Sein erster Fall
originell, alles schon einmal dagewesen - obgleich Sie an sich wahrscheinlich recht haben.«
»Moment mal«, sagte ich, »ich hab’ da noch was.«
»Dann los«, sagte sie und brachte eine Zigarette zum Vorschein.
»Heute nacht war Cunweather zuerst fest davon überzeugt, Morgan Birks habe das Hotel überhaupt nicht betreten. Er schien über alles, was ich im Hotel gemacht habe, orientiert zu sein. Ich hatte mich für meine Informationen an eine einzige Person im Hotel gehalten, das war der Portier. Dieser Mann muß also zu ihnen gehört haben und von ihnen dort im Hotel untergebracht worden sein.«
»Stimmt«, bemerkte sie.
»Sie müssen ihn also ’reingebracht haben, ehe ich ankam.«
»Richtig.«
»Und dazu brauchten sie Geld und eine gewisse Vorbereitungszeit, wahrscheinlich ein bis zwei Tage.«
»Schön.«
»Aber das Hotel Perkins begann doch erst dann eine Rolle zu spielen, als Sally Durke hinkam«, fuhr ich fort, »und ich bin ihr doch auf dem Fuß gefolgt; der Page schien zur Zeit aber schon mit allem wohlvertraut zu sein.«
»Das bedeutet also, daß sie einen guten Spionagedienst hatten«, sagte Bertha.
»Das bedeutet viel mehr. Wie konnte irgendein Mensch wissen, daß Sally Durke zum Hotel Perkins kommen wird? Sie hatte nichts unternommen, um mit Morgan in Verbindung zu treten, ehe ich sie aufgesucht und ihr mein Theater vorgespielt hatte.«
»Worauf wollen Sie denn nun hinaus, Donald?«
»Kommt jetzt. Cunweather wußte, daß Birks sich in dem Hotel mit seiner Freundin zu treffen pflegte. Wer das Mädchen war, wußte er nicht. Er war nur gewiß, daß Morgan Birks sich dort früher oder später mit ihr treffen würde. Cunweather ist kein Anfänger, Sie können darauf wetten, er hatte das Hotel systematisch unter Beobachtung, so daß Morgan Birks weder fein noch ’raus konnte. Und doch ist er ’rein- und wieder ’rausgekommen.«
»Was soll der Quatsch, Donald? Sie sagen, er konnte weder rein noch ’raus, und doch ist er sowohl ’rein- als auch ’rausgekommen. Ich glaube, Sie sind nicht ganz gescheit.«
»So hören Sie doch«, fuhr ich fort. »Sehen wir die Sache doch mal von einem andern Gesichtspunkt aus an. Denken Sie
dran, daß man uns 620 gegeben hat. Ich hatte ein Zimmer gegenüber haben wollen, ein Detektiv machte das so, er hätte ein Zimmer gewünscht, von dem aus er Sally Durkes Zimmertür hätte im Auge behalten können. Alle die gegenüberliegenden Zimmer aber waren besetzt. Natürlich konnte das Zufall sein, man hätte das auch angenommen, spräche nicht die Tatsache dagegen, daß Sally Durke Zimmer 620 für mich reserviert hatte.«
»Für Sie reserviert, Donald?« fragte sie.
»Jawohl.« - »Wie denken Sie sich das?«
»Sie hatte das Hotel angerufen und sich zwei Zimmer mit einem Bad reservieren lassen. Man gab ihr 618 und 620. Sie bezog 618. Wenn sich nicht auch ein Bad zwischen 618 und 616 befunden hat, hat sie ein Zimmer ohne Bad gehabt, damit hatte ich 620 mit einem Bad. Höchst vorsorglich von Sally, einerlei, wie man die Sache ansieht.«
»Warum glauben Sie, daß sie es Ihnen überlassen hat?«
»Sehr logisch: damit ich es benutzen sollte.«
»Aber Sie haben es ja gar nicht benutzt, Bleatie war doch drin.«
»Das ist der springende Punkt. Das Bad war von vornherein für Bleatie bestimmt. Bleatie ist gar nicht Sandras Bruder. Er ist ihr Mann. Bleatie ist Morgan Birks!«
Sie musterte mich mit einem kalten Blick. »Sie sind ein Rindvieh, Donald.«
»Aber alles weist doch darauf hin«, fuhr ich unbeirrt fort, »wir waren Idioten, daß wir das nicht früher bemerkt haben.«
»Sandra Birks wird ja wohl noch ihren eigenen Bruder erkennen, wenn sie ihn sieht.«
»Klar, wenn sie einen hat. Aber sie steckte ja selbst mit in der Sache. Nun erklärt sich auch, warum Bleatie sich immer so warm für Morgan eingesetzt hat. Es erklärt, warum er Sandra zwang, auf den Inhalt des Safes zu verzichten. Es erklärt einfach alles. Sandra Birks wollte die Scheidung. Morgan Birks war einverstanden, wahrscheinlich lag ihm sogar ebensoviel daran wie ihr. Aber sie mußte den gerichtlichen Weg durchexerzieren. Nun wurde er polizeilich gesucht. Irgendwer mußte ihm außerdem die Klage zustellen und vor Gericht beschwören können, daß er sie erhalten hatte. Das war der Augenblick, wo wir in Aktion getreten sind. Wir haben uns fein von ihnen vor ihren Wagen spannen lassen.«
»Aber Sandra hat Bleatie doch von der Bahn abgeholt, und auf dem Heimweg hatten sie dann den
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