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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Absolut nichts.
    »Ich verstehe«, sagte er.
    Was eine offensichtliche Lüge war. Sie zog eine Augenbraue hoch, und er sah, dass auch sie daran zweifelte, dass er es tat.
    »Eine Sache möchte ich gleich klarstellen«, sagte sie. »Ich kann mit dieser Pistole umgehen, und ich werde nicht zögern, von ihr Gebrauch zu machen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gleich ins Bein schießen, damit Sie keinen Zweifel daran haben.«
    »Das ist nicht nötig«, versicherte Van Veeteren. »Ich glaube Ihnen.«
    Es zuckte etwas stärker in einem ihrer Mundwinkel, aber es kam kein Lächeln hervor.
    »Gut. Sie haben ja auch den Großteil Ihres Lebens schon hinter sich und scheinen ein vernünftiger Mann zu sein. Bis jetzt jedenfalls.«
    Er gab keine Antwort. Sie schien eine Weile nachzudenken, während sie problemlos mit nur einer Hand eine Zigarette herausholte und sie anzündete.
    Ich muss mit ihr reden, dachte Van Veeteren. Unbedingt. Das Schweigen ist dieses Mal nicht mein Bundesgenosse.
    »Verlangen?«, fragte er.
    »Ja?«
    »Dieser Privatdetektiv. Wie ist das eigentlich mit ihm abgelaufen?«
    Sie befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze und zögerte einen Augenblick lang.
    »Er hat uns gesehen«, sagte sie.
    »In Maardam?«
    »Ja. Reiner Zufall, aber vielleicht musste es ja früher oder später so kommen.«
    »Wann war das?«
    »Im März. Irgendwann in der Mitte des Monats. Wir waren dorthin gefahren, um uns einige Gemälde aus einer Erbschaft anzusehen.«
    »Aber Sie werden ihn doch nicht wiedererkannt haben? Das ist schließlich…«
    »Natürlich nicht«, unterbrach sie ihn und klang etwas verärgert. »Er hat es uns später erzählt. Sagen Sie, Sie haben nicht zufällig ein Handy in der Jackentasche?«
    Van Veeteren holte es heraus und legte es auf den Tisch.
    »Es funktioniert sowieso nicht.«
    Sie nahm es an sich, schaute es sich kurz an. Fand den richtigen Knopf und schaltete es ab.
    »Sicherheitshalber«, sagte sie. »Ja, Verlangen war offenbar vom gleichen Schrot und Korn wie Sie. Einer, der die Sache nicht auf sich beruhen lassen konnte.«
    »Davon gibt es mehr, von Leuten, die diese Schwäche haben«, gab Van Veeteren zu. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich auch rauche?«
    »Aber gar nicht. Bitte schön, Sie können eine von mir haben, dann brauchen Sie nicht diesen plumpen Apparat zu benutzen.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Spürte, als er die Zigarette anzündete, dass seine Hände nicht sicher waren. Kein Wunder, dachte er.
    »Er ist Ihnen dann hierher gefolgt? Verlangen, meine ich?«
    Sie nickte.
    »Ja. Dieser Idiot. Seine alten Detektivnerven haben wohl noch einmal gezuckt. Es war natürlich kein Problem, uns hier zu finden, nachdem er einmal die Witterung aufgenommen hatte. Nicht einmal für ihn. Er tauchte an einem Abend im April auf, behauptete, er käme von irgendeinem Marktforschungsinstitut… nach ein paar Minuten wussten wir, wer er war.«
    »Sie haben ihn erschossen?«
    Sie zog an ihrer Zigarette und ließ mit der Antwort auf sich warten.
    »Mein Mann hat sich darum gekümmert. Nur ärgerlich, dass er die Leiche so schlecht versteckt hat.«
    Van Veeteren merkte bei dem letzten Satz auf. Die Art, wie sie es sagte, machte deutlich, wie das Kräfteverhältnis in dieser Ehe ausgesehen hatte.
    Mehr als deutlich.
    Und es sagte bedauerlicherweise einiges darüber aus, welche Art von Gegner sie war. Es war klar, dass ihr dieser Fehler mit der Leiche nicht unterlaufen wäre.
    Alles, dachte er. Ich habe alles falsch verstanden. Fünfzehn Jahre lang.
    Und jetzt kriege ich meine Strafe dafür.
    Sie drückte ihre Zigarette aus und stand auf.
    »Wären Sie so gut und würden ebenfalls aufstehen«, sagte sie.
    Er erhob sich von seinem Sessel.
    »Ziehen Sie alles bis auf die Unterhose aus.«
    »Ich habe seit fünf Jahren keine Waffe mehr getragen.«
    »Tun Sie, was ich sage.«
    Während er ihrem Wunsch nachkam, stand sie in zwei Metern Entfernung von ihm und betrachtete ihn. Ohne eine Miene zu verziehen. Er warf ein Kleidungsstück nach dem anderen über die Sessellehne, aber nicht einmal, als er schließlich in seiner ganzen Erbärmlichkeit nur noch in der Unterhose dastand, verzog sie eine Miene.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Sie können sich wieder anziehen.«
    Er vollzog die umgekehrte Prozedur mit einer gewissen Umständlichkeit und setzte sich anschließend wieder in den Sessel. Ohne ihn aus ihrem Blick oder der Pistolenmündung zu lassen, holte sie aus der Handtasche, die auf dem Sofa lag, eine kleine Schachtel

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