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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Stimmt was nicht? Henrique, du verheimlichst mir was. Du bist wieder in irgendeiner Sache drin. Geht es um Amber?«
    »Ich komme zurück   …«
    »Wann?«
    »…   und dann bleibe ich bei euch. Es ist endgültig Schluss. Es reicht mir. Ich muss mich endlich irgendwo richtig einklinken, richtig niederlassen, richtig zu Hause sein   …«
    »Wieso auf einmal? Woher der Sinneswandel? Nicht, dass ich was dagegen hätte   … ganz im Gegenteil. Und   … für Sebastián wäre es eine riesige Entlastung.«
    »Ein paar Tage brauche ich noch, dann ist das hier erledigt. Dann komme ich. Mach dir keine Sorgen, es geht mir gut, wir sind zu zweit.« Er erzählte ihr kurz von Frank Gatow und dass er mit ihm zusammen die Winzer besuche.
    Isabella gab sich nicht zufrieden und wiederholte ihre Frage. »Was ist mit Amber? Erzähl mir nicht, dass die Sache dich kalt lässt. Wenn du nicht darüber sprichst, ist es brandheiß.«
    »Was soll ich sagen? Wir kümmern uns ein wenig um die Hintergründe, so nebenbei. Um die Mörder geht es uns nicht.«
    Isabella kannte ihn zu gut, um ihm das abzunehmen. »Wenn du die Hintergründe ermittelst, dann interessieren sich die Mörder für dich, ob du willst oder nicht!«
    Henry überlegte, was er sagen könnte, argumentativ war sie nicht zu schlagen. Von ihrer Reaktion war er überrascht.
    »Ich komme mit dem nächsten Flugzeug. Und dann nehme ich dich mit, lebend.«
    Isabella hier? Das fehlte noch. Er durfte sie nicht in Gefahr bringen, bei ihrem Eintreffen musste die Chose beendet sein.
    »Du kannst den Betrieb nicht allein lassen!«
    »Was glaubst du, was ich alles kann, mein Lieber.«
    Als sie aufgelegt hatte, starrte Henry konsterniert vor sich hin.
    »Ärger?« Franks Grinsen war die reine Schadenfreude.
    »Ich weiß genau, was du denkst. Aber so ist es nicht. Sie will herkommen, und ich bin mir sicher, dass sie es wahr macht. Es ist immer so. Sie kennt mich zu gut. Wenn ich nicht klar bin, nicht geradeheraus, dann weiß sie, dass da was nicht so gut läuft. Aber wir sind doch durch   – oder?« Es war das »Oder«, das Henry selbst zweifeln ließ.
    »Wenn sich die Polizei jetzt hier umsehen würde, könnte ich dir zustimmen, aber nicht nach diesem feigen Abgang, von wegen, dass er sich Rückendeckung holen müsse. Bei uns in Italien ist das normal, da muss sich die Polizei grundsätzlich Rückendeckung holen, und auch die Staatsanwälte haben Schiss; sie überlegen sich bei den Gesetzen, die unter Berlusconi verabschiedet wurden, dreimal, ob sie handeln. Die Mafia verkehrt in den höchsten Kreisen. Politiker nehmen Geld von jedem, deshalb sind sie schließlich Politiker geworden.«
    Der Fall könne nur dann eine andere Wendung nehmen, meinte Henry, wenn Scotland Yard sich bemühen musste. »Bei einer internationalen Angelegenheit müssten die in Baden-Baden doch den Hintern hochkriegen.«
    Frank glaubte, dass sich längst die Landesregierung damit befasste und die Nachrichten kontrollierte, als Henry ihn stoppte.
    »Ich habe eine Idee. Ich kenne bei uns einen Wein-Blogger, der tagesaktuell schreibt. Ich rufe ihn an, erzähle ihmalles, dann ist es in zwei Stunden im Netz, und alle Reporter der Welt überschwemmen das ›Il Calice‹.«
    »Sehr gut, aber was wissen wir wirklich? Die Kollegen zertrampeln höchstens die restlichen Spuren.«
    »Spuren? Hier? Von wem? Du glaubst doch nicht wirklich, dass noch irgendwelche Spuren zu finden sind. Die falschen Winzer sind abgereist, und die beiden vom Begleitkommando oder dem Killer-Team, wie immer du willst, haben sich längst verdünnisiert. Wenn die Brunners als Quartiermeister für die ’Ndrangheta fungieren, dann machen sie das nicht erst seit gestern und wissen, wie man Spuren beseitigt. Ich denke mehr an unsere Sicherheit. In der Menge sind wir sicher.«
    »In der Menge kann man sich ungesehen bis auf einen Meter heranpirschen.
Remember Mister Amber
. Sie haben die Menge genutzt, um ihn umzubringen, wir alle haben die Kulisse geliefert, das Wasser für die Fische. Der Fehler war die Schönhals   …«
    »Und die Störung in deinem Radio. Also, was wäre deine Alternative?«
    »Entweder klären wir das selbst oder wir verschwinden.«
     
    Die Probleme von Winzergenossenschaften kannte Henry aus eigener Anschauung. Er war finanziell an der Kooperative Lagar beteiligt, wenn auch nicht als Traubenproduzent, so doch als Vertriebsberater. Um sich ein Urteil über die Kaiserstühler Winzergenossenschaften zu erlauben, wusste er zu wenig.

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