Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
Böden so gut geeignet wie für scharfkantiges Vulkangestein. Dafür war der Kaiserstuhl bekannt.
    Glücklicherweise war die Elektronik leicht, klein und handlich. Dazu gehörte der Tablet-PC nebst Ladegerät, die Kamera nebst Ladegerät, das iPad nebst Ladegerät, ein Voice-Recorder nebst Ladegerät; es fehlte nur noch das Ladegerät fürs Ladegerät, aber so weit ging die allgemeine Rohstoff vernichtung nun doch nicht. Er druckte die Kundenliste seines Newsletters in Deutschland aus, danach die der potenziellen Kunden für die Weine von Lagar und legte beides zum Reiseführer für den Kaiserstuhl. Die wichtigen Seiten aus den Weinführern GaultMillau und Eichelmann hatte er gescannt. Wie die bei ihren Bewertungen vorgingen, war ihm ein Rätsel. Beim GaultMillau sollten zwölf Journalisten mehr als neunhundert Weinerzeuger bewerten, bei Eichelmann waren es der Herausgeber selbst und drei weitere Experten.
    In Mainz war er mit Dorothea verabredet, seiner früheren Kollegin von Wein & Terroir. Mit ihr verband ihn eine langjährige Freundschaft. Von ihrem Telefon aus, sie war inzwischen im Elend der Freiberuflichkeit angekommen, wollte er die vereinbarten Termine bei den Winzern bestätigen.
    Henry bedauerte, dass Doro nicht auch zur BBWC eingeladen worden war. Er würde Koch oder Marion noch einmal auf die Zusammenstellung der Jurorenteams ansprechen. Aber wer bei den Hamburgern probierte, war in Baden-Baden nicht willkommen, und Dorothea war ihnen zudem nicht wichtig genug.
    Um vier Uhr morgens sah Henry auf die Uhr und erschrak. Rasch räumte er das Gepäck vom Bett und nahmeine kurze Dusche. Wäre das Wasser warm gewesen, er wäre im Stehen eingeschlafen, so aber schaffte er es noch bis zum Bett und ließ sich fallen.
     
    Immer wenn Henry auf Sebastián traf, stand seine Mitarbeit in der Kellerei Peñasco im Raum. Sebastián fragte bei jeder Zusammenkunft diskret, wann sie mit ihm rechnen könnten, und da Henry die Mitarbeit niemals generell ausschlug, blieb diese Frage offen. Wenn er sich dazu entschlösse, in den Familienbetrieb einzutreten, wer würde dann die Arbeit für die Kooperative Lagar weiterführen? Er kannte sie alle, die
compañeros
, hatte ihnen den Weg in den deutschen Fachhandel geöffnet, er beriet sie beim Vermarkten ihrer inzwischen sehr guten Weine und entwarf Prospekte für sie. Er hatte sich finanziell beteiligt und war gleichberechtigtes Mitglied der Kooperative geworden. Die Teilhaberschaft bei Peñasco hätte er sich nie leisten können und wenn, dann wäre sein winziges Stimmrecht wertlos. So aber war er zu allen wichtigen Debatten eingeladen, seine Meinung wurde wie die eines externen Beraters gewürdigt. Das war die bessere und konfliktfreiere Lösung.
    Sebastián hatte ihn damals ermutigt, am Wettbewerb um die Nariz de Oro teilzunehmen, zuerst bei der Ausscheidung in La Rioja, danach auf nationaler Ebene. Deshalb verwunderte Henry seine Frage nach den Gründen für die Teilnahme an der BBWC.   Neben dem Training, fünfzig Weine pro Tag auseinanderhalten zu können und darüber ein Urteil abzugeben, ging es ihm auch darum, diesen Alan Amber persönlich zu treffen. Es schloss sich natürlich eine Debatte über die Methoden des Weinpapstes an. Henry war dem Namen in allen Weltgegenden begegnet, in denen er zu tun gehabt hatte, und er hatte anfangs auch über dessen Arbeitstempo gestaunt, heute wusste er es besser.
    »Amber nimmt diese Bewertungen längst nicht mehr allein vor. Zum Verkosten hat er ein Team aufgebaut, allesFachleute, alles Briten, auch eine Frau ist dabei. Die haben sich auf Regionen oder Kontinente spezialisiert. Was die Rating-Agenturen für die Banken und die Länder, das ist Ambers ›Triple A Magazine‹   – Alan Amber Ambitions für die Kellereien   – Big Business oder Angstmache.«
    »Wenn der Mann so beliebt ist, wie du sagst, lebt er dann nicht gefährlich?«
    »Das könnte man so sehen«, antwortete Henry und blickte Isabella an, die mit am Tisch des kleinen Restaurants in Logroño saß und der das Thema gar nicht behagte. Sie hatten Theorien gewälzt, wer hinter den Mails stecken könnte, bevor ihr Vater sich dazugesetzt hatte.
    »Wenn Amber so unbeliebt ist und alle Welt ihm unaufgefordert Proben schickt, wäre es da nicht einfach, ihm einen vergifteten Wein zu schicken?«
    »Du redest Unsinn«, unterbrach Isabella ihren Vater. »Du brauchst Urlaub, mach Ferien, irgendwo, wo kein Wein wächst.«
    »Das wird beim Klimawandel schwieriger, mein liebes

Weitere Kostenlose Bücher