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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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wieder bei Bewusstsein war, hatte er es vielleicht in irgendein Krankenhaus geschafft, eine Flussratte mit einem gebrochenen Kiefer in einer Nacht, in der auf dem Fluss ein größerer Raubüberfall stattgefunden hatte. Ob die Polizei ihm Fragen stellen würde?
    Ich muss nachsehen, sagte sich Parker. Wenn er da ist, dann war’s das. Ist er weg, verfolge ich die Sache nicht weiter, sondern lasse den Dingen ihren Lauf.
    Er bog nach rechts ab und fuhr Richtung Süden. Zehn Minuten später sah er die ersten Lichter, eine rund um die Uhr geöffnete Tankstelle mit Supermarkt. Er tankte, bestellte sich einen Kaffee und einen Doughnut mit Zuckerguss und fuhr weiter Richtung Süden. Den letzten Schluck Kaffee trank er kurz vor der Abzweigung zu Hanzens Anlegestelle.
    Er schaltete die Scheinwerfer aus, als er die Eisenbahngleise überquerte, und sah vor sich ein anderes Licht glimmen. Er blieb auf der Lichtung stehen, stieg aus und sah, dass das Licht von Hanzens Boot kam, das noch immer aufs Ufer hochgezogen war. In der Kajüte brannte eine nicht allzu helle Lampe, und die Kajüttür auf der Flussseite stand offen.
    Parker stieg nicht in das Boot; er war zu müde, um über die Bordwand zu klettern. Er hielt den Python in der rechten Hand und ging auf das Boot zu, bis er knöcheltief im Wasser stand und es in seinen Schuhen kalt wurde. Er schaute in dieKajüte; Hanzen war drin. Er war wach und schien sich elend zu fühlen, saß über seine Batterielampe gebeugt, ein Handtuch ums Kinn geschlungen und über dem Kopf zusammengebunden, wie jemand mit Zahnweh in einem Comicstrip. Als er Parker bemerkte, schaute er ihn mit wässrigen Augen an. »Und jetzt?« fragte er. Seine Aussprache war verwaschen.
    Parker sagte: »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie Ihre Sorgen jetzt doch los sind.«

 
    SIEBEN
     
    Während Parker auf dem Taconic Parkway Richtung Albany fuhr, zog erst das Morgenrot und dann eine dichte Wolkendecke von Westen herüber. Er fuhr mit offenen Fenstern, damit der Fahrtwind ihn wach hielt.
    Noch eine Kleinigkeit, und es war ausgestanden. Er würde sich ein Motelzimmer nehmen, einen Tag und eine Nacht durchschlafen und nicht versuchen, vor morgen wieder bei Claire zu sein.
    Howell hätte Cathman niemals Parkers Namen und seine Telefonnummer geben dürfen. Als er es tat, hatte er natürlich nicht gewusst, dass er bald tot sein und keinen Einfluss mehr auf den Lauf der Dinge haben würde. Trotzdem hätte er Parker nicht in dieser Weise gefährden dürfen.
    Vor Claire war es einfacher gewesen. Damals hatte es keine Telefonnummer gegeben, unter der Parker zu erreichen war, keine »Adresse«, wo man die Hand ausstrecken und ihn berühren konnte. Es war jetzt schwieriger, unerreichbar zu bleiben, aber möglich war es immer noch. Es war nur mehr Aufwand.
    Nach Norden und dann nach Westen über den Hudson nach Albany und in den grauen Tag hinein. Es war sechs vorbei, und es kam Verkehr auf, die Berufstätigen, die frühmorgens anfangen mussten. In der Stadt waren dann auch ein paar Schulbusse unterwegs.
    Delmar schlief noch überwiegend. Der Supermarkt, wo erden Subaru abgestellt hatte, als er Cathman das eine Mal zu Hause besucht hatte, war noch nicht geöffnet, und der große asphaltierte Parkplatz war leer. Eines der wenigen Häuser in der Umgebung, in denen Licht brannte, war das von Cathman, unten und im ersten Stock. Und im nächsten Block stand auf der rechten Straßenseite vor einem Zweifamilienhaus der Pickup.
    Parker fuhr noch einen halben Block weiter und schaute sich den Pickup im Rückspiegel an. Es war eindeutig. Er hielt an, ließ die Fenster hoch, schloss den Wagen ab und ging zu dem Pickup zurück.
    Die Karosserie hatte einige frische Beulen und Kratzer. Unter dem rechten Scheinwerfer befand sich der Aufkleber einer Autovermietung, der wie eine Träne aussah. Der Fahrer war weggegangen, ohne den Pickup abzuschließen, und als Parker die Fahrertür öffnete, um einen Blick hineinzuwerfen, sah er, dass etwas Blut an der Rückenlehne klebte; nicht viel, aber doch etwas.
    Solche Pickups haben einen Laderaum hinter der Sitzbank. Parker kippte die Rückenlehne nach vorn und sah eine Schrotflinte. Auch sie hatte einen Aufkleber, genau wie der Pickup, aber dieser war kleiner, goldene Buchstaben auf Schwarz, an der Seite des Kolbens, dicht über der Basis. Er lautete: »MONROVILLE  P.D.«
    Monroville? Kannte er den Namen? Und was machte dieser Typ mit einer Schrotflinte der Polizei?
    Und wieso besuchte er

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