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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Angriff gewesen sein. In Bordeaux haben sie schon Hunde auf ihn gehetzt, Prozesse laufen gegen ihn, er prozessiert gegen andere, es gibt jede Menge Anfeindungen, wenn man derart in der Öffentlichkeit steht, ist das normal. Seine Sekretärin hat da mehr gelitten, aber Amber hat ein dickes Fell.«
    »Ich hoffe, Sie plaudern keine Betriebsgeheimnisse aus, Frau Dörner!«
    Oh, Henry stöhnte in sich hinein. Die Stimme hinter sich kannte er, der Kettenhund war los   – nur war er diesmal nicht hinter ihm her, sondern zeigte Frank Gatow die Zähne.
    »Wir haben bemerkt, dass Sie vorhin während des Vorfalls fotografiert haben. Sie waren der Erste, Herr Vanzetti, Sie haben die erste Aufnahme bereits gemacht, als der Attentäter auf die Bühne stürzte. Eigentlich gehören Sie nicht zu den geladenen Gästen. Es ist ausschließlich Ihrer Gattin als Jurorin geschuldet, dass Sie die Einrichtungen des Hotels nutzen dürfen   …«
    »Ich suche mir morgen was anderes«, unterbrach ihn der Fotograf, »heute wird’s ja wohl noch gehen. Ich hatte nicht vor, den Heckler-Verlag zu schädigen.«
    »Ein Auszug ist nicht nötig, aber da Sie den Verlag nicht schädigen wollen, sind wir uns einig. Darauf wollte ich hinaus. Wir möchten Ihre Bilder   – wir kommen Ihnen entgegen, Sie bleiben unser Gast, und Sie händigen uns dafür die Speicherkarte aus.«
    »Sogar die Speicherkarte? Sofort?«
    »Das wäre uns am liebsten, aber morgen früh lässt sich das auch machen. Ich danke Ihnen sehr für Ihr Verständnis.«
    »Das ist ausschließlich meiner Frau geschuldet. Danken Sie ihr.« Er wandte sich ihr zu mit einem Blick, mit demsich Menschen verständigen, die genau wissen, was sie voneinander zu halten haben, dann küsste er sie auf die Wange und flüsterte auf Italienisch.
    Henry war entsetzt. Ein Fotograf, der ohne Not seine Bilder herausgab? Hatte er sich in Frank Gatow getäuscht?
    »Und Sie, Meyenbeeker, sabotieren unsere Veranstaltung und verspielen mit dem Champagner in der Hand die Kellerei Ihrer Lebensgefährtin?« Der Kettenhund knurrte jetzt ihn an.
    »Oh«, sagte Henry erstaunt, noch immer von Gatows Reaktion geschockt. Er blickte in sein Glas. »Es ist leer.« Er hielt es Koch hin: »Holen Sie mir ein neues   – und bringen sich auch eins mit? Dann stoßen wir auf den gelungenen Abend an   – oder? Ich zahle   – oder vielmehr der Schwarze Hans.« Das »Oder« von Frau Stöckli am Ende des Satzes gefiel ihm, es ließ alles so schön offen. Als Koch noch nach der passenden Entgegnung suchte, wandte Henry sich der Bar zu. »Lassen Sie, ich bringe Ihnen gern eines mit. Sonst noch jemand?«
    Marion Dörner nickte verwirrt, sie wusste mit den letzten Worten Kochs nichts anzufangen. Henry kehrte um. »Wenn sich unser Stasimann in meinem Leben so gut auskennt, dann kann er dir ja gleich alles erzählen, nicht wahr, Herr Koch? Oder? Aber dann bitte die ganze Geschichte. Das verlangt die journalistische Sorgfaltspflicht.«
    Als Henry wieder an der Bar darauf wartete, trat Gatow zu ihm.
    »Ich habe dir angesehen, dass du meine Zustimmung zu dem Deal in den falschen Hals gekriegt hast.«
    »Wirklich?«
    »Ganz sicher. Die Fotos sind längst bei meiner Agentur eingetroffen, einstöpseln, ein paar Tasten drücken, den Rest macht der Computer. Den Chip habe ich ihm gegeben, ich habe einen neuen dabei. Die Morgenzeitungen sind längst gedruckt, meine Bilder, wenn sie denn gedruckt werden,erscheinen frühestens übermorgen und wenn, dann unter dem Namen der Agentur.«
    »Du vergisst das Internet, vielleicht stehen sie bereits im Netz.«
    »Puh   – ich hab’s glatt vergessen, tja, ich werde alt. Aber ich habe es auch satt, dass mich Smartphones, Touchpad-Computer und anderer Elektroschrott vor sich hertreiben. Man vergisst die Suche nach dem guten Bild und den richtigen Gedanken bei dem Technikkram. Bring mir auch einen Schampus mit, wenn er gut ist. Ich muss nicht fahren und habe das Bett in der Nähe. Nebenbei, was läuft mit der jungen Dame in Blau?«
    »Von meiner Seite aus absolut nichts   …«
    »Verstehe«, sagte Gatow und nahm zwei Gläser entgegen, Henry die beiden anderen. »Die nächste Runde geht auf mich, wie gesagt, wenn er was taugt.«
    Sie gingen zurück zum Roulette. Koch redete noch immer auf Marion ein, sie blickte zu Boden, sicher breitete er Henrys Lebensgeschichte vor ihr aus. Marion sah ihm mit einem Ausdruck von Enttäuschung wie auch Zorn entgegen, bei Koch war es Hohn und Befriedigung. Wären Frank

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