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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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drückte eine Zigarette aus seiner Maschine und blieb einen Augenblick lang schweigend sitzen.
    »Wie klang er, als er anrief? Hat Ihr Sohn etwas in der Richtung auffangen können? Ich meine, im Hinblick darauf, dass…«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich habe das Torben natürlich auch gefragt, und er behauptet, dass der Opa nüchtern war. Er hat ein paar Mal miterleben müssen, als dem nicht so war, also weiß er, worum es geht. Er hat gesagt, dass der Opa eher eifrig, emsig klang… als ob er es eilig hätte. Und es war offensichtlich ein äußerst kurzes Gespräch.«
    »Und er sagte nichts davon, dass er noch mal anrufen würde?«
    »Nein, das hat er nicht… ja, ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen, aber jetzt habe ich Sie jedenfalls darüber ins Bild gesetzt. Es war ja dieser Kommissar, der mich dazu aufgefordert hat…«
    »Ausgezeichnet«, versicherte Van Veeteren. »Vielen Dank, es ist ganz ausgezeichnet, dass Sie zu mir gekommen sind. Kommissar Münster hat genau die richtige Entscheidung getroffen.«
    Er ergriff noch einmal das Papier und studierte es eine Weile schweigend.
    »Diese Ziffern hier«, sagte er. »14.42… das sieht aus wie eine Abfahrtszeit. Von einem Zug oder einem Bus.«
    Sie nickte.
    »Vermutlich. Kommissar Münster meinte das auch… ja, vielleicht ist er irgendwohin gefahren. Aber mein Gott, seitdem ist ja so viel Zeit vergangen!«
    »Und er erwähnte mit keinem Wort, von wo aus er anrief? Es kann demnach nicht von seiner Wohnung aus gewesen sein?«
    »Er kann überall gewesen sein. Torben ist sich sicher, dass er mit keinem Wort erwähnt hat, wo er sich befand.«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass Sie so einen… wie heißt das? Anruf…?«
    »Einen Nummernspeicher. Nein, den haben wir leider nicht.«
    Van Veeteren lehnte sich zurück und dachte nach. Belle Vargas trank ihren Kaffee aus und schien zu überlegen, ob es noch etwas hinzuzufügen gäbe oder ob sie sich verabschieden sollte. Er betrachtete sie verstohlen aus den Augenwinkeln, während die Gedanken in seinem Kopf kreisten.
    »Unglaublich«, brummte er schließlich. »Nach fünfzehn Jahren. Aber andererseits… andererseits ist es ja nicht sicher, dass es überhaupt irgendetwas bedeutet. Er ist etwas besessen von der Geschichte, haben Sie gesagt?«
    »Zumindest hin und wieder. Ich bilde mir ein, dass er ziemlich… engagiert werden kann, wenn er wirklich von etwas Witterung aufgenommen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie verstehen, wie…?«
    »Absolut«, unterbrach Van Veeteren sie. Räusperte sich und setzte sich aufrecht hin. »Unterschätzen Sie mich nicht, Witterungen sind meine Spezialität. Ich hatte 1987 die Verantwortung für den Fall Barbara Hennan, und ich habe Ihren Vater mehrere Male getroffen. Ich werde Kontakt mit Kommissar Münster aufnehmen, dann werden wir sehen, was wir machen können. Es ist also noch nie zuvor vorgekommen, dass Ihr Vater auf diese Art und Weise verschwunden ist?«
    »Nie«, beteuerte Belle Vargas mit Nachdruck. »Ich bin mir sicher, dass ihm etwas zugestoßen sein muss, und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie sich die Mühe geben wollen und mir helfen. Mein Vater ist ein… wohl ein ziemlich unbedeutender Mensch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Unbedeutend?«, wiederholte Van Veeteren. »Nun ja, es ist ja nicht allen vergönnt, im Rampenlicht zu stehen. Aber erwarten Sie nicht zu viel. Lassen Sie uns nur hoffen, dass das Ganze eine vollkommen natürliche Erklärung findet und dass wir Ihren Vater wohlbehalten wiederfinden.«
    Sie nickte. Stand auf, gab ihm die Hand und verließ das Antiquariat. Durch das Schaufenster sah er, wie sie sich die Kapuze ihrer Jacke als Schutz gegen den Regen überwarf und zur Kellner Plejn lief.
    Als sie hinter einem Möbelwagen vor Gestener’s verschwunden war, kniff er sich endlich in den Arm. Es tat weh.
    Natürliche Erklärung?, dachte er fünf Sekunden später. Maarten Verlangen wohlbehalten?
    Er musste sich eingestehen, dass er weder an das eine noch an das andere glaubte, und als er die Tür zur Straße schloss, durchfuhr ihn ein kurzes Frösteln. Er setzte sich wieder in einen der Lesesessel.
    G?, überlegte er. Noch einmal?
    Die letzte Runde?
    Es waren nur Worte, die sich in seinem Kopf mangels Gedanken einfanden, das wusste er, und er spürte, wie gern er sie zurückgehalten hätte. Sie waren zu schwer für die leichte Ahnung, die sich plötzlich in ihm befand. Das prickelnde Gefühl, der einzige nicht aufgeklärte Fall

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