Sein erster Fall
Blicke zu.
»Hören Sie«, sagte der Automann, »das Ganze war ein großes Mißverständnis. Die Schuld daran tragen Sie, denn Sie haben Ihr Geld bei der falschen Bank abgehoben, oder Sie haben uns einen Scheck auf die falsche Bank gegeben, ist ja egal, wie Sie’s nennen wollen.«
»Ich hab’ mich vertan«, gab ich zu.
»Sie sind um eine unglückliche Erfahrung reicher und wir ebenfalls. Denn das Gericht hat die Auslieferungspapiere nicht eher ausgestellt, als bis wir für sämtliche Unkosten garantiert haben. Das kostet uns schließlich gutes Geld. Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag, Smith: Sie stellen uns einen Scheck über sechzehnhundertzweiundsiebzig Dollar auf die Kommerzbank aus, und wir vertragen uns wieder. Was meinen Sie dazu?«
Ich sagte: »Den Scheck auf die Kommerzbank sollen Sie gern haben, schon aus dem Grunde, weil ich meine Rechnungen zu bezahlen pflege. Ich bedaure, daß mir dieses Versehen passiert ist. Auf der anderen Seite aber hatten Sie kein Recht, voreilige Schlüsse zu ziehen und zur Polizei zu rennen. Das wird Sie viel Geld kosten.«
Der Staatsanwalt warf ein: »Mit einem Prozeß erreichen Sie nichts, Smith, tatsächlich sind Sie formell schuldig. Wenn die Autofirma will, könnte sie Sie unter Anklage stellen.«
»Soll sie doch«, antwortete ich, »jeder Tag, den ich im Gefängnis sitze, kostet sie nur noch mehr Geld.«
Jetzt mischte sich der Sheriff ins Gespräch. »Alle haben wir Fehler gemacht, meine Herren. Jetzt soll jeder mithelfen und überlegen, wie wir die leidige Geschichte aus der Welt schaffen.«
»Ich wollte das Auto«, sagte ich, »und ich will es auch jetzt noch, denn ich bin mit dem Wagen sehr zufrieden. Ich werde ihm sechzehnhundertzweiundsiebzig Dollar dafür zahlen. Ich habe mich geirrt und lediglich meine Bankkonten verwechselt. Mehr habe ich nicht verbrochen.«
»Und alles andere wollen Sie dann auf sich beruhen lassen?« fragte der Sheriff.
»Das habe ich nicht gesagt.«
Der Staatsanwalt sagte zu dem Autohändler: »Lassen Sie sich auf nichts ein, bis Sie einen schriftlichen Klageverzicht von ihm haben.«
»Also gut«, lenkte ich ein, »setzen Sie eine Verzichterklärung auf, und dann trinken wir darauf einen Schnaps.«
Als der Staatsanwalt mir die von ihm aufgesetzte Verzichterklärung überreichte, las ich sie sorgfältig durch. Sämtliche Anklagen gegen mich wurden fallengelassen. Ich verzichtete meinerseits auf alle Ansprüche gegen die Automobilfirma, auch soweit sie aus meiner Verhaftung konstruiert werden konnten. »Ich möchte aber, daß Sie und der Sheriff gegenzeichnen«, sagte ich zu dem Staatsanwalt.
»Warum?«
»Weil ich mich in den Gesetzen dieses Staates nicht auskenne. Ich möchte nicht auf alle meine Rechte verzichten, und späterhin passiert mir dann was ganz anderes. Hier heißt es lediglich, daß die Automobilfirma ihre Klage zurückzieht. Woher soll ich aber wissen, ob nicht das Gericht eine andere Klage gegen mich erhebt?«
»Blödsinn«, sagte der Staatsanwalt.
»Wenn’s Blödsinn ist, was ich sage, dann können Sie ja ruhig unterschreiben. Wenn Sie aber nicht unterschreiben, unterschreibe ich auch nicht.«
Nachdem wir alle unterschrieben hatten, faltete ich das Schriftstück zusammen und steckte es in die Tasche. Der Staatsanwalt legte mir einen Blankoscheck der Kommerzbank hin, und ich schrieb ihn in der Höhe des Kaufpreises für den Wagen aus. Wir schüttelten uns alle die Hände, und der Automann ging zu seinem Büro zurück.
»Gott, was für eine Hitze kommt da von der Wüste her«, bemerkte der Sheriff.
Ich stand auf, ging im Zimmer auf und ab und machte ein sorgenvolles Gesicht.
»Was ist denn los, Smith?« fragte der Sheriff.
»Mich bedrückt noch etwas«, erwiderte ich.
Es wurde mäuschenstill im Raum. Die beiden Polizisten und der Staatsanwalt beäugten mich forschend.
»Worum handelt sich’s?« fragte der Sheriff. »Vielleicht können wir Ihnen helfen.«
»Ich habe einen Mann umgebracht.«
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Der Staatsanwalt brach das Schweigen. »Was... Was haben Sie getan, Smith?« fragte er.
»Jemanden umgebracht«, antwortete ich, »und ich heiße auch gar nicht Smith. Ich heiße Lam, Donald Lam.«
»Wissen Sie, mein Lieber, Sie machen mir zu viel Geschichten«, sagte der Sheriff.
»Das sind keine Geschichten«, erwiderte ich, »ich bin hierhergekommen, um unter einem anderen Namen wieder neu anzufangen. Aber ich merke jetzt, daß das nicht so ohne weiteres geht,
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