Sein erster Fall
knöpfte seine Pyjamajacke auf. Sein mächtiger Bauch war weiß und schwammig. Rund um ihn war ein lederner Geldgürtel geschlungen, den der Schweiß völlig verfärbt hatte. Er öffnete eine der Taschen und zog zwei Hundertdollarscheine heraus.
»Haben Sie’s nicht kleiner?« fragte Bertha Cool.
»Leider nicht.«
»Dann werde ich mein ganzes Kleingeld los.«
»Bedaure, kleiner hab’ ich’s aber nicht.«
Bertha Cool kramte in ihrer Geldbörse herum, dann sah sie hoffnungsvoll zu mir herüber. »Haben Sie Geld bei sich, Donald?« fragte sie.
»Keinen Cent.«
Nachdem sie ihr Geld gezählt Hatte, sagte sie: »Fünf Dollar muß ich für das Taxi behalten. Im ganzen hab’ ich vierzig Dollar. Fünfunddreißig kann ich Ihnen geben. Seien Sie damit zufrieden, oder gehen Sie nach oben, und holen Sie Ihre Brieftasche.«
»Schön, lassen wir es gut sein«, antwortete er, »um fünfzehn Dollar zu sparen, steige ich keine Treppen hoch.«
»Bringen Sie mir die zweihundert Dollar, Donald«, sagte sie.
Der Fette hielt mir das Geld hin, und ich brachte es ihr. Sie gab mir das Wechselgeld - Eindollar-, Fünfdollar- und Zehndollarscheine. Ich trug sie zu Cunweather hinüber, und er gab sie weiter an seine Frau. »Tu’s fort«, sagte er, »ich möchte kein Kleingeld in meinem Gürtel haben.« Darauf schloß er die Tasche an dem Gürtel, knöpfte seine Pyjamajacke zu, schob sie unter seinen Hosenbund, sah mich an und fragte: »Wie geht’s nun weiter? Soll Lam erzählen?«
»Jawohl, Lam wird erzählen«, erwiderte Bertha Cool.
Ich begann. »Sandra machte Morgan das...«
»Nichts davon«, unterbrach sie mich, »damit schädigen wir das Ansehen unseres Klienten. Beschränken Sie sich auf Morgan, wie wir ihn ausfindig gemacht und ihm die Papiere zugestellt haben. Aber verraten Sie nicht den Namen oder die Adresse von Morgans Freundin.«
»Bleatie«, fuhr ich fort, »gab mir den Namen von Morgans Freundin. Darauf bin ich zu ihr hin und habe ihr Angst gemacht, wir würden sie in die Scheidungsaffäre mit hineinzerren. Anschließend habe ich sie beobachtet. Durch sie bin ich zum Hotel Perkins gekommen, wo sie sich als Mrs. B. F. Morgan eintrug und Zimmer 618 erhielt. Dann habe ich einen Pagen bestochen, der für mich feststellte, welche Zimmer in der Nähe noch frei waren und er...«
»Schön, schön«, unterbrach mich Cunweather, »das ist uns alles bekannt, Donald. Wir kennen jeden Ihrer Schritte von dem Moment an, wo Sie das Hotel betraten.«
»Dann wissen Sie also auch, wie ich Morgan Birks die Vorladung zugestellt habe?«
»Sie haben sie gar nicht Morgan Birks zugestellt. Sie haben sie ganz jemand anderem zugestellt.«
»Reden Sie doch keinen Blödsinn!« fuhr Bertha Cool dazwischen. »Morgan Birks persönlich hat er sie zugestellt.«
»Wo?«
»Im Zimmer seiner Freundin. Im Zimmer 618.«
Cunweather und seine Frau blickten sich an: »Da stimmt was nicht«, sagte Cunweather.
»Stimmt alles haargenau!«
»Morgan Birks hat das Zimmer 618 überhaupt nicht betreten. Wir sind uns dessen absolut sicher.«
»Keine Sorge, er war bestimmt drin«, sagte Bertha Cool. »Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.«
»Wie ist es, mein Herzblatt«, sagte Cunweather zu seiner Frau, »wollen wir...«
»Laß Donald erst zu Ende erzählen«, antwortete sie.
»Also weiter, Donald«, sagte er.
»Ich nahm mir ein Zimmer. Alma Hunter war bei mir, Sandra und Bleatie kamen etwas später nach. Dann bin ich zu einem Kostümverleih und habe mir dort eine Pagenuniform besorgt. Außerdem hatte ich ein Telegramm an Mrs. B. F. Morgan, postlagernd Telegrafenbüro, aufgegeben. Ich wartete, bis es ankam, ließ es mir aushändigen und schrieb mit Bleistift die Adresse >vielleicht Hotel Perkins<. Darauf besorgte ich mir ein Quittungsbuch, fingierte ein paar Unterschriften darin und ging ins Hotel zurück. Dort war die ganze Gesellschaft in heller Aufregung, weil Morgan Birks sich inzwischen eingefunden hatte, gleich nachdem ich fortgegangen war. Ich zog mir die Pagenuniform an und klopfte an die Tür von 618. Als sie hörten, ein Telegramm sei für sie eingetroffen, sagte sie, ich solle es unter der Tür durchschieben. Ich schob es gerade so weit durch, daß sie sich von Adresse und Echtheit des Telegramms überzeugen konnten. Da ich es aber in dem Notizbuch steckenließ, konnte ich sagen, es ging nicht völlig durch die Tür, ich müsse mir das Telegramm aber quittieren lassen. Darauf fielen sie auch prompt herein und öffneten die Tür. Als ich
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