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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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jagen wird, und macht es trotzdem. Entweder ist der Killer verrückt oder so abgebrüht, dass ihn das nicht anficht, oder er ist überzeugt, den perfekten Mord begangen zu haben.«
    Henry hörte am Stakkato ihrer Worte, wie ernst es ihr war, ihr Redefluss wurde kaum vom Atemholen unterbrochen.
    »Von der Zeitung ›El Pais‹ hat jemand angerufen, ob du nicht was für sie schreiben kannst, sie sind richtig gierig geworden, als ich gesagt habe, dass du dort bist. Das durfte ich doch? Darf ich ihnen auch deine Mobilnummer geben? Sie kennen deinen Newsletter. Dann hat ein Redakteur von ABC angerufen, aber dem habe ich gleich abgesagt, du seiest bereits anderweitig verpflichtet. Ich wollte ihn nicht merken lassen, dass du nicht für sie schreiben würdest. Henry! Ich will dich heil zurück. Überleg dir genau, was du tust!«
    »Das gilt für dich auch, meine Liebe. Wer hat die Drohbriefe erhalten   – du oder ich?«
    »Das ist nicht fair.«
    »Doch, gleiches Recht für alle.«
    »Nein, gleiches Recht nur für Gleiche«, sagte Isabella.
     
    »Wer ist der Mann hinter Amber?« Henry beugte sich weiter zu Frank Gatow.
    Der hielt ihm das Display seiner Kamera vors Gesicht. »Das sind zwei. Die scheinen zusammenzugehören, von dem körperlichen Ausdruck her. Hast du einen von denen schon mal gesehen? Gehören die zu den Juroren?«
    Die beiden Männer saßen in Henrys Zimmer, Gatow war heruntergekommen, er wollte vermeiden, dass seine Frau davon Wind bekam, dass er sich mit dem Mordfall beschäftigte. Antonia Vanzetti war anscheinend genauso wenig daran interessiert wie Isabella, dass ihr Mann sich einmischte und einer Gefahr aussetzte. Denn nachdem die Umstände des Mordes bekannt waren, ging jeder davon aus, dass der Mord von einem Profi verübt worden war. Anders war ein einzelner Schuss, der sein Ziel nicht verfehlt hatte, kaum zu erklären. Wer seine Nase in fremde Angelegenheiten steckte, konnte unversehens selbst in die Schusslinie geraten. WährendHenry gar keine Wahl hatte, schien Gatow in seine Bilder verliebt, war dem fotografischen Jagdsport zugetan oder lediglich hilfsbereit. Was ihn trieb, wusste Henry nicht zu sagen, so gut kannte er den Wahlitaliener nicht. Oder ging es ihm um den Nervenkitzel?
    »Leider habe ich nicht das richtige Verbindungskabel, um die Fotos von der Kamera auf deinen Laptop zu laden, dann hätten wir sie größer. Bei meiner kleinen Handkamera hat sich der Autofokus nicht richtig eingestellt, die Schärfe liegt nicht richtig. Das ist das Risiko bei den kleinen Dingern. Wir müssen uns also mit dem schlechten Bild begnügen.«
    »Sind das nicht die Valianos aus dem ›Il Calice‹?« Henry zeigte beim nächsten Foto auf die Personen rechts von Amber, der sich, um einen Einsatz zu machen, über den Roulettetisch gebeugt hatte. Vor ihm lagen nur noch wenige bunte Plastikmarken. Henry meinte, sich auch auf dem Foto zu sehen, Gatow hatte an seiner Hüfte vorbeifotografiert.
    »Ja, das ist das Ehepaar, das immer mit meiner Frau rumhängt. Ich glaube, sie kennen Amber, ich habe sie auch vorher schon zusammen gesehen.«
    »Und die beiden, die Unbekannten? Kannst du das Bild auf dem Display nicht vergrößern?«
    »Das geht schon, nur wird dann das Bild noch unschärfer. Aber dass Amber eine Pechsträhne hatte, sieht man ihm an. Ich glaube, da war er pleite.«
    »Hast du kein Bild, auf dem man sehen kann, wie er wieder zu Geld kommt oder wer es ihm gibt?«
    Gatow betätigte den Vorlauf, er hatte aus den verschiedensten Positionen heraus fotografiert. Es gab ein Foto von dem Moment, wo ihm der Burgunder serviert worden war, Amber beim Setzen, Amber beim Verlieren, Amber verzweifelt, dann mit wütendem Blick, wahrscheinlich in die Richtung, in der Henry gestanden hatte. Dann Amber mit Marion am Ohr, sie flüsterte ihm irgendetwas zu, dann ein Bildmit Händen, das sowohl Gatow wie Henry elektrisierte. Die Hände häufelten Jetons neben dem Burgunder auf. Diese Hände, oder eine davon, hatte Henry schon mal gesehen.
    »Das nächste Foto!«, drängte er, jetzt würden sie wissen, wer ihm das Geld gegeben hatte, aber auf dem nächsten waren noch einmal die Hände, sie hatten Gatow fasziniert, Hände, die Jetons verschoben.
    »Wem gehören diese verfluchten Hände?« Henry war laut geworden, er ärgerte sich maßlos, dass er nicht mehr zu sehen bekam. Es waren die harten, knochigen Hände eines Mannes vor einem schwarzen Hintergrund. Es handelte sich dabei wahrscheinlich um eine Hose oder eine Jacke, ja,

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