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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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schlug als Treffpunkt ein Straßencafé am Keymer Plejn vor, da das Wetter schön war, und sie antwortete, dass sie das für eine gute Idee hielte.
    Sie klang fast ein wenig erwartungsvoll, wie ihm schien, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Er hoffte nur, dass sie nicht glaubte, er würde mit etwas Neuem kommen, was ihren Vater betraf.
    Denn so war es nicht. Maarten Verlangen war immer noch genauso spurlos verschwunden wie vor einem Monat – ungefähr halb so lange, wenn man das Telefongespräch mit dem Enkelsohn Torben als sein letztes Lebenszeichen rechnete.
    Also nicht gerade ein Grund zum Optimismus, dachte Van Veeteren, aber zumindest war es schönes Wetter. Wie gesagt. Ein lauer Wind und sicher mehr als zwanzig Grad in der Luft. Sie fanden einen Tisch direkt unter dem Alexanderdenkmal, und nachdem sie sich hingesetzt und ihre Bestellungen gemacht hatten, sah er, dass sie aufgegeben hatte.
    So einfach war es. Belle Vargas hatte für sich beschlossen, dass ihr Vater nicht mehr am Leben war. Und der Beschluss hatte ihr eine Art Kraft verliehen, das war natürlich paradox, aber er kannte das Phänomen aus ähnlichen Situationen in seinen letzten Jahren als Kriminalkommissar.
    Denn Trauer ist leichter zu tragen als Ungewissheit.
    Zumindest auf Dauer. Es gibt diesbezüglich keine Verhaltensregeln. Keine Methode, sie zu handhaben, dachte er, diese Ungewissheit. Der Tod dagegen ist umrahmt von Ritualen.
    »Ich weiß, dass er tot ist«, erklärte sie selbst, als wollte sie seine unausgesprochenen Ahnungen bestätigen.
    »Ja, ich denke, es ist das Beste, wenn wir davon ausgehen.«
    Sie schaute ihn mit einem Ausdruck vorsichtiger Verwunderung an. Er begriff, dass sie erwartet hatte, er würde ihr widersprechen.
    »Ich will… ich meine, ich finde es auf jeden Fall wichtig, dass man ihn findet.«
    »Natürlich.«
    »Wir haben darüber vor kurzem gesprochen, mein Mann und ich… er hat irgendwo gelesen, dass die Beerdigungszeremonie das älteste Zeichen für… ja, für so eine Art Zivilisation ist. Dass wir uns um unsere Toten kümmern und so.«
    »Zweifellos«, stimmte Van Veeteren ihr zu. »Außerdem ist es das einzige Mal im Leben, dass Form und Inhalt vollkommen zusammenfallen. Natürlich ist das wichtig.«
    Er sah, dass sie nicht so recht verstand, was er meinte, machte sich aber nicht die Mühe, seine Gedanken weiter auszuführen.
    »Ich habe eine kleine Bitte«, sagte er stattdessen.
    »Eine Bitte?«
    »Ja. Wenn Sie immer noch wünschen, dass ich mich um die Angelegenheit irgendwie kümmere. Aber Sie dürfen nichts erwarten, ich bin alt und aus der Übung… fünf Jahre in einem staubigen Antiquariat schärfen nicht gerade den Spürsinn, das müssen Sie sich klarmachen.«
    Sie lächelte kurz.
    »Ich denke doch, dass Ihnen noch einiges an geistigen Fähigkeiten zur Verfügung steht. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich würde gern einen Blick in seine Wohnung werfen.«
    Sie nickte.
    »Die Polizei war schon mal da.«
    »Ich weiß. Ich bilde mir natürlich nicht ein, dass ich etwas finden werde, was sie übersehen haben, aber es kann ja trotzdem nichts schaden.«
    Sie zögerte einen Augenblick lang.
    »Es… es ist kein schöner Anblick.«
    »Das erwarte ich auch gar nicht. Aber Sie haben den Schlüssel?«
    »Ja, sicher. Und natürlich… natürlich dürfen Sie gern hingehen und sich umsehen, wenn Sie sich die Mühe machen wollen. Ich glaube, ich habe den Schlüssel sogar bei mir.«
    Sie suchte eine Weile in ihrer Handtasche, fand dann ein Lederetui mit Schlüsselbund und löste einen Schlüssel davon.
    »Ich hoffe, dass Sie nicht wollen, dass ich mitkomme?«
    »Nicht, wenn Sie mir das Vertrauen schenken, allein hinzugehen.«
    »Aber natürlich tue ich das. Wann… wann haben Sie vor, dort hinzugehen?«
    Er dachte eine Sekunde lang nach.
    »Heute Abend. Wenn ich mich heute Abend eine Weile dort umschauen kann, dann…«
    »Dann hole ich den Schlüssel morgen Nachmittag bei Ihnen im Antiquariat wieder ab«, ergänzte sie. »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich Zeit dafür nehmen. Ich möchte Ihnen das gern irgendwie entgelten. Wenn ich…«
    »Blödsinn«, schnitt er ihr das Wort ab. »Hier muss gar nichts entgolten werden. Ich schleppe diesen Fall Hennan seit fünfzehn Jahren mit mir herum. Wenn es nur die geringste Chance gibt, ein wenig Licht in das Ganze zu bringen, dann bin ich dankbar.«
    Sie betrachtete ihn mit plötzlich steigendem Interesse.
    »Ich verstehe. Sie wollen damit sagen, dass es Sie auch verfolgt

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