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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Dann aber sah er sich zu einer Antwort gezwungen.
    »Ich hab mitgekriegt, dass er tot ist. Ich habe häufig an Sie gedacht, weil Sie da mittendrin stecken. Und ich hab’s befürchtet, ich habe befürchtet, dass Sie wiederkommen. Ich hätt meinen Mund halten sollen. Ich hätte wissen müssen, dass man Journalisten gegenüber niemals die kleinste Andeutung machen darf. Aus dem, was man ihnen liefert, drehen sie einem den Strick. Ja, ich hab’s vernommen, dass er erschossen wurde. Verwundert hat es mich überhaupt nicht. Es hat so kommen müssen.« Er machte eine Pause und versuchte, mit einem bohrenden Blick durch Henrys Augen in seine Gehirnwindungen vorzudringen. »Wieso wollen Sie eigentlich, dass ich mein Weingut zurückkriege. Es kann Ihnen scheißegal sein. Wie stellen Sie sich das vor? Die Übertragung an Johansen ist völlig   … völlig   …« Er suchte nach den passenden Worten.
    »…   legal abgelaufen?«, fragte Henry.
    »Legal. Ja! Das ja!« Templins Augen wandten sich wieder nach innen. »Doch es war eine Sauerei, was sie mit mir gemacht haben.«
    »Wieso haben Sie eigentlich so viele Schulden seinerzeit gemacht, Herr Templin, dass die Bank Ihnen das Weingut abnehmen konnte?«
    Templin versteckte sein Gesicht in den Händen, sicher nicht aus Scham, ließ nur den Mund frei und sprach stockend: »Ich wollte das Weingut zukunftssicher machen, es auf den neuesten technischen Stand bringen und langfristig die Übergabe an meinen Sohn einleiten, wir hatten sieben Hektar zugekauft, auf Kredit, und einige gepachtet. Werrechnet denn mit so einer Katastrophe?« Er nahm die Hände vom Gesicht. Das Entsetzen war noch immer lebendig.
    »Ich kann Ihnen sagen, weshalb ich will, dass Sie Ihr Weingut wiederkriegen.«
    Templin hob erstaunt den Kopf, als er Henrys Antwort vernahm.
    »Ich will, dass Sie wieder so gute Weine machen wie vor dem Unglück. Sie können anderen Leuten damit viel Freude machen. Wir brauchen gute Winzer, auch um den Angriff der Getränkekonzerne, der Industrieweine und der Gleichmacherei abzuwehren.«
    »Und wer macht mir Freude?«
    »Wie man sein Leben gestaltet, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Die anderen sind nicht dazu da, uns Freude zu machen. Sie sind einfach da, die wenigsten machen Freude, die meisten nerven, und der Mehrheit ist man völlig gleichgültig und damit basta. Die Freude müssen wir uns schon selbst machen.«
    »Ist das Ihr spanischer Fatalismus?«
    »Wenn Sie so wollen   … mein deutsch-spanischer. Ich kann also dafür sorgen, dass Sie Ihr Weingut wiederkriegen.«
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
    War da ein Schimmer von Hoffnung? »Ich habe Heckler in der Hand und mit ihm die ›Glorreichen Drei‹, J.   J., wie sie ihn nennen, und diesen Zweigstellenleiter Münnemeyer. Ich weiß, wie die Übertragung geplant wurde, darüber existieren Unterlagen, schriftliche Beweise, es ist klar, wie die Bank agiert hat und wer wie viel daran verdiente.«
    Es schien, als würde Templin sich jeden Moment vor Fassungslosigkeit auflösen. »Wie kommen Sie an Sachen, nach denen ich jahrelang suche?« Er sprach nicht, er hauchte die Worte.
    »Reiner Zufall, sie sind mir zugefallen. Was ist nun   – ja oder nein? Sie weichen aus. Wenn Sie sich umbringen wollen, nur zu.«
    »Die Drei werden zurückschlagen.«
    »Nein, ich bin am Zug, ich schlage zurück.«
    »Was haben sie Ihnen getan?«
    »Das geht Sie nichts an. Also, bevor Sie sich umbringen, will ich wissen, was Sie über Alan Amber wissen. Oder wollen Sie das Geheimnis mit ins Grab nehmen? Und die Antwort, dass es so hat kommen müssen, haben Sie mit Bedacht gewählt, das haben Sie gesagt, um mich scharf zu machen. Weshalb macht Ihnen die Frage Angst?«
    »Weil diese Leute mit einem gezielten Schuss töten.«
    »Wer ist es?«
    »Ich brauche Bedenkzeit.«
    »Bis wann?«
    »Wo erreiche ich Sie?«
    »Im ›Il Calice‹ in   …«
    »Auch das noch.«
    »Was soll diese Andeutung schon wieder? Sie kennen das Hotel?«
    »Jeder kennt es. Ich war schon hier, als   … man es aufkaufte, es war eine Ruine und wurde von Grund auf renoviert, und jeder fragte sich, woher   …« Plötzlich schwieg Templin.
    »Was fragte sich jeder?« Diesmal wurde Frank ungehalten. »Wir sind keine Narren, Herr Templin«, sagte er scharf. »Mein Freund hier«, er wies auf Henry, »hat in der letzten Woche einigen Leuten vom Unfall Ihrer Frau und Ihres Sohnes erzählt. Auf haargenau dieselbe Weise ist gestern eine Frau ums Leben gekommen  

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