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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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her geparkt war, als hätte der Besitzer nicht mit der Möglichkeit gerechnet, schnell wieder wegfahren zu müssen.
    Während Parker das leere Terrain bis zum nächsten Häuschen überquerte, fielen plötzlich zwei Schüsse. Er ließ sich fallen, drückte sich an die Grundmauer des Häuschens und blieb liegen, den Python im doppelhändigen Anschlag vor sich.
    Die Schüsse waren von vorn gekommen, wahrscheinlich aus ihrem Häuschen. Und sie hatten verschieden geklungen, der erste heller, mehr wie ein Klatschen, der zweite tiefer, ein kehliges Bellen. Die Art Geräusch, wie sie der Python gemacht hätte oder Wyczas 27er.
    Parker wartete, ob noch etwas nachkam, doch als alles ruhig blieb, robbte er über den Boden, zog sich mit den Ellbogen vorwärts, die Arme vor seinem Kinn gekreuzt, den Python auf die Veranda neben ihm gerichtet.
    An der Ecke fing der helle Bereich an. Er schaute zu den gelben Fenstern hinüber und wartete. Nach einer Minute hörte er Schritte; jemand, der sich keine Mühe gab, unbemerkt zu bleiben. Dann ging die Haustür auf und fiel wieder zu, und ein paar Sekunden später kam Wycza um die Ecke, die 27er in der Hand, aber nicht schussbereit, sondern nachunten gerichtet. Er schaute hierhin und dorthin, doch nicht, weil er auf der Hut war, sondern mit gesenktem Blick, wie einer, der einen Manschettenknopf verloren hat. Er blieb stehen, besah sich das Fenster des Schlafzimmers neben der Küche und betastete das Fliegengitter. Dann ging er weiter, und Parker hörte ihn singen, nicht laut und nicht leise: »Be down to getcha in a taxi, honey, better be ready bout half past eight.«
    Wycza war eigentlich nicht der Typ, der sang. Als er um die Ecke bog und unbekümmert an der Tür vorbeiging, durch die er vor zwei Minuten noch gerobbt war, richtete Parker sich halb auf und lief geduckt wieder zum Häuschen zurück und auf die Vorderseite, und von dort aus sah er Wycza aus dem Lichtschein hinaus zum Fahrweg gehen. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass er eine gute Zielscheibe abgab.
    Parker folgte ihm, blieb aber im Dunkeln, so dass er nicht gesehen werden konnte.

 
    DREI
     
    Ein Stück den Fahrweg hinauf, wo man das Licht aus dem Häuschen nicht mehr sehen konnte, stand Wycza und wartete. Parker trat zu ihm und fragte: »Was war los?«
    »Die drei Biker, wie du gesagt hast, in drei Zimmern. Hatten sich selbst auf die Lauer gelegt, sind aber erledigt worden. Zwei tot, einer nicht. Bis vorhin.«
    »Verwundet? Hat auf dich geschossen?«
    »Der junge. War oben in die Brust getroffen, rechte Seite, und hat im Wohnzimmer hinter dem Sofa gelegen. Scheinbar tot. Ich hab die anderen beiden zuerst gefunden, einen in einem Schlafzimmer, in den Hinterkopf geschossen, den anderen in der Küche, in die Brust geschossen. Für jeden ein Schuss.«
    »Sparsam.«
    »Ich hab mich geduckt fortbewegt, langsam.« Wycza schüttelte den Kopf. »Auf einmal rollt der Scheißkerl im Wohnzimmer herum, in der Hand einen 22er. Du weißt so gut wie ich, dass man mit so einem Ding noch nicht mal seine eigene Hosentasche trifft.«
    »Arbeiten kann man mit denen nicht«, stimmte Parker zu. »Aber angeben und Krach machen.«
    »Also der schießt auf mich, trifft die Decke oder was weiß ich. Ich hab ihn erledigt.«
    »Okay.«
    »Die Sache ist die«, sagte Wycza, »er hat mich erschreckt,also spring ich auf, und ich hab ihn erledigt, und wie ich da so steh, wird mir auf einmal klar, dass auf drei Seiten von mir Fenster sind. Du kennst ja das Wohnzimmer, das geht über den ganzen vorderen Teil.«
    »Aber es hat dich keiner umgelegt.«
    »Nette Art, das zu erfahren«, sagte Wycza. »Aber wo ist der Kerl von dem Pickup? Die drei da drinnen haben sich nicht gegenseitig umgelegt, und der Pickup ist noch da, aber niemand schießt auf mich. Ist er verletzt? Oder wartet er nur ab? Hat jemand dem Typ mit dem Pickup eine Kugel verpasst?«
    »Nicht mit einem 22er«, sagte Parker.
    »Der in der Küche«, sagte Wycza, »hatte eine 45er Automatik, aus der heute abend geschossen wurde.«
    »Das ist was anderes«, sagte Parker.
    »Aber ich hab mir gedacht, solange keiner auf mich schießt, kann ich mich ja auch ein bisschen umsehen.«
    »Ich hab dich beobachtet«, verriet ihm Parker.
    »Du warst nicht der einzige, da bin ich ziemlich sicher«, sagte Wycza. »Du hast mich also am Schlafzimmerfenster gesehen.«
    »Du hast dich für den Fliegendraht interessiert.«
    »Drei frische Löcher drin, zwei von außen nach innen, eins nach außen. Ich stell mir das

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