Sein letzter Trumpf
aber er war trotzdem vorsichtig. Er nahm den gleichen Weg wie beim letztenmal, rechts um die Ecke, dort, wohin kein Licht aus den Fenstern fiel. Um das letzte Häuschen herum, dann geduckt durch den Zwischenraum zwischen den Häuschen, wo vorher der Pickup gestanden hatte. Und dann, lautlos, aber schnell, über die mit Fliegendraht verkleidete Veranda zu dem Häuschen, in dem neuerdings Licht brannte.
Als er seinerzeit, bevor sie hier eingezogen waren, alle Häuschen besichtigt hatte, war diese Hintertür nicht abgeschlossen gewesen, und sie war es auch jetzt nicht. Er ging zur Küche durch, und sie war dunkel, die beleuchteten Räume, Wohnzimmer und Bad, waren weiter entfernt.
Er horchte. Nichts. Er ging durch die Küche zur Gangtür und blieb stehen. Nichts. Er trat auf den Gang hinaus und sah durch die offene Tür die Schweinerei im Bad. Eine halbe Rolle Küchenkrepp im Waschbecken, blutbefleckte Papierhandtücher in der Badewanne und auf dem Boden. Blutschmierer am Waschbecken.
In den dunklen Schlafzimmern, an denen er vorbeikam, war niemand, und sie sahen auch unbenutzt aus. Im Wohnzimmer brannte eine Stehlampe an einem Ende des Sofasund beleuchtete einen dunklen Fleck auf dem blümchengemusterten Schonbezug. Parker besah sich den Fleck, und es war Blut, teils getrocknet, teils noch klebrig. Es bildete ein unregelmäßiges Muster genau am Ende des Sofas.
Verletzt. Wycza recht gehabt, was die Blutspritzer an der Außenwand des Hauses nebenan betraf. Es sah nach einem Kopfschuss aus, nur dass der Mann dafür noch zu aktiv gewesen war. Nachdem er angeschossen worden war, hatte er es noch geschafft, auf den dritten Biker zu schießen.
Doch er hatte nicht mehr die Kraft gehabt, das Licht auszuschalten. Er musste gewusst haben, dass Parker und die anderen es nicht angelassen hatten, bevor sie losgefahren waren, und wissen würden, dass irgendwas nicht stimmte, wenn sie zurückkamen und alles taghell beleuchtet war. Aber er hatte nicht die Kraft gehabt, etwas dagegen zu unternehmen. Er war hier herübergekommen, war zusammengebrochen und hatte versucht, wieder zu Kräften zu kommen.
Demnach hatte er Wycza nicht deshalb am Leben gelassen, weil er warten wollte, bis die anderen mit dem Geld aufkreuzten. Er war hier drüben ohnmächtig geworden, hatte Wycza überhaupt nicht gesehen.
Und dann war er wieder zu sich gekommen. Hatte seine Wunden irgendwie versorgt und sich davongemacht, weil er wusste, dass der Hinterhalt geplatzt war und das Geld nicht hierhergebracht werden würde.
Wo fuhr er jetzt hin? Wer zum Teufel war er?
Vielleicht konnte Cathman ein paar Fragen beantworten.
SECHS
Es war eine lange Nacht, und sie wurde immer länger. Parker war zu dem Ahornbaum gegangen und hatte die Plastiktüte mit dem Geld geholt, das sich jetzt im Fensterschacht der rechten hinteren Tür des Lexus befand. Die Automatik, die er dem Wachmann auf dem Schiff abgenommen hatte, hatte er in hohem Bogen in den Fluss geworfen. Die einfachen Brandbomben hatte er eingestellt, je eine in den beiden beleuchteten Häuschen. Die Techniker von der Spurensicherung würden keine Flächen finden, auf denen sie nach Fingerabdrücken suchen konnten. Allerdings würde hier genug übrigbleiben, was der Polizei zu denken geben würde.
Wenn er die Zeitzünder richtig eingestellt hatte, würde das Feuer in drei Stunden ausbrechen, also nach sieben Uhr morgens; bei Tageslicht, damit es nicht gleich bemerkt wurde. Er gähnte, konnte sich nur mit Mühe wach halten. Er setzte sich ans Steuer des Lexus und fuhr zur Hauptstraße hinauf, mit der Absicht, nach Norden zu fahren, um sich auf die eine oder andere Art mit Cathman auseinanderzusetzen. Doch als er den Hyundai sah, hielt er an.
Er rieb sich die Augen und die Bartstoppeln. Wycza hatte doch nicht recht gehabt, verdammt. Er hatte den typischen Fehler der Starken, immer wieder einmal Mitleid mit den Schwachen zu bekommen.
Greg Hanzen kannte ihre Gesichter, er hatte über Pete Rudd eine Verbindung zu Parker, und er konnte die Fluchtvon dem Schiff schildern. Er konnte der Polizei mitteilen, dass das Geld nicht zusammen mit den Räubern das Schiff verlassen hatte. Sein Auto stand hier, ganz in der Nähe eines Tatorts, den man zwangsläufig mit dem Raubüberfall in Verbindung bringen würde, und Parker hatte keine Möglichkeit, es wegzuschaffen.
Cathman wohnte im Norden, in Albany, eine Stunde entfernt. Hanzen befand sich eine halbe Stunde südlich, an seiner Anlegestelle. Oder falls er
Weitere Kostenlose Bücher