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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Problem mit seinem Ego, irgendwann würde es knallen, laut und vernehmlich. Das minderte seine Vorfreude auf die Reise nach Baden-Baden. Dort würde es zum Knall kommen.
    Im Bus nahm ihn Marion Dörner beiseite, sie setzten sich nach hinten, sie neigte sich Henry zu, so weit, dass ihm ihr unaufdringliches, nach Veilchen und würzigem Holz duftendes Eau de Toilette in die Nase stieg. Henry hatte einige Fragen zur BBWC.
    »Ich kann Sie beruhigen. Koch ist nicht der Organisator des Wettbewerbs, dazu wurde eigens eine Tochtergesellschaft gegründet. Aber als verlängerter Arm von Heckler wird Koch die ganze Zeit über anwesend sein. Manche nennen ihn den ›Kettenhund‹«, sagte sie schmunzelnd hinter vorgehaltener Hand, »er knurrt und beißt. Unangenehmes wälzt der Verlagschef auf ihn ab. Ich bin zwar nicht berufen, gute Ratschläge zu geben, aber legen Sie sich nicht mit ihm an.«
    Henry betrachtete fragend ihr von der Sonne leicht gerötetes Gesicht, ihre feinen Züge, ihre Zartheit, blickte ihr in die braunen Augen, die sie sofort niederschlug, und dachte, dass besonders sie sich vor Koch in Acht nehmen musste. Ihm hingegen war es gleichgültig, wie Koch zu ihm stand.
    »Er hat ein Problem mit mir, nicht ich mit ihm!«
    »Sie dringen in seine Domäne ein. Er hält sich für den absoluten Spanien-Kenner. Diese Geschichte mit der Nariz de Oro nagt an seinem Selbst, er nennt es spanischen Marketing-Quatsch. Gerade dass Sie den Wettbewerb gewonnen haben, so sagte er auf dem Flug hierher, sei ein Indiz dafür. Dabei wäre er gern selbst die Goldnase.«
    Ein mitleidiges Achselzucken reichte Henry als Kommentar. Ob man ihn im nächsten Jahr wieder nach Baden-Baden einlud, brauchte ihn nicht zu interessieren. Er wollte lediglich wissen, wie diese Veranstaltung ablief, ob alles mit rechten Dingen zuging, ob und wie man schummeln konnteund ob die verteilten Medaillen, ob nun Silber oder Gold auf der Flasche, den Inhalt einigermaßen wiedergaben. Dreihundert Euro kostete in Spanien eine Goldmedaille unter der Hand, dreißigtausend konnte sie einbringen   … Außerdem war er mit dem weltberühmten Weintester Alan Amber zu einem Interview verabredet. Er hatte die Gelegenheit genutzt, als klar war, dass auch Amber erscheinen würde. Aber das brauchte er weder Koch noch Marion auf die Nase zu binden.
    »Alan Amber wurde von Ihnen eingeladen. Sie haben das in Ihrer Ankündigung der Challenge groß rausgestellt. Nimmt er am Wettbewerb teil   – oder ist das deutscher Marketing-Quatsch?«
    Statt einer Antwort wurde Marion Dörner blass, sie stand hektisch auf, schluckte und sah ihn entsetzt an. »Mir wird schlecht, ich halte die Schaukelei hier hinten nicht aus.« Sie hangelte sich zwischen den verdutzten Kollegen nach vorn und ließ sich nach Luft schnappend hinter dem Fahrer in einen Sitz fallen.
    Der Bus bremste, drehte in der Serpentine eine enge Runde, über den Scheitel der Contraviessa hinab ins Tal des Guadalfeo. Man wurde nach außen gepresst, dann beschleunigte der Fahrer, um gleich darauf wieder zu bremsen und in die nächste Spitzkehre hineinzusteuern. Jetzt fielen alle nach der anderen Seite, und gleich darauf wiederholte sich das Manöver andersherum. Henry machte die Kurverei nichts aus, er bemitleidete Marion, die sich an ihren Sitz klammerte. Was für ein empfindsames Seelchen, dachte er und betrachtete ihr glattes, braun glänzendes Haar, das sich in den Kurven ebenfalls zur Seite neigte.
    Sie wird es bei ihrer Empfindlichkeit im Verlag nicht leicht haben, sagte er sich. Ob sie die Probezeit hinter sich hat? Und wenn sie sich zu sehr mit mir abgibt, könnte Koch das als gegen sich gerichtet sehen. Das war kaum vorteilhaft für ihre Karriere.
    Die nächste Station war Barranco Oscuro, die Bodega von Manolo Valenzuela, dem Pionier der Gebirgsweine. Er hatte vor etwa dreißig Jahren hier oben mit dem Weinbau begonnen und die besten Weine der Region geschaffen. Aber wie es hieß, »fielen die Pioniere zuerst«, und er war überholt worden, auch weil er sich zu sehr in seine Idee von ökologisch gemachten Weinen ohne jeden Schwefel verrannt hatte. Es gab Hefestämme im Holz der Fässer, denen man ohne Hochdruckreiniger und die reinigende Funktion des Schwefels nicht beikam. Er war ein Bestandteil von Aminosäuren im menschlichen Organismus und damit letztlich doch auch ein Naturprodukt.
    Sie fuhren weiter ins Tal, durchquerten das Dörfchen Cadiar. Henry kannte es von einem früheren Besuch, es war nicht einmal

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