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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Henry hatte es mit sanfter und leiser Stimme gesagt, dafür umso eindringlicher. Die Tischgenossen verstanden nur Bruchstücke, damit war nicht klar, ob es bewundernd oder als bösartigerAngriff gemeint war. »Mein Name ist übrigens Meyenbeeker   – und nicht Peñasco. Das ist der Name meiner Lebensgefährtin. Der ehrenwerte Señor Mendoza ist anscheinend selten richtig im Bilde.«
    »Ist das nicht ein deutscher Name?«, fragte der Journalist aus Valladolid.
    »Allerdings, Herr Kollege. Ich bin gebürtiger Deutscher, auch hier aufgewachsen, aber glauben Sie ja nicht, dass ich nicht jeden Zwischenton unserer Sprache zu deuten weiß.«
    »Waren Sie, Meyenbeeker, nicht vor Jahren mal Nariz de Oro?«, fragte Jacobo Arienzo, den Henry für sich Aguirre, der Zorn Gottes, nannte, ein grimmiger Mann, der nie ein Blatt vor den Mund nahm, was ihm bei einigen Kellereien, eher den schlechteren, Hausverbot eingebracht hatte. Seine Massigkeit entsprach der Heftigkeit seiner teilweise bösartigen Kritik an Weinen und Weingütern.
    »Wie er den Titel gewonnen hat, das weiß nur die Jury«, warf Mendoza ein. »Sie wissen ja, wie käuflich unsere Juroren sein können.«
    Das hätte er besser nicht gesagt, denn damit griff er indirekt auch Aguirre an und beschwor den Zorn Gottes mit tiefer Stimme herauf.
    »Das können Sie nur wissen, weil Sie selbst die Hand aufgehalten haben, Sie halb leeres Glas abgestandenen Biers. Was können Sie beweisen? Haben Sie Zeugen? Wer genau wurde bestochen und in welcher Höhe? Sie beschmutzen unseren Berufsstand.« Er holte weiter aus. »Sie beschmutzen unsere Nation, Sie beschmutzen uns alle hier.«
    Wie gut, dass keine Damen am Tisch saßen, dachte Henry und sah, wie zwei Herren an ihren Tisch geführt wurden. Den kleineren, etwas dicklichen Mann kannte er, AllesBio nannte er ihn, sie waren sich in der Mancha begegnet, als er eine der Großkellereien besichtigt hatte, die auf biologischen Weinbau umgestellt hatte, was in der Werbung großherausgestellt wurde. AllesBio war einer der Vize-Präsidenten dieses Massenweinherstellers, der gegenwärtig die europäischen Märkte überschwemmte, besonders den deutschen, weil man hier mehr auf Bio abfuhr als anderswo. Seinen richtigen Namen hatte Henry vergessen. Sie begrüßten sich mit freundlichen Worten. Henry hatte nichts gegen seine industriell hergestellten Massenweine, wenn sie sauber waren. Sie machten es ihm leicht, seine Winzerweine besser im Fachhandel unterzubringen.
    AllesBio kam in Begleitung des Exportleiters der Kellerei Muros, einem Betrieb aus dem Priorat, der weltweite Weingeschäfte betrieb, mit Tochterunternehmen in Chile und Südafrika und Frankreich und mit nach China ausgestreckten Fühlern. Muros-Weine waren häufig auf der Titelseite von Hecklers Magazin zu finden, und sie fehlten selten bei seinen Proben   – selbstredend mit besten Bewertungen. Ausdruck einer innigen Geschäftsbeziehung?
    Es entschärfte die Spannung am Tisch, dass sich die beiden Neuankömmlinge betont langsam am Tisch einrichteten, dass Henry den Platz wechselte und sich neben den Zorn Gottes setzte. Der Ober brachte die Karte und erläuterte die Weine des Abends. Alles war von Heckler so arrangiert worden.
    In der ersten halben Stunde, noch mit Aperitif und Vorspeise beschäftigt, drehte sich das Gespräch der Männer um die Gründe für den Mord an Alan Amber. Der Exportleiter war der Ansicht, dass jemand dem Heckler-Verlag hatte schaden wollen, das hatte Henry schon von Heckler selbst gehört und hielt es für an den Haaren herbeigezogen. AllesBio war überzeugt, dass der Rosenkavalier in den Fall verwickelt war, was allen anderen völlig absurd erschien. Allerdings fand die Theorie, dass andere Bewerber um Ambers Position hinter dem Mord standen, genauso wenig Unterstützung. Die Polizei sollte besser ermitteln, wem Amber geschadet hatte.
    Aguirre erzählte von einem Fall, bei dem der Weintester das gesamte Sortiment einer großen Kellerei im Westen Spaniens äußerst schlecht benotet hatte. Daraufhin seien die Preise gefallen, die Weine kaum noch verkäuflich gewesen, und die Bodega sei in die roten Zahlen gerutscht. »Dahinter stand die Absicht, den Laden billig aufzukaufen, was dann auch bestens funktioniert hat. Wie viel Geld geflossen ist, kann ich allerdings nicht sagen.«
    Der Journalist aus Valladolid wollte wissen, ob Amber persönlich eingegriffen hatte oder ob einer seiner Mitarbeiter für die Bewertung verantwortlich war. »Denen wird ja

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