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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Paare in Schwarz, die konzentriert auf die Füße blickten, um ja die richtigen Schritte zu machen. Von Hingebung keine Spur.
    »Bringst du mir was mit?«, hörte Henry die bekannte Stimme an seinem Ohr und spürte Marions warmen Atem an der Wange. Sie war ganz dicht an ihn herangetreten, viel zu dicht, sie lehnte sich fast an. Er wandte sich ihr zu, dadurch ließ sich die Berührung vermeiden, denn wenn er ihr auch nur den kleinen Finger reichte, würde sie beide Hände nehmen. Die aber brauchte er, um die Champagnergläser entgegenzunehmen.
    »Ich will auch so was«, flüsterte die Journalistin strahlend.
    Erst jetzt sah er, dass sie sich für den späteren Abend wieder umgezogen hatte. Das blaue Abendkleid mit tiefem Capuchon-Kragen stand ihr ausgezeichnet, der schimmernde Stoff lag hauteng an, was sie noch schlanker wirken ließ und von hochhackigen Sandaletten betont wurde. An den Armen und um den Hals trug sie silbernen Schmuck mit den passenden blauen Steinen. Alles an ihr wirkte so edel, dass sie es unmöglich vom Journalistengehalt bezahlen konnte. Hatte sie wohlhabende Eltern oder einen reichen Freund? Sie würde es ihm irgendwann sagen.
    Er reichte ihr ein Glas und bestellte ein weiteres, die Kreditkarte war geduldig.
    »Wenn das zweite für dich ist, für wen ist dann bitte das dritte?« Marion deutete auf das Glas, das der Barmann jetzt füllte.
    »Ich stelle dir die Dame gleich vor.« Henry unterschrieb den Beleg und erhielt seine Karte zurück. Der Ton, in dem Marion die Frage gestellt hatte, ließ ihn stutzen. Er hatte nichts gegen einen Flirt mit einer gut aussehenden Kollegin, aber wenn er etwas wie Ansprüche zu spüren meinte, zog er sich schleunigst zurück.
    Marion wurde ihm zu aufdringlich. Spürte sie seine Zurückhaltung nicht? Hatte sie vergessen, dass Koch ihn als Kronprinzen von Peñasco bezeichnet hatte und dass er in guten und festen Händen war? Mit zwei Gläsern in den Händen konnte er schlecht den Arm um ihre Schultern legen und sie zum Roulette führen, wie sie es sich gewünscht hätte.
    Am Spieltisch machte er die beiden Damen miteinander bekannt und verdrückte sich. Wo war der Fotograf?
    Er stand an einem halbrunden Tisch, an dem Black Jack gespielt wurde. Es klang cooler als Siebzehn und Vier. An der geraden Seite saß der Dealer oder Croupier, ihm gegenüber hatten vier weitere Männer Platz genommen. Henry setzte sich dazu.
    »Das habe ich noch nie gespielt«, flüsterte Frank.
    »Nichts leichter als das. Hier gewinnt auch der Anfänger, es ist Glückssache. Mach es mir einfach nach. Wenn alle setzen, musst du auch setzen, irgendeinen Wert, fang mit fünf Euro an.« Henry setzte zehn, er kannte das Spiel.
    Alle Einsätze waren getätigt, alle Mitspieler erhielten vom Dealer, auch der selbst, eine offene Karte. Henry hatte ein Ass, Gatow eine Sieben. Danach bekamen alle bis auf den Dealer eine weitere offene Karte, Henry erhielt seine als Letzter, es war ein Bube   – er hatte gewonnen, er hatte den Black Jack! So schnell ging das. Für alle anderen ging das Spiel weiter, denn jeder spielte allein gegen die Bank. Henry erhielt das Anderthalbfache seines Gewinns   – was für ein mühsames Spiel.
    Ich setze einfach mehr, sagte er sich, dann ist der Gewinn größer. Zum Einsatz von eben legte er den Gewinn hinzu. Gatow setzte zehn. Henrys erste Karte war die Zehn, alszweite bekam er eine Dame   – mit zwanzig Punkten war er weit vorn, der Dealer hatte vierzehn   – und damit eine bessere Chance, auf die einundzwanzig zu kommen. Henry brauchte ein Ass, der Dealer eine sieben. Wie die anderen am Tisch setzten, interessierte Henry nicht, er wartete auf die nächste Karte. Da kam das gewünschte Ass, es zählte in diesem Fall nur einen Punkt, der Dealer bekam eine Zehn und war weit über einundzwanzig.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte Gatow, »du hast wieder gewonnen und ich verloren. Ich hab’s gemacht, wie du gesagt hast.«
    »Dann muss deine Frau beim Roulette das gewinnen, was du hier verspielst.«
    »Wie im richtigen Leben? Nein, nein, ich sorge schon ganz gut für meine Tochter und mich, nur Essen, Wein und Wohnung habe ich gratis   …«
    »Und den Lancia   …«
    »Neidisch? Ich werde nichts mehr sagen, du weißt bereits viel zu viel über mich. Na ja, noch ein Spiel.« Gatow zählte die verbliebenen Jetons. »Ich setze jetzt zehn Euro, dann bleiben fürs Roulette noch mal fünfundzwanzig.«
    Er verlor wieder, Henry und der Dealer erzielten Gleichstand, damit

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