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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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international, Rassisten haben da keinen Platz.«
    »Bis man eines Besseren belehrt wird«, murmelte Daniel. »Und was ist nun mit dieser Kollegin, dieser Marion Dörner?«
    »Was soll mit ihr sein? Sie liest meinen Newsletter, sie hat mein Foto auf meiner Homepage gesehen und irgendwieeinen Narren an mir gefressen und mich auf die Jurorenliste gesetzt.«
    »Du wiegelst ab. Das mit dem Narren wird sie erst begreifen, wenn sie dich näher kennt, mein Freund. Du bist absolut unsozial, eigenbrötlerisch, hast einen überspannt kritischen Geschmack, bist rechthaberisch wie dieser Mann, den du nicht leiden kannst, der von dem Verlag   – und wirst fünfzig. Ach ja   – jedem Luxus abhold, sparsam bist du auch, man könnte es geizig nennen, man braucht sich nur deine Wohnung anzusehen. War sie mit in deiner Wohnung?«
    »
Disparates
, du redest Unsinn. Sie ist nett, mehr aber auch nicht. Du bist wohl wahnsinnig, Daniel.«
    »So wie du sie geschildert hast, wird’s in Baden-Baden weitergehen, verlass dich drauf; manche Frauen lassen nicht locker, bis sie haben, was sie wollen.«
    »Sprichst du von deiner?«
     
    Erst als Henry seinen Freund mit dem Taxi vor seiner Goldgrube abgeliefert hatte, »Taller y Gasolinera   – 24 horas« stand auf einem riesigen Schild über Werkstatt und Tankstelle, wo jeder Wagentyp repariert wurde, und er durch die um Mitternacht noch belebte Innenstadt über die Plaza de Cataluña nach Hause fuhr, kam ihm ein Gedanke in Bezug auf Alan Amber, den er Daniel gegenüber nicht erwähnt hatte. Aber so war es immer mit den guten und witzigen Argumenten: Sie fielen einem erst ein, wenn die Situation vorüber war. Wer maßte sich an, Gemälde, Plastiken, Symphonien und womöglich auch Brot nach einem Hundert-Punkte-Schema zu bewerten? Beim Gedanken an Daniels mögliche Erwiderung grinste Henry still vor sich hin. Er würde das sicher auf Politiker anwenden, aber bei seiner Einstellung mit einer Skala von null bis minus hundert.
    Sie hatten Bier getrunken, deshalb stand Henry, zu Hause angekommen, der Sinn nach einem Glas Wein. Mit dem Glas in der Hand und der Flasche im Kühler neben sich aufdem Boden setzte er sich auf den Balkon und legte die Füße auf die Brüstung. So genoss er das nächtliche Panorama der Stadt, wie vor einigen Tagen das von Granada.
    Jetzt erinnerte er sich wieder an die Drohbriefe, und es war mit seiner Ruhe vorbei. Er müsste nochmals mit Salgado über Isabella sprechen. Sie arbeitete häufig bis spät abends, war allein in der Kellerei, und selbst tagsüber war es in den langen und dunklen Gängen der Bodega gefährlich. Die Barriques waren an manchen Stellen zu viert und sogar zu fünft übereinandergestapelt. Dahinter blieb man ungesehen. Und wenn zufällig eines herabfiel? Es ließen sich weitere Unfälle arrangieren, und weit und breit war niemand, der helfen konnte. Die Kellerarbeiter kannten sich in den langen Gängen wesentlich besser aus als Isabella. Einen Leibwächter, einen Aufpasser an ihrer Seite würde sie niemals akzeptieren, sie würde sich kontrolliert und beobachtet vorkommen, und das vertrug sie nicht. Würde es helfen, die Drohbriefe für alle Mitarbeiter sichtbar aufzuhängen und alle aufzufordern, die Augen offen zu halten? Offenheit war gut, aber da müsste ihr Vater zustimmen, und Isabella würde auch dabei nicht mitspielen. Sie würde sich bloßgestellt vorkommen. So wie er sie verstanden hatte, hielt sie die Drohung für ihr Problem, und das musste sie selbst lösen.
    Ohne zu einem Schluss zu kommen, stand er auf, holte den Koffer aus der Kammer, wo ihm fast der gesamte Inhalt wie Staubsauger, Umzugskartons, Stiefel, Werkzeug und all das, was er seit einem Jahr hatte wegwerfen wollen, entgegenkam, und begann zu packen. Für seine Reisen im Inland lag alles wohlgeordnet im Auto, aber jetzt musste er systematisch vorgehen. Zwanzig Kilo Gepäck waren gestattet, also musste alles Schwere ins Handgepäck. Er legte den dunkelgrauen Anzug zusammen, faltete die weißen Oberhemden und konnte sich lange nicht für die passenden Krawatten entscheiden. Bei den Polohemden war es einfacher, Gelb und Blau waren seine Farben, erdfarbene Hosen waren fürWeinberge und Kellereien am sinnvollsten. Dann nahm er die Lederjacke in die Hand, alt und abgewetzt, aber wunderbar weich. Isabella hatte ihm eine neue geschenkt, fast genauso schön   – aber nur fast. Er würde die alte auf der Reise anziehen. Zuletzt nahm er die Weinbergstiefel in die Hand, für schlammige

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