Sein mit Leib und Seele - Band 04
da wäre ... Ich bin ihm noch heute Abend in der Eingangshalle begegnet. Ich tat so, als wenn ich in Gedanken versunken wäre (selbstverständlich in lüsterne Gedanken). Er sah verwundert aus. Und neugierig. Er fragte mich, wie es mir ginge. Ich antwortete einfach nur „gut“, schmunzelte und verschwand. Ganz geheimnisvoll. Ich ließ nur den betörenden Duft meines Parfüms zurück. Morgen werde ich ohne Unterwäsche rausgehen, ich bin bereit.
6. Erfahrungen
Heute habe ich es zum ersten Mal getan. Ich bin ohne Höschen rausgegangen. Und ohne BH übrigens auch. Es ist der ideale Tag dafür. Es ist kalt, aber die Sonne kämpft sich trotzdem ein wenig durch die Wolken durch. Ein kleiner, hautenger Pulli, ein Rock, der gerade bis über die Knie reicht, und schwarze Strümpfe. Im Spiegel sieht man es nicht. Ich würde sagen, es fällt kaum auf, man muss wirklich ganz genau hinsehen, um es zu bemerken. Ich fange zum Warmwerden mit einem kleinen Abstecher zur Bäckerei an. Eine dünne Jeansjacke, ein langer Schal und los geht's. Ich bin sexy, selbstsicher, Herrscherin der Welt. Leider spielt mein Viertel bei meinem Lebenswandel nicht mit. Es ist immer noch voller ausgefallener alter Damen mit violetten Haaren und frisch getrimmten Hunden. Leute um die dreißig sind um diese Uhrzeit selten unterwegs. Notiz an mich selbst: Weder die Hunde noch die alten Damen scheinen Anstoß an meinem Outfit zu nehmen, die Bäckerin ebenso wenig. Ich gönne mir ein Schokocroissant, das ich auf dem Heimweg esse. Ich bin gerade dabei, mir vor dem Aufzug die Finger abzulecken, als Charles kommt. Per-fekt! Selbst wenn ich es darauf angelegt hätte, hätte ich es nicht besser abpassen können. Ich halte ihn unter dem Vorwand an, die Miete begleichen zu wollen. Eigentlich muss ich erst bis zum 5. des Monats die Miete zahlen, aber das ist wohl der Kontrollfreak in mir. Jetzt hat er es bemerkt, ganz sicher. Aber seine Augen zeigen eher Verwunderung als Begierde. Alles zu seiner Zeit. Nachdem der Scheck ausgestellt ist, verkürze ich unsere Unterhaltung, um, so behaupte ich, schnell unter die Dusche zu springen, bevor ich in die Uni müsse. Als wenn ich gerade von einer durchzechten Nacht wiedergekommen wäre. Manon hat recht, es ist echt berauschend.
Ich werde wirklich unter die Dusche gehen. Denn wenn ich glaubhaft wirken will, muss er auch das Wasser laufen hören. Ich möchte, dass er sich mich nackt unter der Dusche vorstellt. Und dass ihm das keine Ruhe lässt. Dass er nicht aufhören kann zu lauschen. Dass er sich zusammenreißen muss, um nicht einfach zu mir zu stoßen. Dass er sich meinen nassen Körper vorstellt, seine Hände, wie sie fiebrig daran herabgleiten, meine halb geöffneten Lippen, mein kurzer Atem, meine weichen Hüften ... dass er zu meiner Tür kommt und uns nur noch einige Meter voneinander trennen. Er könnte ganz einfach seinen Zweitschlüssel benutzen, um sich Zutritt zu meiner Wohnung zu verschaffen, wie ein Einbrecher, und er könnte sich leise zu mir unter die Dusche schleichen. Meine Augen wären geschlossen, aber ich würde den Drang seiner Begierde erahnen. Er würde nichts sagen, mir einen heißen Zungenkuss geben und mich noch im gleichen Atemzug leidenschaftlich nehmen. Ich möchte, dass er verrückt vor Verlangen wird, während er die Dusche laufen hört ... Dabei bin ich es, die völlig auf dem Kopf steht. Ich muss mich wieder fangen. Zuerst einmal muss ich mich anziehen. Na ja, nicht vollständig. Ich bin überzeugt, ich bleibe den Rest des Tages so. Schließlich habe ich ja keine Seminare. Ich werde ein wenig im Institut büffeln, wo mich eh niemand bemerken wird, danach Mittagessen mit Manon und dann bin ich bis 17 Uhr in der Bibliothek.
„Sagen Sie mal, Sie verkehren anscheinend in schlechten Kreisen, Cécile de Volanges!“
„Ich bin nur deinem Rat gefolgt, Merteuil!“
„Ich stelle mit Freuden fest, dass du meiner Lektüreempfehlung nachgegangen bist ... aber ich würde es in Zukunft doch vorziehen, wenn du mich nicht Merteuil nennen würdest.“
„Okay. Dann nennst du mich aber auch Emma.“
„Abgemacht. Dann bist du unter deinem Kleid also nackt?“
„Äh, ja. Aber es ist schon irgendwie seltsam, darüber in der Mensa zu reden ...“
„Und Delmonte, hast du ihn gesehen?“
„Ja. Er hat es bemerkt, da bin ich mir sicher.“
„War er empört? Oder hat er um deine Hand angehalten?“
„Sehr witzig. Nein, nichts von beidem. Er sah nur etwas verwundert aus.“
„Welch perfekte
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