutigen, aber hoch erhobenen Hauptes, der Mut ungebrochen, und so weiter. Ein Jammer, daß er nicht ein bißchen mehr auf dem Kasten hat, Fred. Er hätte dir schwer zu schaffen gemacht. Er schnellte hoch wie aus der Pistole geschossen.«
    »I wo, blöde hat er sich angestellt«, sagte Fred,

Weitere Kostenlose Bücher