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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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war nicht zu leugnen.
    Oder in der Brust oder wo auch immer? Mein Gott, dachte er, ich bin bald vierundsiebzig, ich sollte zu alt für so etwas sein. Aber vielleicht wird man mit den Jahren ja empfindsamer.
    Er machte seine fünfundvierzigminütigen Yogaübungen am Nachmittag. Dann rief er Mathilde an und fragte sie, ob sie nicht kommen und heute Abend mit ihm etwas essen wolle. Sie hatten sich seit einer Woche nicht gesehen, und sie sagte ohne Zögern zu. Er hörte, dass sie sich freute.
    Er fuhr mit dem Wagen zum Fischmarkt, kaufte ein Kilo Seeteufel, Muscheln und frisches Gemüse. Dann fuhr er nach Wassingen und holte sie ab. Klappte wie immer den Rollstuhl zusammen, stopfte ihn in den Kofferraum und trug sie hinaus zum Wagen.
    Es wurde ihm klar, dass er Van Veeteren nicht erzählt hatte, dass Mathilde an den Rollstuhl gefesselt war, und er fragte sich selbst, warum. Deutete das auf irgendetwas hin, dass er es zurückgehalten hatte, und wenn ja, worauf?
    Nun ja, es waren noch dreieinhalb Monate bis Weihnachten. Wenn tatsächlich etwas aus der Maardamreise werden sollte, dann gab es noch genügend Zeit, dieses Detail am Telefon nachzureichen.
    Gemeinsam bereiteten sie den Fisch zu. Seit sie sich kennen gelernt hatten, hatte er einiges in der Küche verändert, so dass Mathilde leichter herumfahren und dort arbeiten konnte. Während sie mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, tranken sie jeder ein Glas Elsässer Wein, und er ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sie liebte.
    Im Herbst des Lebens, in dem er sich nun einmal befand, fand er keine anderen Worte. Aber warum auch,
Liebe
war ja wohl ebenso gut wie jedes andere Wort.
    Er berichtete ihr von seinen Gedanken, gerade als sie sich zu Tisch gesetzt hatten, und sie erklärte, dass sie schon schlimmere Kerle als ihn getroffen hätte. Zumindest einige. Er lachte, ging um den Tisch herum und gab ihr einen Kuss.
    Sie hatten Flasche Nummer zwei geöffnet, als Ulrike Fremdli anrief. Es war Viertel vor neun.
    »Bausen?«
    »Ja.«
    Sie hatten vorher schon ein, zwei Mal miteinander gesprochen, aber nie mehr als ein paar Worte.
    Jetzt wurde es etwas länger. Aus gutem Grund.
    Ulrike Fremdli erklärte, dass Van Veeteren immer noch nicht in Maardam aufgetaucht sei. Obwohl er versprochen hatte, gegen fünf Uhr zurück zu sein. Und an sein Handy ging er nicht dran. Es musste etwas passiert sein.
    »Er hat gesagt, dass da etwas nicht in Ordnung ist«, fiel Bausen ein.
    »Mit seinem Handy?«
    »Ja.«
    »Wann ist er denn in Kaalbringen abgefahren?«
    Bausen überlegte.
    »Ungefähr um halb eins. Doch, dann müsste er schon lange da sein.«
    »Ich begreife nicht, warum er nichts von sich hat hören lassen.«
    Das begriff auch Bausen nicht. Er konnte Ulrike Fremdlis Stimme anhören, dass sie unruhiger war, als sie zeigen mochte, und er versuchte sie damit zu beruhigen, dass wahrscheinlich etwas mit dem Wagen war.
    Und dass er natürlich sofort von sich würde hören lassen, wenn er etwas wüsste. Aber es war gewiss nichts Ernstes, wie schon gesagt.
    Er erwähnte nichts von Weihnachten. Schließlich hatten sie erst den achten September.
    Was ist nur passiert?, überlegte er, als er den Hörer aufgelegt hatte. Ist er von der Straße abgekommen und liegt irgendwo hilflos im Graben?
    Nein, nein, dachte er dann und ging zu Mathilde zurück. Bloß nicht den Teufel an die Wand malen.

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    Wirklich idiotisch«, wiederholte sie, und er konnte wieder feststellen, dass es in den unendlich feinen Muskeln um ihre Mundwinkel herum leicht zuckte. Schmetterlingsleichte Bewegungen wie ein Windhauch über der Wasseroberfläche.
    Ansonsten war es nicht viel, was er wahrnahm. Höchstens ein Gefühl, dass sie in ihrer Beurteilung nur allzu Recht hatte – er fühlte sich wirklich wie ein Idiot –, sowie eine gewisse wachsende Empfindung, die mit seiner Wahrnehmung zu tun hatte. Etwas Ähnliches wie ein Tunnelblick. Die Umgebung, die Möbel, die grellen, mit Kunst gefüllten Wände, das Panoramafenster zum Garten und Stadtwald hinaus, alles schrumpfte zur Bedeutungslosigkeit und zum Unsinn zusammen. Das Einzige, was weiterhin anwesend und wirklich blieb, das Einzige, was den Anspruch erhob, im Fokus zu stehen, war, dass er in diesem weinroten Sessel gegenüber dieser schwarz gekleideten Frau saß, die ihre Waffe genau auf ihn gerichtet hielt.
    Eine Pinchmann, wenn er sich nicht irrte. 7,6 Millimeter. Es gab nichts, was dagegen sprach, dass auch Maarten Verlangen mit ihr Bekanntschaft gemacht hatte.

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