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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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das Aufnahmegerät aus, nahm die Kassette heraus und stand auf. Blieb eine Weile stehen, Hennan betrachtend, bevor er das Zimmer verließ, ohne das Licht auszuschalten.
    »Achtundvierzig Stunden«, erklärte er den anderen, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Wir haben achtundvierzig Stunden Zeit. Seht zu, dass er in eine Zelle kommt. Ich werde in meinem Büro schlafen und morgen früh einen neuen Durchgang mit ihm machen.«
    »Er wird bald aufgeben«, meinte Reinhart. »Eine nette Falle, das zum Schluss.«
    Der Kommissar schaute ihn leicht blinzelnd an.
    »Es freut mich, dass du ein Optimist bist«, sagte er. »Gute Nacht, meine Herren.«

18
    Er wurde vom Telefon geweckt. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er sich befand, spürte dann jedoch den Schmerz im Rückgrat und wusste, dass er auf dem Sofa seines Arbeitszimmers geschlafen hatte.
    Er schaute auf die Uhr. Sie zeigte Viertel vor acht. Ächzend begab er sich zum Schreibtisch und nahm den Hörer ab. Reinhart war dran.
    »Liest du das Neuwe Blatt?«, wollte er wissen.
    »Nein«, sagte Van Veeteren. »Du?«
    »Äußerst selten«, sagte Reinhart. »Aber heute habe ich es gelesen. Weil ich an der Schlagzeile vorbeigelaufen bin.«
    »Gelaufen?«, fragte Van Veeteren nach.
    »Ich war joggen. Das mache ich meistens am Samstagmorgen. Vielleicht solltest du das auch machen.«
    »Joggen?«, fragte der Kommissar nach.
    »Vielleicht auch das«, antwortete Reinhart. »Aber ich meine, du solltest das Neuwe Blatt heute lesen. Da steht was über Hennan.«
    »Was? Wieso steht da was über…?«
    »Eine ganze Seite. Einer mit Namen Grouwer hat es geschrieben. Verdammt informativ, wir haben eine undichte Stelle.«
    »Eine undichte Stelle?«, wiederholte der Kommissar und versuchte, seinen Rücken zu strecken. »Verdammt, wovon redest du eigentlich? Hast du jetzt im Nachrichtendienst angefangen?«
    »Besorg dir den Schund und lies selbst«, schlug Reinhart vor. »Bleibst du noch im Polizeipräsidium?«
    »Ich denke schon«, sagte der Kommissar.
    »Ich bin in einer Stunde da. Muss nur noch duschen. Dann können wir die Sache diskutieren.«
    Damit legte er auf. Der Kommissar stand da mit dem Hörer in der Hand und starrte eine Weile in die Luft. Dann wählte er die Nummer des Wachhabenden im Empfang und bestellte ein Exemplar des Neuwe Blatt in sein Arbeitszimmer.
    Anschließend folgte er Reinharts Beispiel. Er ging unter die Dusche.
    Reinhart hatte nicht gelogen, das konnte er auf den ersten Blick feststellen. Ganz oben auf der ersten Seite stand eine fette Überschrift mit dem Wortlaut:
    Kaltblütiger Mord in Linden?
    Zumindest mit Fragezeichen, dachte der Kommissar milde gestimmt. Immerhin etwas. Bereits in der Einleitung wurden die Namen von Barbara Hennan und Jaan G. Hennan genannt. Van Veeteren blätterte weiter auf Seite fünf, die ganz und gar dem Fall gewidmet war.
    Der Unfall im Kammerweg in Linden, von dem letzte Woche berichtet wurde, kann sich sehr wohl als eine Mordgeschichte der raffinierten Art entpuppen.
    stand unter einem großen Foto der Villa Zephir, auf dem der geheimnisvolle Sprungturm durchs Blätterwerk zu erahnen war. Man hatte einen Fotografen hingeschickt, der einfach nur von der anderen Straßenseite seine Bilder geschossen hatte, wie Van Veeteren feststellte. Er wappnete sich gegen die holprige Sprache und las weiter.
    Es war, wie Reinhart gesagt hatte. Verdammt informativ. Die makabre Bassinszene wurde äußerst detailgetreu nacherzählt, und anschließend wurde sich ausführlich der Versicherungsfrage gewidmet. Jaan G. Hennan, so wurde berichtet, hatte ohne jedes Zögern eine Schwindel erregend hohe Lebensversicherung auf seine junge amerikanische Ehefrau abgeschlossen, nur wenige Wochen bevor sie tot in ihrem Heim aufgefunden wurde. Direktor Kooperdijk von F/B Trustor äußerte starke Zweifel hinsichtlich Hennans Ehrenhaftigkeit, und man hoffte, dass die Polizei ihn so schnell wie möglich vor Gericht bringen könnte. Dass es sich hier um Betrug und noch viel schlimmere Verbrechen handelte, das erschien dem Schreiber außerhalb jeglichen Zweifels zu stehen. Gegen Ende des Artikels wurde von Hennans früherer krimineller Vergangenheit berichtet und dass er sich fast ein Jahrzehnt lang in den USA mit unklarem Tätigkeitsfeld aufgehalten hatte. Zum Schluss unterstrich Grouwer, wie wichtig es nun sei, dass die Maardamer Kripo, auf deren Tisch der Fall lag, endlich kein Blatt mehr vor den Mund nahm und die Bevölkerung umfassend

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