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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Monteure, Ersatzteile klaut und ihm angeboten hat, wer weiß, wann ich darauf gekommen wäre.«
    »Bei Peñasco arbeiten gute Leute, die schlechten gehen von allein.«
    »Das ist falsch, dein Großvater ist damals auch hier abgehauen und nach Deutschland gegangen, und so wie du von ihm redest, war er ein guter Mann.«
    »Dafür hatte er politische Gründe, damals unter Francos Polizei.«
    »Der alte Peñasco hat seine Leute noch immer in der Kellerei, besonders die alten, und der Goldjunge Diego, dein feiner Schwager, hat auch seine   …«
    »Noch ein Wort   – und ich stell dich morgen in die Sonne. Dann sehe ich mir an, wie dir das Fleisch von den Knochen fällt.«
    Daniel lachte. »Deine Drohungen sind allerdings ernst zu nehmen. Also, die werden dir nicht verzeihen, dass du den Alten auf dem Gewissen hast, den Thronfolger hinter Gitter gebracht und dir dann auch noch die Prinzessin geschnappt hast. Das war ein Putsch! Königsmord, Thron- und Frauenraub in einem. Und diese Frau ist an allem genauso schuld wie du, sie ist im Gegensatz zu dir greifbar   – und damit angreifbar. Ein Spanier vergisst nicht, der trägt seinen Hass ein Leben lang mit sich rum, er wartet auf seine Gelegenheit.«
    »Du hast zu viele Western gesehen. Wieso sollen die Drohbriefe aus der Kellerei stammen? Es ist gut möglich, dass diese Organisation zur Rettung der Ehre des Vaterlandes dahintersteckt.«
    »Ich werde mich drum kümmern«, sagte Daniel.
    »Willst du deine katalanischen Anarchisten darauf ansetzen? Die sind viel zu chaotisch   …«
    »Nur Vorurteile besitzen ein Leben nach dem Tode   … Ich frage mich, weshalb du diese Stadt gewählt hast. Wie war übrigens die Reise mit deinen Landsleuten?«
    Ausführlich berichtete Henry von der Tour und wie überrascht er gewesen war, dass sich mehr und mehr Winzer von dem Stil entfernten, den Alan Amber bevorzugte. Und dass es Experimente mit anderen, neuen Rebsorten gab, nichtnur Tempranillo. Am letzten Tag hätten sie jemanden getroffen, dessen Weine aus Bordeaux hätten stammen können, sowohl von den Rebsorten her wie auch den Cuvées nach. Henry gab seinen Eindruck von der Reisegesellschaft wieder und insbesondere von den Heckler-Journalisten. Sie hätten ihm die Vorfreude auf die Wine Challenge vermiest.
    »Dieser Koch wird mir in Baden-Baden das Leben schwer machen, der Kleingeist kann es nicht ertragen, wenn jemand mehr über Spanien weiß als er. Zuletzt haben wir uns über Alan Amber in die Wolle gekriegt, ihren Weinpapst. Ich finde, es ist billig, so jemanden einzuladen.«
    »Pass auf, ich garantiere dir, dass sie alle angerannt kommen und ihn sehen wollen, so ist das bei Promis. Wenn so einer weit weg ist, ziehen sie über ihn her, ist er greifbar, dann suchen alle seine Nähe.«
    »Das ist der Zweck der Übung«, grummelte Henry. »Der Verlag wird Amber ein fürstliches Honorar zahlen, damit er sich zeigt, und dafür bekommt Heckler ein riesiges Presseecho, das würde ihn andernfalls ein Vielfaches kosten. Wer sich mit Wein beschäftigt, kennt Alan Amber und sein Hundert-Punkte-Schema. Damit werden weltweit Weine verkauft.«
    »Das kann dir doch gleichgültig sein. Was stört dich daran?«
    »Weil die Leute auf die Punkte schielen und sich nicht mit dem Wein befassen. Das macht es den anderen schwer. Weil ein ganz bestimmter Geschmack von Amber favorisiert wird, weil ich glaube, dass er an den Rädern dreht, besonders an der Preisschraube in Bordeaux. Wenn er dem Jahrgang gute Aussichten bescheinigt, steigen die Preise in der Subskription gleich um hundert Euro oder mehr. Dabei weiß bei einer Vorbestellung niemand, wie der Wein in fünf Jahren sein wird, nicht einmal Amber.«
    »Noch einmal: Was geht es dich an? Sind deshalb die von dir favorisierten Weine weniger wert?«
    »Was prämiert ist, verkauft sich leichter. Wenn ein Winzer, zu dem ich in Deutschland die Kontakte aufgebaut habe, plötzlich neunzig Punkte für seinen Wein kriegt, bin ich ihn los, da kommen die Großimporteure und drücken mich beiseite.«
    »So ist das Leben als Pfadfinder. Finde dich damit ab. Du bist den anderen immer nur ein kleines Stückchen Weg voraus,
amigo
. Dafür hast du den besseren Ausblick, keine Trampelpfade vor dir, bist früher an allem dran, du führst nicht nur Aufträge aus. Du lernst die interessantesten Winzer kennen, kannst herumreisen, darfst alles probieren, wirst überall empfangen, hast einen Namen   – was willst du noch? Etwa den Markt verändern oder die

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