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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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heraus. Von einer niedrigen Anrichte holte sie sich eine Karaffe und ein Glas. Schenkte ein paar Zentimeter hoch ein – er vermutete, dass es sich um Whisky handelte – und ließ vier, fünf Tabletten aus der Schachtel hineinfallen. Diese lösten sich sofort in der braunen Flüssigkeit auf. Sie rührte mit einem Stift um, den sie ebenfalls aus ihrer Handtasche holte. Das Ganze sah fast gedankenverloren aus, wie ihm schien. Als säße sie da und führte irgendwelche mechanischen Arbeitsbewegungen aus, wie sie es schon tausend Mal vorher getan hatte.
    Meine letzte Mahlzeit, dachte er.
    »Bitte, trinken Sie«, sagte sie und schob das Glas auf seine Seite des Tisches.
    Er starrte in die Pistolenmündung. Erinnerte sich daran, dass er sogar einmal das Austrittsloch im Nacken eines Mannes gesehen hatte, der von einer Pinchmann erschossen worden war. Es war ziemlich groß gewesen, wenn er sich recht erinnerte.
    Wenn ich dreißig wäre, würde ich jetzt wahrscheinlich einen Ausfall versuchen, dachte er.
    Und nicht älter werden.
    Er holte tief Luft, schloss die Augen und leerte das Glas. Registrierte, dass er bezüglich der Alkoholsorte richtig gelegen hatte.
    Ein ziemlich guter Whisky. Die Tabletten waren überhaupt nicht zu schmecken.
    »Gut«, sagte er. »Vielleicht ein wenig zu starker Rauchgeschmack.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Ein paar Minuten lang blieben sie sitzen, ohne etwas zu sagen, und das Letzte, was er bemerkte, war, dass der Nachbar seinen Rasenmäher wieder einschaltete.
    »Ich habe das Gefühl, dass wir etwas übersehen haben«, sagte Rooth.
    »Du hast drei Bier und einen großen Cognac getrunken«, entgegnete Münster, während er der Kellnerin ein Zeichen gab, die Rechnung zu bringen. »Deshalb hast du solche Gefühle.«
    »Blödsinn«, widersprach Rooth. »Das habe ich schon seit gestern im Hinterkopf, da ist etwas, an das ich hätte denken sollen… ich habe schon früher solch ein Gefühl gehabt, und eigentlich war ich damit nie falsch gelegen.«
    »Du könntest dich nicht vielleicht etwas deutlicher ausdrücken?«, wollte Münster wissen.
    »Deutlicher? Ich habe doch gesagt, dass ich nicht weiß, worum es dabei geht… Manchmal hat man halt so eine Ahnung, die einfach direkt durch die Schädeldecke dringt und sich im Unterbewusstsein ablegt. Passiert dir das nie?«
    »Doch, immer wieder«, erklärte Münster. »Und normalerweise bleibt das dann da liegen.«
    »Genau«, stimmte Rooth eifrig zu. »Das ist ja die Gefahr dabei. Aber in diesem Fall will ich nicht, dass es da bleibt. Ich weiß, dass ich gedacht habe: ›Das ist ja komisch‹ oder etwas in der Art… aber anschließend hatte ich nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken.«
    »Nicht die Zeit?«, fragte Münster. »Zeit ist doch wohl das Einzige, was wir in dieser verdammten Geschichte mehr als genug gehabt haben, oder?«
    Rooth nickte und versuchte, sein Cognacglas von innen sauberzulecken.
    »Ich weiß«, sagte er und gab seine Putzarbeit auf. »Auf jeden Fall wäre es nicht schlecht, wenn mir dieses Detail wieder einfallen würde. Schließlich gibt es immer noch das eine oder andere Fragezeichen.«
    Münster schwieg. Er schaute sich etwas versonnen in dem gepflegt eingerichteten Speisesaal um und stellte fest, dass sie die letzten Gäste waren. Es war kurz vor halb zwölf, er spürte, dass es an der Zeit war, den Fahrstuhl vier Stockwerke hinauf zu nehmen und ins Bett zu gehen.
    Die letzte Nacht im Hotelbett. Schön. In den letzten Tagen hatte er sich ziemlich stark nach Synn und den Kindern gesehnt, eine ganze Woche ohne sie, das war einfach zu lange.
    Verdammt viel zu lange. Ein paar Stunden Trennung würden eigentlich reichen.
    Aber es war etwas dran an dem, was Rooth da vor sich hinfaselte, das war nicht zu leugnen. Sie
hatten
etwas übersehen. Oder war ihnen etwas unterschlagen worden? Vielleicht war das der bessere Begriff dafür. G. war fünfzehn Jahre lang in einer Art verborgener Agenda versteckt gewesen – natürlich nicht in seiner eigenen, sondern in der des
Kommissars –
und als sie jetzt endlich Witterung aufgenommen und dann mit seinem Selbstmord konfrontiert worden waren, da war das ein Gefühl wie… ja, was für ein Gefühl war das?
    Als hätte ihnen jemand die Pralinen vom Teller weggeschnappt?, dachte Münster. Ja, genau, als wären sie
beraubt
worden.
    Nämlich der Befriedigung, ihn sich vorzuknöpfen und zur Rede zu stellen. Zuzusehen, dass Jaan G. Hennan seine gerechte Strafe bekam.
    Eine durchaus

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