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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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möchten berücksichtigen, dass dem Zeugen gestattet wird, eigene Urteile zu äußern.«
    »Ich habe keinen bestimmten Eindruck bekommen«, erklärte Verlangen nach einer kurzen Denkpause. »Aber ich habe mir schon gedacht, dass es sich wohl eher um etwas anderes handelt.«
    »Und was hätte das sein können?«
    »Keine Ahnung. Sie wollte wissen, was er so trieb. Ich sollte ihr jeden Tag Bericht erstatten.«
    »Und das haben Sie getan?«
    »Ja.«
    »Aber Ihre Arbeit fand nach ziemlich kurzer Zeit ein Ende.«
    »Ja. Meine Klientin wurde nach zwei Tagen tot aufgefunden.«
    »Zwei Tage, nachdem Barbara Hennan Sie damit beauftragt hat, ihren Ehegatten zu überwachen, wurde sie tot auf dem Kachelboden eines trockengelegten Schwimmbads gefunden, ist das korrekt wiedergegeben?«
    »Ja.«
    Staatsanwalt Silwerstein nickte nachdenklich und wandte sich den Geschworenen zu.
    »Ich will den Zeugen nicht bitten, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen, da meine liebe Kollegin so begeistert davon ist, Einspruch zu erheben. Aber es muss mir erlaubt sein, eine offene Frage zu stellen – dahingehend, welche Schlussfolgerungen sich wohl logischerweise aus dem ziehen lassen, was Detektiv Verlangen uns berichtet hat. Es gibt nur eine einzige Schlussfolgerung, meine Damen und Herren. Barbara Hennan war klar, dass ihr Ehemann, der Angeklagte, etwas plante. Sie fürchtete sich und hatte Angst um ihre eigene Sicherheit, und sie engagierte einen Privatdetektiv, um Hilfe zu bekommen. Leider konnte er ihr nicht in der von ihr gewünschten Form beistehen, und zwei Tage später war es zu spät. Gibt es hier noch einen unter uns, der auch nur den geringsten Zweifel daran hegt, wer die Schuld an ihrem Tod trägt? Ich jedenfalls nicht. Jaan G. Hennan!«
    »Einspruch«, erklärte die Rechtsanwältin mit müder Stimme.
    »Stattgegeben«, sagte Hart. »Das Schlussplädoyer findet morgen statt, Herr Staatsanwalt, nicht heute. Gibt es noch weitere Fragen an Herrn Verlangen?«
    »Nein«, sagte Silwerstein und setzte sich auf seinen Platz. »Keine weiteren Fragen.«
    Frau Van Molde näherte sich Verlangen, wie eine Katze sich einem verletzten Vogel nähert.
    »Warum haben Sie den Polizeidienst quittiert, Herr Verlangen?«, begann sie.
    »Ich wollte eine andere Art von Arbeit«, sagte Verlangen.
    »Eine
andere
Art von Arbeit?«
    »Ja.«
    »Und deshalb haben Sie bei der Polizei gekündigt und sind Privatdetektiv geworden. Nennen Sie das eine andere Art von Arbeit?«
    »Da bin ich freier«, sagte Verlangen und wand sich auf seinem Stuhl.
    Merkwürdig, dachte Van Veeteren. Sie kann doch unmöglich etwas wissen. War es nur ihre Intuition, dass sie den wunden Punkt erwischte?
    »Ich erhebe Einspruch«, sagte Silwerstein. »Was will die Frau Anwältin damit eigentlich andeuten?«
    »Nichts«, antwortete Van Molde, bevor Hart sich auch nur hatte äußern können. »Ich mache weiter. – Während der Zeit, diesem kurzen Zeitraum, als Sie diese so genannte Beschattung meines Mandanten ausführten, hat er sich während dieser Zeit in irgendeiner Weise kriminell verhalten?«
    »Nein.«
    »Hat er irgendwelche Handlungen ausgeführt, die Ihnen verdächtig erschienen?«
    »Nein, er hat…«
    »Es genügt, wenn Sie mit Ja oder Nein antworten. So sparen wir Zeit. Hat er irgendwelche Personen getroffen, von denen Sie Ihrer Auftraggeberin berichten konnten?«
    »Nein.«
    »Hat er sich überhaupt in irgendeiner Weise so verhalten, als hätte er irgendwelche kriminellen Absichten?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie irgendwann im Laufe Ihrer Beschattung den Verdacht, Ihre Klientin könnte in Gefahr schweben?«
    »Nein, ich konnte…«
    »Ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Haben Sie beobachtet, dass Hennan irgendwann einmal mit anderen Personen als dem Restaurantpersonal und Ähnlichem Kontakt aufgenommen oder gesprochen hat?«
    »Nein.«
    »Und Sie hatten ihn zu dem Zeitpunkt, als seine Ehefrau starb, im Restaurant Colombine unter Aufsicht?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    Sie wandte sich den Geschworenen und den Zuhörern zu und zeigte eine Miene leichter Verwunderung.
    »Wie hat der Staatsanwalt in Herrgotts Namen ausgehend von dem, was Privatdetektiv Verlangen berichtet, zu dem Schluss kommen können, dass Jaan G. Hennan irgendetwas mit dem Tod seiner Ehefrau zu tun haben könnte? Das ist unbegreiflich, meine Damen und Herren, vollkommen unbegreiflich. Schließlich gibt dieser Zeuge meinem Mandanten selbst ein Alibi für den betreffenden Zeitpunkt, und zwar ein absolut wasserdichtes.

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