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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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zu versuchen.
    »Das war doch keine Überraschung für Sie, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Dass Ihr Mann sich das Leben genommen hat.«
    »Was meinen…?«
    »Oder dass er eine verbrecherische Vergangenheit hatte?«
    Sie zog an ihrer Zigarette, und wie sie das machte, verblüffte ihn. Oder besser gesagt ihre Art, zurückgelehnt dazusitzen und ihn zu betrachten. Als gingen seine Worte einfach an ihr vorbei. Er wiederholte seine Frage.
    »Sie wussten, dass Ihr Mann eine andere Identität hatte, dass er nicht Christopher Nolan war, nicht wahr? Und zwar, schon bevor die Polizei Ihnen das erzählt hat.«
    Sie nahm einen tiefen Lungenzug.
    »Natürlich nicht. Wer sind Sie eigentlich? Darf ich Sie bitten, mich jetzt in Ruhe zu lassen.«
    Alle drei Sätze in einem einzigen Atemzug. Van Veeteren blieb eine Weile schweigend sitzen. Frau Nolan rauchte erneut, machte aber keinerlei Anstalten aufzustehen und ihn hinauszuweisen.
    »Hat Ihr Mann Ihnen nicht erzählt, dass ich ihn besucht habe?«
    »Dass Sie… Warum sollten Sie ihn besucht haben?«
    »Weil es so einiges gibt, worüber wir uns hätten unterhalten sollen.«
    Erneute Pause. Er ließ die Sekunden verstreichen.
    »Entschuldigung, wie heißen Sie noch?«
    »Van Veeteren. Sind Sie sich sicher, dass Ihr Mann meinen Namen in den letzten Tagen nicht erwähnt hat?«
    Sie schien nachzudenken.
    »Absolut. Er hat überhaupt nichts von neuen Bekanntschaften erwähnt.«
    »Nun ja, Frau Nolan. Ich bin eine äußerst alte Bekanntschaft, ich dachte, dass hätte ich Ihnen erklärt.«
    Sie gab keine Antwort. Aber ein paar Mal zuckte es in ihren Mundwinkeln.
    »Und jetzt haben die Ihnen heute Morgen im Krankenhaus erzählt, dass Ihr Ehemann vor fünfzehn Jahren ganz offensichtlich einen anderen Namen gehabt hat.«
    Keine Reaktion.
    »Dass er sich Christopher Nolans Identität geliehen hat, um mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Es macht keinen glaubwürdigen Eindruck, wenn Sie noch länger daran zweifeln, Frau Hennan.«
    Er sprach den Namen so vorsichtig aus, wie man… wie man einen harmlosen Springer aus einer Position befreit, auf der er fünfzehn Jahre lang verharren musste, und sie reagierte zu spät.
    Zwei Sekunden, die durch keine Medikamente der Welt erklärt werden konnten.
    Aber es war auch ein Zug, dessen Konsequenzen er nicht vorhersehen konnte. Verdammt, dachte er.
    »Hennan? Was sagen Sie…?«
    Er holte seinen Zigarettendrehapparat heraus. Stellte ihn vor sich auf den Tisch und begann, die ausgestanzte Mulde mit Tabak zu füllen. Die Gedanken schwirrten ihm jetzt im Kopf herum, und er brauchte eine Beschäftigung für die Hände. Elizabeth Nolan saß unbeweglich da und betrachtete ihn.
    »Sie haben sie angelogen, oder?«
    Keine Antwort.
    »Sie wussten von seiner Vergangenheit?«
    Sie rauchte und schaute an ihm vorbei aus dem Fenster. Er zündete sich seine Zigarette an und versuchte schnell, sein weiteres Vorgehen zu planen. Begriff, dass er plötzlich ganz nah an einer Entscheidung war.
    Entscheidung?, dachte er. Könnte es…?
    »Ich muss Sie jetzt wirklich bitten, mich in Ruhe zu lassen«, wiederholte sie. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Er kümmerte sich nicht um ihren Einwand. Das Geräusch des nachbarlichen Rasenmähers verstummte plötzlich, und die Stille wurde greifbar wie ein Würgegriff.
    »Und Sie wissen auch ganz genau, was mit Maarten Verlangen passiert ist, nicht wahr?«
    Die Fragen kamen fast automatisch. Er begriff, dass ihr Widerstand gebrochen war. Sah es ihr an. Sie senkte die Schultern und schaute ihm direkt in die Augen. Es vergingen einige Sekunden, dann schüttelte sie langsam den Kopf und seufzte tief.
    »All right, Sie lassen mir keine andere Wahl, Herr Kommissar Van Veeteren. Es ist Ihre eigene Schuld.«
    Sie musste die Pistole zwischen den Polstern des Sofas versteckt gehabt haben, denn er bemerkte sie erst, als sie sie in ihrer Hand hielt und aus einem Meter Abstand auf ihn zielte.
    »Es war idiotisch von Ihnen, hierher zu kommen«, fügte sie hinzu.
    Etwas hatte Bausen stark berührt, und anfangs begriff er nicht so recht, was es eigentlich war. Dann sah er ein, dass es sich um Van Veeterens Einladung handelte, ihn zu besuchen und mit ihm Weihnachten in Maardam zu feiern.
    Er und Mathilde. Gemeinsam mit Van Veeteren und Ulrike. Vielleicht auch noch andere, das wusste er nicht. Und er wusste nicht, warum das eigentlich so etwas Besonderes sein sollte, aber dieses leicht sentimentale Gefühl, das in seinem Schädel herumschwappte, das

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