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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Aussage zurechtzurücken?«
    Van Veeteren bemerkte, dass Richter Hart langsam fast amüsiert wirkte. Er nickte der Anwältin zustimmend zu, und Hennan erhob sich von seinem Stuhl.
    »Es stimmt, dass ich meine damalige Frau einmal geschlagen habe«, sagte er. »Sie hatte sich in meinen Arm verbissen, deshalb war ich gezwungen, ihr mit der anderen Hand eine Ohrfeige zu geben, damit ich mich wieder befreien konnte.«
    Er setzte sich. Doris Sellneck zeigte ihm aus dem Zeugenstand heraus eine gehobene Faust, und eine größere Anzahl der Zuhörer reagierte lautstark darauf. Aber nicht Kommissar Van Veeteren.
    Reinhart hat Recht, dachte er. Silwerstein ist ein Esel. Man kann nur dankbar dafür sein, dass er nicht auch noch die Schwester angeschleppt hat.
    Richter Hart ließ das Gemurmel verebben, bevor er dem Staatsanwalt ein Zeichen gab, weiterzumachen. Der fand es mittlerweile besser, nicht noch weitere Risiken einzugehen, stattdessen wandte er sich nun den Geschworenen zu.
    »Ich denke, Sie haben einen ganz guten Einblick in den Charakter des Angeklagten erhalten«, stellte er fest. »Bereits vor mehr als zwanzig Jahren hat er Frauen finanziell ausgenutzt, und seitdem hat er damit weitergemacht. Doris Sellneck ist es gelungen, am Leben zu bleiben, im Gegensatz zu Philomena McNaught und Barbara Delgado. Danke, Fräulein Sellneck, ich habe keine weiteren Fragen an Sie.«
    Aber die hatte die Verteidigerin Van Molde. Wenn auch nur ein paar.
    »Welchen Beruf üben Sie aus, Fräulein Sellneck?«
    »Ich bin krankgeschrieben.«
    »Krankgeschrieben?«
    »Vorzeitig verrentet, genauer gesagt.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Ich wohne im Liljeheim.«
    »Ich verstehe. Das ist ein Heim für Menschen mit verschiedenen psychischen Behinderungen, nicht wahr?«
    »Das ist ein Krankenhaus, ja. Ich bin ja krankgeschrieben.«
    »Wie lange leben Sie schon im Liljeheim?«
    Doris Sellnecks Nacken zuckte noch ein letztes Mal.
    »Seit achtzehn Jahren«, sagte sie. »Jetzt im August werden es achtzehn Jahre.«
    »Gefällt es Ihnen in dem Heim?«
    »Oh ja, es gefällt mir da sehr gut«, erklärte Fräulein Sellneck zufrieden. »Es ist ein schöner Ort, gleich an der Seegergraacht. Und donnerstags und sonntags haben wir auch Kino.«
    Nach dieser Aussage durfte sie den Zeugenstand verlassen.
    Verlangen war frisch rasiert und trug ein weißes Hemd.
    Auf die einleitenden Fragen des Staatsanwalts hin erklärte er, dass er als Privatdetektiv mit eigenem Büro arbeite, dass er siebenundvierzig Jahre alt sei und dass er früher im Polizeidienst gewesen sei.
    Silwerstein fragte, ob er vor dem aktuellen Fall bereits einmal Kontakt mit dem Angeklagten gehabt habe, worauf Verlangen relativ ausführlich von seiner Arbeit vor zwölf Jahren berichtete, als Hennan wegen Drogendelikten verurteilt worden war. Van Veeteren bemerkte, dass Anwältin Van Molde mehrmals während der Befragung Anstalten machte, Einspruch zu erheben, aber dennoch auf ihrem Platz sitzen blieb, vielleicht auch weil Hennan eine Hand auf ihren Arm gelegt hatte.
    »Und vor einem Monat tauchte er also erneut in Ihrem Leben auf?«, fragte der Staatsanwalt.
    Verlangen fuhr mit einem weiteren ausführlichen Rapport darüber fort, wie es zuging, als Barbara Hennan mit ihm Kontakt aufnahm, und über seine Beschattung in Linden.
    »Schätzen Sie sich selbst als einen routinierten Detektiv ein?«, wollte Silwerstein wissen, als Verlangen fertig war.
    »Ich bin seit fünf Jahren in der Branche«, erklärte Verlangen. »Außerdem liegt meine frühere Arbeit bei der Polizei ja auf der gleichen Linie… ja, deshalb kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich ziemlich viel Erfahrung habe.«
    »Sie haben schon vorher Beschattungsaufträge durchgeführt?«
    »Diverse Male.«
    »Worum handelt es sich dabei meistens?«
    »Wenn es eine Ehefrau ist, die ihren Mann beobachtet haben möchte, dann ist es meistens eine Frage der Untreue. Diese Frauen wollen wissen, ob ihre Männer eine andere Frau treffen.«
    »Das ist das üblichste Motiv?«
    »Zweifellos.«
    »Und wie verhielt es sich mit Barbara Hennan?«
    »Sie gab keinerlei Begründung an.«
    »Ist das normal?«
    »Es kommt schon vor. Aber meistens erzählen sie einem den Grund.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass Frau Hennan etwas in dieser Richtung vermutete und Sie deshalb beauftragte, den Angeklagten zu beobachten?«
    »Einspruch«, unterbrach die Anwältin. »Der Zeuge wird aufgefordert zu spekulieren.«
    »Abgelehnt«, sagte Hart. »Aber die Geschworenen

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