Sein erster Fall
sondern es ist Sache der Polizei, sie zu überführen. Wenn wir für die Vorgänge eine andere plausible Erklärung beibringen können, die keine Fragen offenläßt, dann genügt das völlig, um die Geschworenen zufriedenzustellen. Das Gesetz ist nun mal so.«
»Das stimmt zwar nicht ganz genau, wie Sie das Gesetz auslegen, aber lassen wir’s mal dabei.«
»Was wollen Sie denn nun eigentlich«, fragte sie, »wollen Sie Alma Hunter aus der Patsche helfen oder nicht?«
»Jawohl.«
»Also, dann halten Sie die Klappe, und lassen Sie Tante Bertha jetzt mal reden.«
Das Taxi hielt vor Sandras Wohnung. Vor dem Haus war ein Polizist stationiert. Nichts weiter ließ auf einen Mord schließen. Bertha Cool bezahlte das Taxi und ging auf den Eingang zu.
»Augenblick mal, wohnen Sie hier?« fragte der Polizist.
»Nein.«
»Wo wollen Sie hin?«
»Zu Mrs. Birks.«
»Wie heißen Sie?«
»Bertha Cool. Inhaberin des Detektivbüros Cool. Dies hier ist mein Mitarbeiter.«
»Was wollen Sie hier?«
»Mit Sandra Birks sprechen.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Weiß ich noch nicht. Sie wollte mich sprechen. Was ist nur los? Ist sie etwa verhaftet?«
»Nein, verhaftet nicht.«
»Sie wohnt doch hier, wie?«
»Also los, gehen Sie ’rauf.«
»Danke, das war auch meine Absicht«, erklärte sie.
Ich versuchte, ihr zuvorkommend die Haustür zu öffnen, aber sie packte bereits die Klinke und riß die schwere Tür auf, als wäre sie aus Pappe. Sie stampfte weiter, ich brav hinter ihr her. Wir fuhren im Lift zum vierten Stock. Als ich leise klopfte, riß Sandra die Tür mit einem Ruck auf.
»Sie haben sich ja reichlich Zeit gelassen.«
»Wir wollten die Polizei umgehen«, erwiderte Bertha Cool.
»Unten steht doch ein Posten.«
»Weiß ich.«
»Hat er Sie anhalten wollen?«
»Ja.«
»Wie sind Sie denn ’reingekommen?«
»Einfach vorbeigegangen.«
»Haben Sie ihm gesagt, daß sie Detektive sind?«
»Ja.«
»Würde er auch jemanden passieren lassen, der kein Detektiv ist?«
»Keine Ahnung, Kleine. Er ist Polizist, und bei diesen Herren weiß man nie, was kommt.«
Sandra biß sich auf die Lippen und runzelte die Stirn. »Ich erwarte einen jungen Mann - einen Bekannten von uns... Ob sie den wohl festhalten werden?«
»Rufen Sie ihn lieber an, und warnen Sie ihn«, sagte ich.
»Vermutlich überwachen sie mein Telefon. Ich habe das Gefühl, sie halten mich hier als Köder fest für eine Falle.«
»Was für ’ne Falle?«
»Weiß ich nicht.«
»Wir wollen uns erst mal das Schlafzimmer ansehen«, meinte Bertha Cool, »danach können wir uns unterhalten.«
Sandra Birks öffnete die Schlafzimmertür. Die Stelle, wo der Tote gelegen hatte, war mit Kreidestrichen angezeigt, aus der Tür hatte man ein kleines viereckiges Loch herausgesägt.
»Was ist das hier für ein Loch?« wollte Bertha Cool wissen. »War das die Stelle, wo die Kugel saß?«
»Ja.«
»Ist die Polizei sicher, daß das Geschoß aus Almas Pistole gekommen ist?«
»Das werden sie feststellen.«
»Woher hatte sie die Pistole?«
»Das kann ich mir nicht erklären«, sagte Sandra, »ich weiß bestimmt, daß sie gestern noch keine hatte.«
Bertha Cool sah mich an. Ihr Blick war fest, nachdenklich und vorwurfsvoll.
»Wo ist Ihr Bruder?« fragte sie dann.
Sandra blickte weg. »Keine blasse Ahnung«, antwortete sie.
»Wo war er, als der Schuß fiel?«
»In seinem Zimmer, nehme ich an, da sollte er jedenfalls gewesen sein.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Weiß ich nicht.«
»Ist sein Bett benutzt worden?«
»Nein, offenbar hatte er sich noch nicht hingelegt.«
»Dann ist er recht lange aufgeblieben, wie?« fragte Bertha.
»Weiß ich doch nicht«, erwiderte Sandra mit einem Anflug von Ärger. »Ich war selbst ausgegangen. Hätte ich freilich geahnt, daß mein Mann erschossen werden würde, hätte ich mir wohl was anderes vorgenommen für den Abend. Aber da man mich darüber vorher nicht informiert hat, habe ich mich nicht an das Bett meines Bruders gesetzt und aufgepaßt, wann er sich wohl schlafen legen würde oder was er sonst zu tun gedachte.«
»Noch etwas?« fragte Mrs. Cool.
»Wie meinen Sie das?«
»Gibt es sonst noch etwas, was Sie gern sagen möchten?«
»Wieso?«
»Aus dem Grunde«, entgegnete Bertha Cool ruhig, »weil es Sie Geld kostet, wenn Sie mit mir reden. Wenn Sie Geld dafür ausgeben wollen, daß Sie sich zwischen Ihren Bruder und die Folgen seiner Tat stellen, dann soll mir das recht sein; ich höre Zu.«
Sandra hatte in
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