Sein erster Fall
hereingestürmt. »So, meine Dame, aus der Traum!« rief der eine.
»Was meinen Sie damit?« erwiderte Sandra.
»Die Pistole, mit der Morgan Birks erschossen wurde, ist dieselbe, mit der auch Jonny Meyer erschossen worden ist, und Jonny Meyer, wenn Sie das vielleicht nicht mehr wissen sollten, war der Kriminalbeamte in Kansas City, der die Gangstersachen bearbeitete. Er sollte vor Gericht als Kronzeuge fungieren. Er ist nie bis hin gekommen. Das letztemal wurde er in Gesellschaft einer hübschen Frauensperson gesehen. Am nächsten Morgen fand man ihn mit drei Kugeln im Leib. Die Polizei von Kansas City hat Fotografien der Geschosse überallhin gefunkt und die Polizeistellen gebeten, nach der Waffe Ausschau zu halten. Jetzt haben Sie das Wort, meine Dame.«
Sandra Birks stand da, aufgerichtet, bleich und verängstigt. Bertha Cool kam aus Bleaties Schlafzimmer. Der zweite Kriminalbeamte fragte: »Wer sind denn die hier?«
»Wir sind Detektive«, antwortete Bertha Cool.
Der Mann lachte.
»Privatdetektive«, sagte Bertha Cool. »Wir bearbeiten den Fall für Mrs. Birks.«
»Machen Sie, daß Sie hier rauskommen!« befahl der Beamte.
Bertha Cool ließ sich gemütlich auf einem Stuhl nieder. »Werfen Sie mich doch raus!« forderte sie den Beamten auf. Ich warf einen bedeutsamen Blick auf meinen Hut mit dem Paket darunter. »Ich gehe«, sagte ich. Bertha begriff, als ich beides an mich nahm.
»Ich bestehe auf meinem Recht«, sagte sie. »Wenn Sie Mrs. Birks verhaften wollen - bitte! Wenn Sie mit mir reden wollen - bitte! Ich bin hier und ich bleibe hier!«
»So sehen Sie aus!« brüllte der Kriminalbeamte und näherte sich ihr drohend.
Indessen hielt mir Sandra Birks schweigend die Tür auf, und während die beiden Kriminalbeamten auf Bertha Cool losgingen, schlüpfte ich auf den Flur hinaus. Den Lift erst hochkommen zu lassen, wagte ich nicht. Ich sauste zur Treppe und raste, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinunter. Erst auf dem letzten Absatz verlangsamte ich meine Schritte und schlenderte gemächlich durch die Halle, als trage ich ein Paket Wäsche fort. So erreichte ich ungeschoren die Straße. Das Polizeiauto stand vor dem Haus. Ein Angestellter holte verschiedene Wagen aus der Hausgarage und stellte sie am Trottoir bereit. Ich suchte mir den vornehmsten aus in der Annahme, daß sein Eigentümer wohl noch nicht so bald aufstehen würde, stieg ein und legte das Paket neben mich auf den Sitz.
Bertha Cool kam mit majestätischen Schritten aus dem Gebäude, blickte die Straße rauf und runter und setzte sich schließlich zur Straßenecke hin in Bewegung. Sie bemerkte mich nicht, als sie an dem Wagen vorbeiging, und ich ließ sie gehen. Nachdem sie etwa fünfzehn Meter gelaufen war, konnte ich sie im Rückspiegel sehen. Mein radikales Verschwinden wunderte sie sichtlich. Zweimal blieb sie stehen und blickte suchend umher. An der Ecke bog sie links ab. Ich konnte nicht beurteilen, ob sie eine lebhaftere Straße suchte, um schneller ein Taxi zu finden, oder ob sie immer noch nach mir Ausschau hielt. Mich umzudrehen, wagte ich nicht; zusammengekauert verharrte ich tief in meinem Polster und warf nur hin und wieder einen Blick in den Rückspiegel. Dafür beobachtete ich um so schärfer den Eingang des Hauses.
Nach einiger Zeit kamen die beiden Kriminalbeamten heraus, Sandra Birks hatten sie nicht bei sich. Sie blieben ein paar Minuten stehen und sprachen miteinander, dann stiegen sie in ihren Wagen und fuhren davon.
Ich nahm mein Paket, stieg aus dem Wagen und ging schnell auf das Gebäude zu. Der Hausmeister hatte inzwischen einen großen Mülleimer herausgezogen und am Straßenrand hingestellt. Ich hob den Deckel, ließ das Paket hineinfallen, schloß den Deckel wieder und ging unmittelbar zu Sandra Birks’ Wohnung. Sie öffnete erst nach zweimaligem Klopfen. Sie hatte zwar nicht geweint, aber ihr trüber Blick, ihre eingefallenen Wangen und eine herbe Linie um den Mund verrieten äußerste Abspannung.
»Sie!« empfing sie mich.
Ich schlüpfte durch die Tür, schloß sie hinter mir und schob den Riegel vor.
»Das Paket?« fragte sie. »Was ist aus dem Paket geworden? Konnten Sie es verschwinden lassen?«
Ich nickte.
»Sie wären besser nicht zurückgekommen.«
»Ich muß mit Ihnen reden«, erwiderte ich.
Sie legte mir die Hand auf die Schulter. »Oh, ich habe solche Angst«, flüsterte sie. »Ich weiß überhaupt nicht, was das bedeuten soll. Glauben Sie, daß Morgan, daß Alma...«
Ich legte meinen Arm
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